Der Wunsch des Menschen, seine Wahrnehmung mit Rauschmitteln zu verändern oder Drogen als Genussmittel zu konsumieren, ist uralt. Auch das Rauchen von Tabakpfeifen hat eine lange Tradition. Doch wie gefährlich ist das Shisharauchen wirklich?
Der Trend, Wasserpfeife zu rauchen, hat in den letzten Jahren extrem zugenommen. 44 Prozent der Studenten im Libanon und Syrien, die täglich Wasserpfeife rauchen, bezeichnen sich selber als süchtig. Diese sogenannten Shishas erleben auch in Deutschland einen Boom, seitdem das Zigarettenrauchen in vielen Gaststätten verboten ist. Wie trendy Wasserpfeifen sind, belegt die Tatsache, dass namhafte Designerschmieden wie Porsche Geräte auf den Markt bringen, die weit über 1.000 € kosten.
Wasserpfeifen – gefährlicher als Glimmstengel?
In vielen Szenekneipen gibt es neben der normalen Speisekarte eine Karte für Tabakmischungen, die mit der Pfeife geraucht werden. Mit dieser Art des Rauchens verbindet man Orient, fremde Kulturen und exotische Basare. Je nach Herkunftsland werden Wasserpfeifen als Shisha, Boory, Narghile, Arghile, Hookha, Goza, oder Hubble-Bubble bezeichnet.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken bewertet. Es kommt zu dem Ergebnis, dass der Gebrauch von Wasserpfeifen kaum weniger schädlich ist als der Konsum von Zigaretten. Auch die Suchtgefahr ist vergleichbar. "Die wenigen bislang vorliegenden wissenschaftlichen Studien deuten sogar darauf hin, dass über den Rauch von Wasserpfeifen größere Mengen an Schadstoffen wie Teer und Kohlenmonoxid aufgenommen werden, als über filterlose Zigaretten", sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Das Institut empfiehlt, Wasserpfeifen in die Aufklärung über die Gefahren des Rauchens einzuschließen.
Mehr Schadstoffe als aus der Zigarette
Wasserpfeifen sind keine harmlose Alternative zur Zigarette. Im Gegenteil: es gelangt sogar mehr Teer und Kohlenmonoxid über den Rauch einer Wasserpfeife in die Lungen als über den Rauch von filterlosen Zigaretten. Im Rauch von Wasserpfeifen wurden außerdem krebsauslösende Substanzen wie Arsen, Chrom und Nickel in zum Teil hohen Konzentrationen nachgewiesen. Nach langjährigem Wasserpfeifenkonsum wurden unter anderem Verschlechterungen der Lungenfunktion und ein erhöhtes Risiko für Tumorerkrankungen beobachtet. Im Zigarettenrauch wurden mehr als 4000 Verbindungen identifiziert, von denen 69 krebsauslösend sind. Ein erheblicher Teil der toxikologisch relevanten Verbindungen, wie z. B. die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe, entsteht erst während des Pyrolyseprozesses in der Zigarette. Im Gegensatz zur Zigarette wird der Tabak in der Wasserpfeife nicht direkt verbrannt, sondern bei niedrigeren Temperaturen erhitzt beziehungsweise verschwelt. Zur Erhitzung wird glühende Holzkohle verwendet, die damit auch zur Zusammensetzung des Rauches beiträgt.
Mehr Nikotin, mehr Teer, mehr Schaden?
Die Nikotinkonzentration im Wasserpfeifentabak weist erhebliche Unterschiede auf: der traditionelle Tabak (ohne aromatisierende Zusätze) enthält zehnmal mehr Nikotin als der weit verbreitete aromatisierte Tabak mit einem Gehalt von 3,35 mg Nikotin/g Tabak. Die Resorption hoher Nikotinmengen und die damit verbundenen Sucht- und Gesundheitsgefahren sind nach heutigem Kenntnisstand das größte Problem bei der Nutzung von Wasserpfeifen. Der Rauch der Wasserpfeifen enthält zudem erhebliche Mengen an Teer. Dieser entsteht bei der Verschwelung in der Wasserpfeife. Aufgrund der deutlichen Temperaturunterschiede von Zigarette und Wasserpfeife unterscheidet sich die Zusammensetzung des Teers.
