User-Generated-Content prägt heute das Netz. Immer mehr Unternehmen nutzen die kollektive Intelligenz der Nutzer, um neues kreatives Potential zu entdecken. Der Konsument wird zum Mitproduzenten, CoCreation zum Trend. Auch im Pharma-Segment?
„CoCreation is a form of marketing strategy or business strategy, that emphazises the generation and ongoing realization of mutual firm-customer-value.“ (Quelle: Wikipedia). Was hier so esoterisch klingt, beschreibt nichts anderes als eine kollaborative Win-Win-Situation, in der Unternehmen und Konsument Wange an Wange den Markt von heute formen. Für moderne Internet-Nutzer ist es längst selbstverständlich gehört zu werden, eigene Anregungen einzubringen und mit Unternehmen zu interagieren. Eine Tatsache, deren implizites Potential die CoCreation konsequent nutzbar macht. Über soziale Medien oder Online-CoCreation-Plattformen werden Wissensressourcen und kreative Potentiale der User gebündelt und in innovationsförderliche Strukturen gegossen. Vor allem wenn es darum geht, neue Ideen für Marketing oder Produktentwicklung zu finden, lässt man die Meinung der „Crowd“ als Destillat des Konsumenten-Willens mit einfließen. Gut für den Nutzer, der seinen Konsummarkt aktiv mitgestalten kann, gut für Unternehmen, die näher am Markt werben und produzieren können.
Idee mit Erfolgsgeschichte
Diese Form der Interaktion ist übrigens kein neuer Trend. Sie ist gelebte Marketingrealität und essentieller Teil moderner Unternehmensstrategien. Bereits in den frühen 2000ern wurden Konsumenten via CoCreation beim Produktdesign involviert, als beispielsweise Turnschuh-Riese Nike dazu aufrief, online eigene Sneakers zu designen. Überwältigender Erfolg gab dem Modell recht. Es etablierte sich und schlug Wellen im Marketing. Ein paar Jahre später war CoCreation dann bereits zentrales Antriebsmoment für Social Media und neue Marketingtechniken. Marken wie Converse ließen Kunden Werbespots für ihre Produkte kreieren. Auf dem deutschen Markt sind es heutzutage Unternehmen wie McDonalds, die mit der „Mein Burger“-Aktion dem Konsumenten-Geschmack Tür und Tor zu ihren Filialen öffneten. Tchibo betreibt gar ein eigene Plattform, die das Prinzip meisterlich exerziert: Unter dem Dachgedanken „Viele Produkte von Tchibo lösen Alltagsprobleme. Und wer kennt diese am besten? Klar! Ihr selbst!“ werden User dazu animiert, ungelöste Alltagsprobleme oder gleich passende Produktideen zu posten, die dann als innovative Produkte bei Tchibo Marktreife erlangen können.
Mittel für Pharma?
Auch für das sicherlich sehr komplexe Pharma-Segment gilt, dass es für CoCreation eine Vielzahl unterschiedlicher Einsatzmöglichkeiten gibt. Unternehmen können eine bestimmte inhaltliche Problemstellung umreißen, auf deren Basis dann mit Medizinern oder Patienten Ideen generiert werden. Oder sie können ganz einfach bestehende Produkte analysieren lassen sowie nach Anregungen für Innovationen in einem bestimmten Marktsegment fragen. Jeder Themenraum ist erschließbar und in vielen hat die Zielgruppe Ideen zu bieten, auf die ein Produktmanager am Schreibtisch einfach nicht kommen kann.
Das auch in der Pharma-Community eben dieses Potential schlummert, zeigt ein bei DocCheck durchgeführtes CoCreation-Projekt, im Zuge dessen PTAs und Apotheker bestehende Beipackzettel analysieren und Vorschläge zu deren Verbesserung machen sollten. Am Ende des 7-tägigen „Crowd Camps“ standen unterm Strich über 30 Ideen und Verbesserungsvorschläge, mit Teils unerwarteter Ausprägung: Da wurden Hinweise auf Beschwerden bei zu rascher Dosisreduktion vermisst, Platz für eigene Notizen gewünscht, nach Piktogrammen und Grafiken sowie Kürzungen und Hervorhebungen verlangt. Vor allem was Verbesserung von Übersichtlichkeit und Nutzerfreundlichkeit angeht, hatten die 22 Teilnehmer wertvolle Anregungen zu bieten.
Fälle für die Praxis
Nur ein Beispiel für den gezielten Einsatz von CoCreation im Healthcare-Segment. Vorstellbar ist natürlich viel mehr. Schon bei oberflächlichem Nachdenken eröffnet sich ein ganzes Panorama potentieller Einsatzfelder: Kreation von Anzeigen, Webseiten oder Slogans – Impulse für neuartige Patientenprogramme, verbesserte Verpackungen oder innovative Online-Angebote. Generell gilt: Möglich ist, was denkbar ist – und in den Köpfen der Zielgruppe schlummert.