In den letzten Jahren hat sich die die Arbeitsmarktsituation für angehende Ärzte verändert. An vielen Stellen mangelt es an qualifizierten Bewerbern für ausgeschriebene Arztpositionen. Das verlangt den Kliniken in der Mitarbeiterrekrutierung einiges an Kreativität ab.
Noch nie gab es so viele Ärzte in Deutschland wie heute. Im europäischen Vergleich ist die Arztdichte überdurchschnittlich. Trotzdem wird der Begriff Ärztemangel zum Schlagwort. Noch vor 15 Jahren waren knapp 10.000 Ärzte arbeitslos. Heute gibt es mehr als 12.000 unbesetzte Stellen - und es werden mehr.
Der Begriff Ärztemangel kam zum ersten Mal im Jahr 2002 auf und ist seitdem fester Bestandteil aller Diskussionen rund um unser Gesundheitssystem. Die Gründe sind vielfältig. So versucht die Bundesärztekammer in ihrer Analyse die Schuld der zunehmenden Spezialisierung und Feminisierung der medizinischen Profession zuzuschieben. Während der einzelne Patient noch nicht viel von der schleichenden Veränderung mitbekommt, offenbart sich die Notsituation vor allem im Gespräch mit Kliniken. So erläutert Frau Ahrens, Projektassistentin Öffentlichkeitsarbeit des Klinikums Oberberg in Gummersbach: „Auf der einen Seite möchten wir sehr gut qualifiziertes Personal – auf der anderen Seite haben wir manchmal nur einen oder zwei Bewerber auf eine Stelle, die dringend besetzt werden muss.“
Omnipräsenz!
Um neue ärztliche Mitarbeiter zu finden, werden alle möglichen Wege gegangen: Die Klinik präsentiert sich regelmäßig auf Jobmessen, organisiert Examensveranstaltungen, veranstaltet PJ-Informationsveranstaltungen und schreibt Stellen in Online- und Offline-Medien aus. Auch zusätzliche Reize für Studenten werden eingesetzt: Wer sich für das Klinikum verpflichtet, erhält eine großzügige finanzielle Unterstützung während des Studiums. Das alles hört sich nach viel an - und reicht doch nicht. Daher geht man neue Wege!
Hier eine kleine Messe- und Kongressübersicht für Euch:
DocSteps Die größte Karrieremesse für Medizinstudierende und junge Ärztinnen und Ärzte deutschlandweit. DocCheck-Autor Tim Hollstein war im April für Euch vor Ort und berichtete kürzlich darüber. Die Messe findet 2013 voraussichtlich wieder im April statt.
Medica Die Medica ist die jährlich stattfinde weltgrößte Medizinermesse, dieses Jahr vom 14. – 17. November in Düsseldorf.
Career Day Medizin Veranstaltung für Berufsanfänger und Berufserfahrene, die am 10. November 2012 in Köln stattfinden wird. Die Teilnahme ist nur nach vorheriger, verbindlicher Anmeldung möglich.
MEDIZIN Die MEDIZIN ist die größte Fachmesse für angehende und bereits praktizierende Ärzte im süddeutschen Raum. Sie findet wieder vom 25. – 27.01. 2013 statt.
Operation Karriere An mehreren Orten Deutschlands stattfindende Kongresse für den medizinischen Nachwuchs. In 2012 findet jeweils noch ein Kongress in Hamburg (1. Juni), in Berlin (26./27. Oktober) und Köln (24. November) statt.
Clinic-Connect Die Clinic-Connect wurde bereits 2008 von der Fachschaft der Münsterer Medizinstudierenden eingeführt. Dieses Jahr findet sie wieder am 22. Oktober in Münster statt.
Absolventenkongress Deutschlands größte Jobmesse findet dieses Jahr am 28. und 29. November in Köln statt. Diese Karrieremesse deckt alle beruflichen Bereiche ab, bietet aber sicherlich auch zahlreiche interessante Unternehmen und Gesprächspartner aus dem medizinischen Bereich.
Virtuelle Welten ausschöpfen
Eine Alternative zu Präsenzmessen stellen so genannte "virtuelle Nachwuchsmessen" dar. Darunter ist, nach Ahrens, „die digitale Version einer realen Messe“ zu verstehen, „mit dem Vorteil, dass sie im 'Cyberspace' stattfindet und somit nicht orts- oder zeitgebunden ist. Damit erhoffen wir uns einen wesentlich größeren Radius als auf einer realen Messe.“ Interessierte Studenten können per Skype und E-Mail direkten Kontakt mit den Kliniken aufnehmen und noch schneller als sonst mit Ober- und Chefärzten kommunizieren. Ein solche virtuelle Messe wurde neulich auch bei DocCheck Jobs veranstaltet - die Resonanz unter den Studenten war jedoch noch verhalten. Offensichtlich ist für viele ist der Gedanke noch ungewohnt, mit dem künftigen Arbeitgeber locker per Skype zu plaudern.
4.500 Studenten antworten
Für die Zukunft stellt sich also die entscheidende Frage: Was muss ein Klinikum bieten, damit ein zukünftiger Arzt dort arbeiten möchte? Den Versuch einer Antwort kann man in der Auswertung der bisher größten Umfrage unter Medizinstudenten finden. Anfang 2012 befragte der Hartmannbund knapp 4.500 Medizinstudenten zu ihrer Zukunft. Die meistgenannten, wichtigsten Faktoren, lieber im Ausland tätig zu werden, waren: der vergleichsweise bessere Verdienst, die besseren Arbeitsbedingungen, geregeltere Arbeitszeiten und die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das wären alles Ansatzpunkte, wie auch deutsche Kliniken Ärzte für sich begeistern könnten! Und es gibt sicher viele weitere.
Nun seid Ihr gefragt! Was macht eine Klinik für euch attraktiv? Deren Standort, ein hervorragender Ruf, eine überdurchschnittliche Bezahlung, gutes Arbeitsklima und geregelte Arbeitszeiten oder doch vollkommen andere Faktoren? Diskutiert in den Kommentaren!