Maximaler Lustgewinn bei minimalem Risikobewusstsein. So liesen sich die Fallbeispiele einer berüchtigten urologischen Doktorarbeit zusammenfassen. Damals häuften sich Penisverletzungen beim Gebrauch eines speziellen Staubsauger-Modells. Morbus Kobold war geboren!
Erotische Stories in der Notaufnahme
Als einführendes Beispiel möchte ich gleich zu Anfang meinen Lieblingsfall aus der Promotionsarbeit von M. A. Theimuras aus dem Jahre 1978 widergeben: Ein 73-jähriger Rentner, der sich schon länger aufgrund persistierender Rückenschmerzen in orthopädischer Behandlung befand, stellte sich in der Notaufnahme mit einer blutenden Penisverletzung vor. Auf Nachfrage nach dem Unfallhergang erklärte er dem diensthabenden Arzt, dass er sich mit einem Staubsauger am Rücken massieren habe wollen und sein bestes Stück dabei „versehentlich“ in das Gerät gekommen sei. Eigentlich wäre das ja ziemlich unmöglich, da sich Rücken und Penis natürlich auf entgegen gelegenen Körperseiten befinden. Aber andererseits: Wer gibt zu nächtlicher Stunde mit schwerster Weichteilverletzung schon gerne zu, mit einem herkömmlichen Staubsauger masturbiert zu haben?!
Erst die Lust, dann der Schmerz
Ganz ähnlich wie dem oben genannten Rentner erging es auffällig vielen weiteren männlichen Patienten, die alle mit blutenden und teils verstümmelnden Penisverletzungen in der Notaufnahme einer deutschen Uniklinik gelandet waren. Das Auffällige dabei waren allerdings nicht nur die vergleichbaren „Unfallhergänge“. Darüber hinaus nannten alle Saug-Opfer dasselbe Staubsauger-Modell, nämlich den „Kobold“ der Marke Vorwerk. Dieser verblüffende Zusammenhang ging auch an forschenden Urologen nicht ohne weiteres vorüber und so fasste der damalige Medizinstudent M. A. Theimuras rund 16 Fälle dieser Art unter dem Titel „Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern“ zusammen. Die Dramaturgie jedes einzelnen Staubsauger-Vorfalls ist fast immer die gleiche: Auf Lust und erotische Stimmung folgte ein autoerotischer Stimulationsversuch mit Hilfe des Kobold-Staubsaugers, der augenblicklich im Blutbad endete. Oder kurz gefasst: Auf große Lust folgte noch größerer Schmerz. Aua!
Zu Risiken und Nebenwirkungen
Schon beim bloßen Anblick der Bilder aus der berüchtigten Promotion spüre ich ein Ziehen in der Leistengegend. Und das als Frau! So grausam und Mitleid erregend sind die klinischen Bilder dieser Arbeit. Liest man dann zu jedem Fall neben der Unfallanamnese auch den klinischen Verlauf, wird schnell deutlich, dass die behandelnden Urologen wirklich große Improvisationsleistungen vollbringen mussten. Die Patienten hatten nämlich nicht bloß tiefe und teils sehr stark blutende Schnitt- und Amputationsverletzungen. Viele Betroffene fingen sich zusätzlich noch Infektionen ein und mussten gegen Tetanus geimpft und mit Antibiose behandelt werden. Nicht selten zog sich die Behandlung über mehrere Wochen hin und es bleibt bis heute offen, ob alle dargestellten Patienten auch nach Abheilung ihren Penis wie zuvor „verwenden“ konnten.
Mit dem Kobold zum Doktortitel
Auch wenn diese Fälle sicher an – teils komischer – Tragik nicht zu überbieten sind, kamen sie doch alle zu einem lobenden Ergebnis: eine kurzweilige Promotionsarbeit, die eindrucksvoll und sehr, sehr anschaulich demonstriert, wie spannend und lebensnah die Medizin sein kann. Und ganz nebenbei wurde auch noch eine neue „Krankheit“ beschrieben: Morbus Kobold. Schon eine knappe Suchanfrage bei Meister Google lässt auf den hohen Bekanntheitsgrad schließen. Die Suchergebnisse sind nicht nur aus medizinischer Sicht sehr spannend, sondern haben höchst wahrscheinlich auch einen präventiven Charakter für alle noch unbeschadeten Männer dieser Erde.