Wann habt ihr euch zum letzten Mal so richtig über eine Prüfung geärgert? Das ist wahrscheinlich gar nicht lange her. Denn, ganz gleich, ob klassische MC-Klausur oder mündliches Testat, jede Prüfung ist für die ein oder andere Überraschung gut.
Prüfer und Technik
Frei nach dem ungeschriebenen Gesetz „Nobody is perfect“ sind auch die zahlreichen MC-Klausuren im Verlauf des Medizinstudiums nicht vor Pannen sicher. Der inhaltliche Aspekt der Fragen mit Mehrfachauswahl wird zwar meist durch die Vorgaben der Studienordnung und des IMPP sicher gestellt. Für die organisatorische und neuerdings auch technische Durchführung ist hingegen die Uni selbst verantwortlich. An der Medizinischen Hochschule Hannover werden fast alle Klausuren heute auf Laptops geschrieben, für deren Funktionstüchtigkeit die Firma Codiplan zuständig ist.
Eigentlich klappt auch alles immer ganz prima. Nur am Ende des vergangenen Wintersemesters war plötzlich die Orthopädie-Klausur des 4. Studienjahres in aller Munde. Was war passiert? „Bei einer Frage fehlte das entscheidende Röntgenbild“, fasst ein Student des 4. Jahres zusammen. „Es handelte sich um eine Folgefrage. Man musste also erst eine Antwort festlegen und die nächsten Fragen bezogen sich dann darauf“, erklärt er das Dilemma des fehlenden Röntgenbildes.
Obwohl viele Studierende die technische Panne gleich zu Klausurbeginn bemerkten und den anwesenden Betreuern meldeten, konnte das Problem nicht ohne weiteres gelöst werden. Letzter Stand zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses: Seit Wochen warten die Betroffenen auf die ausstehenden Prüfungsergebnisse der überraschenderweise nicht annullierten Ortho-Prüfung.
Facharztprüfung?
Ganz klar, bei den alten Papierklausuren wäre solch ein Fauxpas wohl nicht vorgekommen. Allerdings sind auch klassische Formen der Leistungskontrolle nicht vor bösen Überraschungen für die Prüflinge sicher. So berichtete mir eine frische Assistenzärztin sichtlich erregt von einer mündlichen Anästhesie-Prüfung, in der der Prüfer plötzlich den thematischen Rahmen sprengte: „Der Anfang war eigentlich ganz normal – klassische Fragen aus dem Hammerexamen.
Doch dann fragte der Prüfer auf einmal Dinge über Narkosekomplikationen und Sonderformen, von denen ich, selbst im Laufe meines Wahltertials, kein Wort gehört hatte. Glücklicherweise war ihm das Facharztniveau seiner Fragen wohl bewusst, sodass ich schließlich trotzdem mit guter Note bestanden habe“, berichtet sie ganz erleichtert vom erfreulichen Ende der nervenaufreibenden Prüfung.
Geschichten wie diese sind leider nicht allzu selten. Besonders bei guten Prüflingen neigen Professoren schnell dazu, deren Wissensgrenzen auszutesten. Da hilft meist nur eine Strategie: Cool bleiben – Augen zu und durch!
Morgenstund hat Gold im Mund
Ein ähnlicher Gedanke muss wohl auch durch die Köpfe einer Prüfungsgruppe aus dem 7. Semester gegangen sein, die außerplanmäßig an einem Freitagmorgen um 6:45 Uhr zur mündlichen Abschlussprüfung des chirurgischen Blockpraktikums auf der Matte standen. „Meine Augen waren noch nicht richtig geöffnet und ich konnte mich trotz eines halben Liters Kaffee kaum auf die Fragen konzentrieren“, berichtet ein „Opfer“ der frühen chirurgischen Betriebszeiten.
„Die beiden Prüfer waren zudem noch schlecht gelaunt und haben nach wenigen Minuten gleich zwei Studierende knallhart durchfallen lassen“, berichtet mir eine ebenfalls beteiligte Studentin. Kein Wunder, denke ich mir. Wie soll man die einzelnen Techniken von Magen-OPs beschreiben können, wenn man noch unter allmorgendlicher Hypotonie leidet?!
Da die anderen Gruppen erst nachmittags geprüft wurden, kann man diese verfrühten Bedingungen durchaus als Ungerechtigkeit empfinden. Das hilft aber natürlich alles nichts, denn die Umstände einer mündlichen Prüfung im klinischen Abschnitt sind nicht selten reine Glückssache. Da hilft also wieder einmal nur eines: Augen zu und durch!