Feucht und schädlich
Nicht nur von Nikotin und Teer geht eine gesundheitliche Gefahr aus, auch die Hilfsstoffe können risikoreich sein. Damit der Tabak feucht bleibt, setzen die Hersteller ihm Feuchthaltemittel wie Glycerin und 1,2 Propandiol zu. Diese verdampfen beim Rauchen und werden beim Einatmen vom Raucher in erheblichen Mengen aufgenommen. Im Tierversuch haben diese Hilfsstoffe zu Veränderungen des Kehlkopfzellepithels geführt und die Nasenschleimhäute gereizt. Die Tabakverordnung begrenzt den Gehalt dieser Substanzen in Deutschland auf maximal 5 Prozent. Einige Konsumenten geben dem Tabak zusätzlich Glycerin hinzu damit er länger feucht bleibt.
Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum warnt: „Tabak ist in jeder Form suchtfördernd und krebserzeugend, die Wasserpfeife keineswegs ein harmloses Genussmittel.“ Über die Risiken durch Schadstoffe im Rauch und die Suchtgefahr hinaus kann die gemeinschaftliche Nutzung von Wasserpfeifen die Übertragung von Infektionskrankheiten begünstigen.
Wasser als Filter?
Häufig wird behauptet, dass das Wasser im Pfeifenkörper die Schadstoffe herausfiltert und somit diese Konsumform weniger schädlich ist. Nach Ansicht des Bundesinstituts für Risikobewertung wird die Filterwirkung des Wassers möglicherweise überschätzt. Bei der Untersuchung der Inhaltsstoffe im Rauch von Wasserpfeifen und Zigaretten wurden hohe Schadstoffgehalte gemessen. Außerdem inhalieren Zigarettenraucher pro Zug ca. 35 ml Rauch, Wasserpfeifenraucher etwa 0,5 bis 1 Liter – bei durchschnittlich 100 Zügen pro Sitzung. Entsprechend höher ist die Nikotinanreicherung im Blut der Shisha-Konsumenten. Wasserpfeifenraucher, die zwei bis drei Tabakköpfe pro Tag rauchen, haben nach Angaben des BfR ein ähnliches Gesundheitsrisiko wie Zigarettenraucher, die täglich 20 bis 30 Zigaretten qualmen.
Eine Shisha = 100 Zigaretten?
Eine WHO-Arbeitsgruppe hat die Rauchvolumina, die Zigarettenraucher und Wasserpfeifenraucher inhalieren, miteinander verglichen. Ein Wasserpfeifenraucher inhaliert ein Rauchvolumen, welches dem Volumen von 100 Zigaretten entspricht. Ist eine Wasserpfeife also so gefährlich wie 100 Zigaretten? Vermutlich nicht, denn das Rauchvolumen sagt ja nichts über die darin enthalte Art und Menge der Schadstoffe aus. Aussagekräftiger ist da schon der Cotiningehalt, den Raucher nach dem Rauchen von Wasserpfeifen oder Zigaretten ausscheiden. Dieses Abbauprodukt von Nikotin hat eine Halbwertzeit von 16 – 22 Stunden und lässt sich gut im Blut und Urin nachweisen. Bei dem Genuss einer Shisha pro Tag findet sich im 24-Stunden-Harn ein Cotiningehalt der dem Konsum von 10 Zigaretten pro Tag entspricht. Wird die Wasserpfeife nur gelegentlich geraucht, ist der Cotiningehalt niedriger.
Recht: dürftig
Das Jugendschutzgesetz greift auch bei Shishas: Kein Rauchen in der Öffentlichkeit durch Jugendliche unter 18 Jahren und vor allem kein Verkauf von Wasserpfeifentabak an diese Altersgruppe. Der Kauf einer Wasserpfeife und deren Zubehör sind schon in einem jüngeren Alter möglich. Jedoch gibt es Verkaufsstellen, die im Rahmen ihres eigenen Verantwortungsbewusstseins einen Verkauf nur an Jugendliche ab 16 Jahren anbieten. Die Rechtlage ist in den Bundesländern nicht einheitlich. "Diesen deutschen Flickenteppich mit quarzenden Schlupflöchern darf es nicht länger geben", betont Siegfried Ermer vom Bundesverein Pro Rauchfrei gegenüber der Zeitung Neue Westfälische.
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat im Oktober 2011 das Rauchverbot für Shisha-Cafes gekippt. Voraussetzung ist allerdings, dass die Pfeife nicht mit Tabak befüllt wird. Alternativ eigenen sich getrocknete und aufbereitete Früchte zum Rauchen. Studien, wie sich getrocknete und gerauchte Pfirsiche, Pflaumen, Äpfel & Co toxikologische auf die Atemwege auswirken fehlen gänzlich. Ein „gerauchter Obstkorb“ trägt auf jeden Fall sicherlich nicht zur besseren Vitaminversorgung bei.