Mit rund 180 Millionen Euro stehen spanische Banken bei der apoBank in der Kreide. Und damit nicht genug: Im überhitzten spanischen Immobilienmarkt hat die Genossenschaftsbank weitere 330 Millionen Euro in Form von Hypothekenkrediten angelegt. Muss bald der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken einspringen?
Der Vorstand der apoBank hat von Kanzlerin Merkel gelernt. Schlechte Nachrichten werden am besten scheibchenweise serviert. Im Zuge der US-Bankenkrise hatte das Kreditinstitut für die Heilberufe rund 5,5 Mrd. Euro an toxischen Wertpapieren identifiziert (DocCheck berichtete). Rund die Hälfte ist davon mittlerweile abgeschrieben – 2,7 Mrd. schlummern immer noch mit unbekanntem Verlustpotential in der Bilanz.
Verluste in Südeuropa
Nun folgen die nächsten Hiobsbotschaften: Für faule Kredite in Griechenland und Ungarn werden weitere Gelder – insgesamt 90 Millionen Euro – als „Risikovorsorge“ beiseite geschafft, sprich vorsorglich abgeschrieben. Und auch im krisengebeutelten Spanien operierte die apoBank ohne Fortüne. Rund 180 Millionen Euro hat sie an spanische Banken ausgeliehen, die – wie man der Wirtschaftspresse täglich entnehmen kann – teilweise nur noch durch staatliche Beatmungsmaßnahmen am Leben gehalten werden. Dazu kommen noch mal 330 Millionen Euro an Hypothekenkrediten für das ehemalige Beton-Eldorado am Mittelmeer.
Mit 500 Millionen steht die apoBank also im Risiko und viele Genossenschafter dürfte mit Blick auf die Zukunft interessieren, in welchem Umfang das Institut in Italien exponiert ist.
Eigenkapitalquote weiterhin zu gering
Kann die apoBank diese Risiken aus eigener Kraft stemmen? Kaum. Zwar hat sich die Eigenkapitalquote von 7,2 auf 8,5% verbessert, aber das ist noch weit von der 12%-Marke entfernt, die allgemein als „gesund“ angesehen wird. Insofern wundert es nicht, dass Vorstandschef Pfennig mit der Stärkung der Kapitalbasis liebäugelt: Statt 1.500 Euro Genossenschaftsanteil sollen in Zukunft 2.000 Euro gezeichnet werden. Rund 250 Millionen Euro will er damit einspielen.
Da passt nicht recht ins Bild, dass die Bank nun eine Dividendenzahlung von 4% ausschüttet. Damit sollen wahrscheinlich die Anteilseigner milde gestimmt werden, die 2010 ja eine Nullrunde drehen mussten. Sinn macht sie nicht. Was nützt eine Dividende, wenn man seiner Bank das Vielfache gleich wieder vorstrecken muss?
Aber auch über den Kreis der rund 100.000 Anteilseigner hinaus soll frisches Geld eingesammelt werden. Die Verluste der apoBank werden zunehmend auf alle Heilberufler umgelegt, wenn die Banker – wie angedacht – weiteres Kapital in Form stiller Einlagen bei den kapitalkräftigen Versorgungswerken abzapfen. Ob die "Härtung" der apoBank die beste Investitionsmöglichkeit für die Altersrücklagen von Ärzten und Apothekern ist, sei dahin gestellt. Nicht nur unter Euroländern, sondern auch unter Kittelträgern scheint die Sozialisierung von Schulden im Trend zu liegen.
Reißfeste Garantievereinbarung?
Den ein oder anderen Genossenschafter dürfte angesichts so viel Phantasie bei der Geldbeschaffung langsam ein mulmiges Gefühl beschleichen. Da nutzt es wenig, wenn Vorstandschef Pfennig auf die bestehende Garantievereinbarung mit dem BVR (Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken) verweist. Die Volks- und Raiffeisenbanken werden sich notwendige Rettungsaktionen durch Anteile bezahlen lassen, was das Ende der Heilberuflerbank in ihrer jetzigen Form einläuten dürfte. Und überhaupt: Wie viel ist die Garantievereinbarung noch wert, wenn andere Genossenschaftsbanken ihre eigenen Verluste in Spanien decken müssen?
Diese Fragen scheinen das Management weitgehend kalt zu lassen. Statt dessen will das Finanzinstitut in seinem Stammmarkt weiter wachsen. "Bis 2020 soll jeder dritte Student der Heilberufe Kunde der apoBank sein", verkündet Pfennig. Ärzte und Apotheker sollen in Zukunft in jeder Lebensphase – vom Studenten bis zum Ruheständler – bedient werden. Das klingt gut. Die Frage ist nur, ob die Bank das gleiche gesegnete Alter wie ihre Kunden erreicht.