Die Warteliste für ein Studium der Humanmedizin ist lang, trotz schwieriger Arbeitsbedingungen und knapper Kassen im Gesundheitswesen. Was und wer bewegt die angehenden Mediziner zu diesem Studium? Wie schätzen PJ-Studenten ihre Entscheidung rückwirkend ein?
Sieht man sich unterschiedlichste Studien zu den Motiven für ein Medizinstudium an, so scheint das Arbeiten mit Menschen stets der wichtigste Punkt zu sein. Zusätzlich spielen auch eine Vorliebe für die Naturwissenschaften, Interesse für das Verständnis von Körper und Krankheiten, das anspruchsvolle Studium, die guten Aufstiegschancen und das große Spektrum an Beschäftigungsbereichen eine große Rolle. „Ich beispielsweise habe mich für ein Medizinstudium entschieden, da ich naturwissenschaftliche Inhalte und den Kontakt zu Menschen kombinieren wollte. Außerdem fand ich die große Bandbreite an späteren Arbeitsmöglichkeiten ansprechend.“ Erst zum Ende der Rangliste finden sich Punkte wie das relativ gute Einkommen oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Doch es gibt auch Anwärter auf das Medizinstudium, die mit einer konkreten Vorstellung von ihrem späteren Beruf ins Studium gehen. „Ich hatte starkes Interesse an der Kinderheilkunde und träumte den Traum, irgendwann eine eigene kleine Praxis zu haben und meine Liebe für die Kleinen auszuleben“, so eine Medizinstudentin, die im 11. Semester Humanmedizin in Kiel studiert.
Medizinerwurzeln
Fragt man danach, was die Studenten in ihrer Entscheidung beeinflusst hat, erwidern diese häufig, dass bereits zuvor weitere Familienmitglieder im Gesundheitswesen tätig waren. So hat der Vater beispielsweise eine Allgemeinarztpraxis oder die Mutter eine Zahnarztpraxis. Auch der Bildungsstand der Eltern sowie der eigene Notendurschnitt sind entscheidend bei der Studienwahl. Abiturienten aus sozial schwächeren Verhältnissen entscheiden sich eher für ein Studium der Sprachwissenschaften, während die Kinder von Eltern mit einem Hochschulabschluss häufig ein Medizin- oder Jurastudium beginnen.
Wiederum andere begründen ihre Entscheidung einfach mit der Herausforderung, die ein Medizinstudium für sie darstellt. „Beeinflusst hat mich keiner, allenfalls mein innerer Schweinehund, mich zu überwinden, ein so langes Studium zu wagen“, so ein Kieler Medizinstudent. Auch wenn es nur wenige zugeben möchten, auch die vielen Arztserien und Dokumentationen im Fernsehen spielen eine Rolle. Die darin vermittelte romantische Vorstellung vom Arztberuf sowie das Prestige der „Götter in Weiß“ sind sicherlich mit ausschlaggebend.
Positiver Blick zurück
Spricht man PJ-Studenten am Ende ihrer universitären Ausbildung auf ihre Studienwahl an, sehen diese ihre Entscheidung zum Studium fast durchweg positiv. Gerade zu diesem Zeitpunkt, an dem nun vermehrter Patientenkontakt besteht und kleinere Aufgaben selbstständig durchgeführt werden, fühlen sie sich ihrem Wunschberuf Arzt deutlich näher. „Gerade jetzt am Ende des PJs merke ich, dass es mir Spaß macht, da man jetzt schon relativ viel weiß. Ich hatte im Studium so meine Zweifel, ob es das richtige für mich ist. Gerade der Kontakt mit Patienten ist oft schwierig, wenn einem der nötige Hintergrund fehlt. Jetzt freue ich mich aber schon darauf, mich bald irgendwo bewerben zu können und selbstständig als Ärztin mit Verantwortung zu arbeiten“, weiß eine Heidelberger Medizinstudentin im 12. Semester zu berichten. Doch auch wenn über 80% der PJ-Studenten sich erneut für ein Medizinstudium entscheiden würden, finden sich auch einige, die nicht noch einmal die Strapazen auf sich nehmen würden.
Zusammenfassend hängt die Entscheidung für ein Medizinstudium fast immer mit einem grundlegenden Interesse für den menschlichen Körper und dem Bedürfnis mit Menschen arbeiten zu wollen zusammen. Erst nachrangig finden sich rationale Motive wie geringe Arbeitslosigkeit und die zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten. Interessant ist die Tatsache, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie an unterster Stelle der Rangliste platziert ist. Denn schon heute ist die Mehrheit der Medizinstudenten weiblich und viele Kliniken haben sich noch immer nicht auf die Themen Schwangerschaft, Kinderversorgung und Weiterbildung eingestellt.
Und auch wenn der Großteil der PJ-Studenten das eigene Studium rückwirkend sehr positiv sieht, finden sich doch knapp 20%, die von der Realität im Krankenhaus eingeholt worden sind und mittlerweile anders über ihre Berufswahl nachdenken.
Was waren Eure Motive, Euch für ein Medizinstudium zu entscheiden? Teilt sie uns in den Kommentaren mit!