Nicht selten erhitzt die Vergabepraxis der Medizinstudienplätze die Gemüter der Bewerber. Doch zumeist geht es in den Diskussionen um die zu hohen Zugangsbarrieren und NCs. Bei der Medizinischen Universität Wien sieht das etwas anders aus.
Die Med Uni Wien stand in den letzten Jahren immer wieder vor dem Problem, dass die Zahl der weiblichen Studienanfängerinnen signifikant unter der der männlichen Erstsemester lag. Die Ursache dafür war jedoch keinesfalls, dass die Anzahl der Bewerberinnen geringer als die Zahl männlicher Bewerber war, sondern vielmehr, dass ein Großteil der männlichen Bewerber den Eignungstest erfolgreicher absolvierte als deren weibliche Pendants. Um dem entgegenzuwirken, führte die Hochschule einen neuen Eignungstest mit diversen kognitiven Aufgabestellungen ein, dessen anschließende Auswertung geschlechtsspezifisch erfolgte.
Diese Maßnahme und die damit einhergehende unterschiedliche Wertung der Testergebnisse führte dazu, dass mit 56 % der Anteil weiblicher Studienzulassungen den männlicher klar überstieg. Der neu eingeführte Test und die resultierenden geschlechtsspezifischen Verschiebungen erregten in den letzten Wochen die Gemüter der offiziellen Studierendenvertretung der Med Uni Wien und zahlreicher Onlinepublikationen.
Marathon wegen tauber Ohren?
Der neue Eignungstest könnte für die Med Uni Wien auch ein juristisches Nachspiel haben, da zahlreiche Bewerber bei der zuständigen Studierendenvertretung schriftliche Beschwerden gegen das Vorgehen der Universität eingereicht haben. Sollten diese Beschwerden auf taube Ohren stoßen, könnte ein Prozessmarathon durch die diversen Instanzen des österreichischen Rechtssystems folgen.
Die Med Uni scheint jedoch aus dem Wirbel um den Test zur Studienplatzvergabe gelernt zu haben, da sie, gemeinsam mit zwei weiteren österreichischen Medizin-Universitäten, bereits für 2013 einen neuen einheitlichen Eignungstest entwickelt.