Vergangene Woche fand die zweite Auflage des TEDx-Zukunftforums in Maastricht statt. Mehr als 20 Redner, verteilt über drei Sessions, kamen zusammen, um Ideen für die Entwicklung des Gesundheitssektors zu teilen. DocCheck war exklusiv vor Ort.
TED ist eine Veranstaltungsreihe aus den USA, bei der ursprünglich inspirierende Redner aus den Bereichen Technologie, Entertainment und Design (TED) zusammen kamen um in Form von Kurzvorträgen (weniger als 18 Minuten) von neuen Ideen und Entwicklungen zu berichten. Ziel war es, neue Impulse zu setzten, zu inspirieren und die besten der besten Redner auf die Bühne zu bringen. Die TED ist zu einem globalen Phänomen geworden und immer mehr unabhängig organisierte Events (das x steht für „unabhängig organisiert“) sprießen aus dem Boden. Doch das Besondere daran ist die penible Dokumentation aller Vorträge. Mittlerweile ist auf TED.com eine beeindruckende Sammlung von inspirierenden Vorträgen zu allen denkbaren Themen heran gewachsen, die jederzeit kostenfrei anzuschauen ist.
Etwas enttäuschendes Programm in Maastricht
Zum zweiten Mal fand nun in Maastricht die TEDx zum Thema „Future of Health“ statt und DocCheck war exklusiv dabei. Entgegen aller Erwartungen war das Programm leider eher mittelmäßig und die Auswahl der Redner stellte sich streckenweise als unglücklich dar. Die gesamte Veranstaltung schien etwas von ihrem innovativen Charakter eingebüßt zu haben und sich mehr zu einer Art Social-Media-Event zu entwickeln. Nicht die Inhalte, sondern die Art der Präsentation und das parallele Twittern und Updaten seines Facebookprofils schienen in den Mittelpunkt gerückt zu werden. Das führte dazu, dass die teilweise sehr relevanten Beiträge ihren Tiefgang verloren und durch die strikte Teilnehmerselektion die ganze Veranstaltung etwas elitär daher kam.
Dennoch gab es auch diesmal ein paar Highlights, von denen hier berichtet werden soll. Rückblickend ließen sich die Zukunftsvisionen der Redner in die drei Themenschwerpunkte „Participatory Medicine“, „Error Management“ und die Abkehr vom „Masterbuilder Concept“ in der Medizin gliedern.
Teilhabe des Patienten am Gesundheitsprozess
In mehreren Talks wurden Aspekte der sogenannten „Participatory Medicine“ beleuchtet, bei der Patienten und ihre Angehörigen aktiv in den Prozess der Behandlung und Krankheitsaufklärung eingebracht werden. Die Idee dahinter ist, dass ein jeder Patient, der sich mit seiner Erkrankung beschäftigt, zu einem sogenannten „Microprofessional“ wird. Sich also sehr gut auf einem spezifischen und sehr eingegrenzten Gebiet auskennt. Dieses Potential gilt es zu nutzen. So berichtete zum Beispiel Clarissa Silva von ihren Erfahrungen als ehemalige Psychiatriepatientin, der geholfen werden konnte und die jetzt selbst Gesundheitsdienstleister ausbildet Patienten zu unterstützen, die in einer ähnlichen Situation sind. Oder Roni Zeiger, dem ehemaligen Gesundheitsexperten von Google, der den Patientenexperten, die sich auf dem Feld ihrer persönlichen Erkrankung extrem gut auskennen, ein Forum bieten will sich auszutauschen, Wissen zu archivieren und anderen Patienten damit zu helfen. Auf eine etwas andere Art versucht Michale Evans dieses Potential zu nutzen. Als Gründer des „Health Design Labs“ greift er auf die Kreativität und Interdisziplinarität von Patienten und Nicht-Patienten zurück, um gesundheitsrelevante Themen auch Nicht-Medizinern verständlich zu machen. In seinem kurzen Film „23.5 Hours“ beschreibt er auf sehr anschauliche Art und Weise die Wichtigkeit von Präventionsmaßnahmen.
Vom Umgang mit Fehlern in der Medizin
Das Zugeben von Fehlern ist nie leicht. Besonders Mediziner tun sich damit sehr schwer, obwohl es wohl kaum ein anderes Berufsfeld gibt, in dem mehr Verantwortung und tiefgreifende Konsequenzen auf einzelnen Personen lasten. Paul Levy, Geschäftsführer des „Beth Israel Deaconess Medical Centers“ in Boston beschäftigt sich schon seit längerem mit der Thematik und berichtete von seiner Vorstellung von Fehlerkultur in Krankenhäusern. Die Kunst sei es, über Fehler zu reden und daraus zu lernen damit sie zukünftig vermeidbar werden. In einem Videoeinspieler von der TEDxTorronto erzählte Dr. Brian Goldman vom ersten schwerwiegenden Fehler seiner medizinischen Karriere und wie er damit umging. Auch er fordert einen Klimawechsel in den Krankenhäusern hinsichtlich dem Umgang mit ärztlichen Kunstfehlern.
Das Ende der Universalisten
Paul Grundy, Gesundheitsexperte von IBM, sprach über das Ende des „Masterbuilder concepts“ in der Medizin. Die Konzentration von geballtem, extrem breitem Wissen auf einzelnen Personen, wie es zu Zeiten der großen Dombauherren üblich war, ist in den heutigen Zeiten von Masseninformation und immer spezifischeren Therapien, nicht mehr aufrecht zu erhalten. Vielmehr müsse zukünftig in interdisziplinären Teams und mit Inanspruchnahme von Unterstützung durch Informationstechnologien „outcome orientiert“ gearbeitet werden. Seiner Meinung nach sollten Ärzte nicht dafür bezahlt werden was sie tun, sondern wie gut sie es tun. Der Schwerpunkt des Handelns solle nicht auf die Therapie, sondern auf die Vermeidung von Erkrankungen und die Erhaltung der Gesundheit gelegt werden.
Es konnten nur schwache Impulse gesetzt werden
Unter einigen, sowohl inhaltlich als auch rhetorisch schwachen Vorträgen, stachen ein paar wenige hervor, obwohl auch diese nicht wirklich Neues oder Beeindruckendes liefern konnten – zumindest für das Fachpublikum. Beim nächsten Mal bitte ein paar weniger Smartphones und dafür mehr hochkarätige Inhalte. Das Konzept ist nämlich eigentlich sehr vielversprechend.