Muzinbeschichtung verhindert Gewebeschäden
Für die Versuche benötigten die Forscher größere Mengen des Moleküls. Menschliche Tränen fielen damit als mögliche Quelle aus. Das Team entwickelte deshalb ein Verfahren, mit dem sie das Muzin aus den Mägen von Schweinen isolierten. Dieses Schweinemuzin ist in seiner Struktur dem menschlichen Molekül MUC5AC sehr ähnlich. Besonders wichtig war dabei, dass die Substanz ihre charakteristische Eigenschaft als Schmierstoff behält und sich chemisch durch das Reinigungsverfahren nicht verändert. „Die meisten bisher kommerziell erhältlichen Muzine, die momentan z.B. zur Behandlung von Trockenheit im Mundraum eingesetzt werden, haben genau diese Fähigkeit verloren, das haben wir in mehreren Versuchen zeigen können. Man könnte sich somit auch Wasser in den Mund sprühen. Diese Muzine können deshalb auch nicht bei trockenen Augen helfen“, erklärt Lieleg. In Experimenten an einem präparierten Schweineauge testeten die Forscher, wie ihr speziell isoliertes Muzin auf Kontaktlinsen wirkt. Sie konnten mikroskopisch nachweisen, dass keine Gewebeschäden mehr durch die Linsen auftraten, wenn sie mit Muzin beschichtet waren.
Dauerhafter Schutz ohne Nachtropfen
„Wir haben festgestellt, dass das Muzin von alleine an dem Linsenmaterial haftet und es deshalb gleitfähig hält“, erklärt Benjamin Winkeljann, Erstautor der Studie. Aus Sicht der Wissenschaftler würde es somit ausreichen, die Kontaktlinsen zum Beispiel über Nacht in einer Muzinlösung zu lagern. Die Beschichtung mit Muzin bietet mehrere Vorteile: Medikamente, die bereits gegen trockene Augen auf dem Markt sind, nutzen primär Hyaluronsäure. Diese kommt aber im Gegensatz zu Muzin nicht in der menschlichen Tränenflüssigkeit vor. Während Hyaluronsäure als Tropfen in das Auge eingebracht wird und deshalb über den Tag verteilt mehrfach angewendet werden muss, haftet Muzin direkt an der Linse und schützt das Auge so dauerhaft. In den nächsten Schritten soll das Muzin aus den Schweinemägen weiter getestet werden, um es bald beim Menschen einsetzen zu können. Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Zürich. Quelle: Mucin coatings prevent tissue damage at the cornea-contact lens-interface Benjamin Winkeljann et al., Advanced Materials Interfaces, doi: 10.1002/admi.201700186; 2017