Wer herzkrank ist, muss nicht auf Sex verzichten. Beachten Herzpatienten ein paar Vorkehrungen, sind ihren sexuellen Aktiväten (fast) keine Grenzen gesetzt. Die American Heart Association hat jetzt sogar einen wissenschaftlichen Leitfaden verfasst.
Bei Herzpatienten mit erhöhtem oder unbekanntem kardiovaskulärem Risiko sollte vor der Wiederaufnahme sexueller Aktivität ein Belastungstest erfolgen. Erreichen die Patienten dabei ohne Beschwerden und ohne auffällige EKG-Veränderungen eine Belastung von über drei bis fünf metabolischen Äquivalenten (MET), ist Sex ungefährlich, heißt es in dem Papier. Empfehlungen zur Einschätzung der Sextauglichkeit werden hier für unterschiedliche Gruppen von Herzpatienten gegeben. Die körperliche Belastung durch sexuelle Aktivität wird als moderat eingestuft.
Die Belastung, der das Herz-Kreislaufsystem ausgesetzt ist, sei vergleichbar mit der beim Treppen steigen über zwei Etagen oder einem Spaziergang im raschen Tempo. Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, die bei diesen körperlichen Aktivitäten nicht aus der Puste geraten, hätten demnach auch beim Koitus nur ein geringes Risiko für Sauerstoffmangel. Ein systolischer Blutdruck über 170 mmHg oder ein Puls über 130/Minute werden jedoch nur selten überschritten – zumindest nicht bei ansonsten normotensiven Männern, die Sex mit der eigenen Ehefrau haben. Generell liegt die Belastung bei sexueller Aktivität im Bereich von drei bis fünf metabolischen Äquivalenten (MWT), je nach Alter, Fitness und gesundheitlichem Gesamtzustand. Am stärksten steigen Blutdruck und Herzfrequenz in den 10 bis 15 Sekunden während des Orgasmus und geringfügig beim Vorspiel.
Erwartungsgemäß besteht beim Koitus ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Die absolute Ereignisrate ist jedoch winzig, so die AHA, vor allem weil die Belastung in der Regel nur wenige Sekunden währt. Selbst ein bereits überstandener Herzinfarkt ist demnach keine Kontraindikation für die körperliche Liebe. Eine Stunde Sex pro Woche erhöhe das Risiko dieser Patienten für einen erneuten Myokardinfarkt oder Tod vorübergehend von 10 in einer Million auf 20 bis 30 in einer Million Fälle. So ereignen sich weniger als ein Prozent der Herzinfarkte und aller Fälle von plötzlichem Herztod beim Geschlechtsakt. Die „Angina d´Amour“ während des Koitus oder in den nachfolgenden Stunden macht weniger als fünf Prozent aller Angina-pectoris-Anfälle aus. Aber wie sieht es für den einzelnen, kardiovaskulär erkrankten Patienten aus?
Die konkreten Sex-Empfehlungen
Bei der Beantwortung dieser Fragen hilft die aktuelle AHA-Publikation. Experten verschiedener Disziplinen haben dabei die publizierten Studiendaten und die Leitlinien großer Fachgesellschaften zusammengetragen und daraus folgende Empfehlungen abgeleitet:
Ein ausgefülltes Sexualleben ist ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität von Patienten und partnerschaftlichen Beziehungen und für die meisten Patienten, die an CVD leiden ist es sinnvoll, ein aktives Sexualleben zu führen. Allerdings ist es für CVD-Patienten empfehlenswert, vorab eine umfassende Anamnese durchführen zu lassen und sich körperlich untersuchen zu lassen. Bei Patienten mit stabilen Symptomen und einer guten nachhaltigen Leistungsfähigkeit spricht nichts gegen sexuelle Aktivitäten. Patienten mit unstabilen oder ernsten Symptomen sollten zuerst behandelt und stabilisiert werden, ehe sie sich sexuellen Aktivitäten widmen.