Ärzte sind heutzutage in vielen Netzwerken Mitglied. Doch lässt sich die Anmeldung automatisch mit einer aktiven Nutzung gleichsetzen? Inwieweit nutzen Mediziner Netzwerke auch im beruflichen Kontext? Eine aktuelle Studie bringt Licht ins Zwielicht.
Die Zeiten, in denen sich ganze Berufsgruppen kollektiv und ungestraft dem Web 2.0 mit seinen neuen Kommunikationsformen entziehen konnten, sind längst Vergangenheit. Die Gegenwart sieht eine Ärzteschaft, die dem Ruf des Webs gefolgt ist und in medizinischen und sozialen Netzwerken Fuß gefasst hat. Das belegen neue Daten aus der DocCheck Community.
Eine aktuelle Studie mit 200 deutschen, bei DocCheck angemeldeten Ärzten zeigt, dass die Mehrzahl der registrierten Ärzte gleich in mehreren Netzwerken anzutreffen ist. Knapp über 40% gaben an, nicht nur bei DocCheck sondern auch zumindest bei einem sozialen Netzwerk Mitglied zu sein. Auf der Social-Media-Rangliste der Ärzte rangiert dabei Facebook mit 31% vor XING mit 14%. Daneben sind vergleichsweise viele DocCheck-Ärzte zusätzlich bei anderen medizinischen Netzwerken wie univadis (44% der Befragten), coliquio (30%) und facharzt/hausarzt.de (20%) registriert.
Außer Lesen nichts gewesen?
Mitglied gut und schön. Aber wie intensiv nutzen die Ärzte Ihre Netzwerke wirklich? Die meisten sind wohl eher als Rezipienten denn als Macher einzustufen. So geben zwar viele Ärzte an, Beiträge in ihren Netzwerken häufig oder sogar bei jedem Besuch zu lesen, Kommentieren oder Posten findet jedoch deutlich seltener statt. Die fleißigste Leserschaft hat facharzt/hausarzt.de. Hier geben 67% der Nutzer an, Beiträge häufig, wenn nicht gar immer, zu lesen. DocCheck kommt auf einen Wert von 43%, was ziemlich genau der Rate des sozialen Netzwerkriesen Facebook entspricht. Von den coliquio- und univadis-Nutzern geben immerhin noch 41% bzw. 33% an, Beiträge oft oder bei jedem Besuch zu lesen.
Eigene Inhalte schaffen die Mediziner eher in sozialen denn in medizinischen Netzwerken. Während bei Facebook noch jeder vierte Arzt angibt, häufig oder bei jedem Besuch etwas zu posten, liegt dieser Wert bei den Medizin-Portalen durchweg im einstelligen Bereich. Die Gründe, warum sich Ärzte gegen die aktive Nutzung der Netzwerke entscheiden, scheinen dabei leicht unterschiedlich zu sein. Bei Facebook und Co. überwiegt als Grund das mangelnde Interesse, wohingegen bei Fachportalen wie DocCheck, univadis oder coliquio Zeitmangel als Hauptgrund angegeben wird. Offenbar haben die Mediziner das Gefühl, hier mehr Aufwand in die Beiträge investieren zu müssen – vermutlich um sicherzugehen, dass der Beitrag im fachlichen Umfeld positiv wahrgenommen wird. Dazu passt auch, dass zumindest einige Ärzte angeben, auf Fachportalen nicht zu posten, da sie das Gefühl haben, dass Andere bessere Beiträge leisten können. Bedenken, die es im privaten Umfeld der sozialen Netzwerke naturgemäß nicht gibt.
Quo vadis, medicus?
Für die sozialen Netzwerke zeichnet sich ab, dass sie in Zukunft verstärkt auch im Beruf eine aktive Rolle spielen könnten. 13% der bei Facebook registrierten Mediziner geben an, das Netz aktuell schon im beruflichen Kontext zu nutzen. 10% der niedergelassenen „Facebook-Ärzte“ haben schon eine eigene Facebook-Seite für ihre Praxis eingerichtet – bei 15% steht dies aktuell auf dem Plan.
Informationen zum Studiendesign:
Die hier zitierte Studie wurde zwischen Mai und August 2012 unter Ärzten in Deutschland, Frankreich, Spanien, UK, Italien und der Schweiz durchgeführt. Insgesamt nahmen 527 Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen an der Studie teil, davon 200 in Deutschland. Neben der Aktivität in Netzwerken hatte die Studie zum Thema, wie intensiv die Ärzte das Internet nutzen und welche Rolle Smartphones und Tablets spielen. Zudem ging die Studie der Frage nach, welche Apps die Ärzte nutzen und inwieweit die Ärzte Berufsbedarf über das Internet einkaufen. Die vollständigen Ergebnisse, inklusive der Daten für die anderen beteiligten Länder, können über DocCheck LOAD bezogen werden.