Studiengebühren, Semesterticket, Miete, Lebensunterhalt - Ein Studium kann ganz schön teuer sein. Wie meistert der durchschnittliche Student das alles finanziell? DocCheck zeigt Euch die Möglichkeiten.
812 Euro - so viel hat der durchschnittliche Student in Deutschland zur Verfügung. Dabei stammt das Geld nur in 15 % der Fälle aus einer einzigen Quelle. 44 % der Studenten bestreiten ihren Lebensunterhalt aus zwei, 41 % sogar aus drei Finanzierungsquellen. Größten Anteil haben hierbei mit großem Abstand die Eltern, Nebenjobs und Bafög: Immerhin 87 % der Studenten erhalten Geld von ihren Eltern (ø 445 Euro), 65 % jobben nebenbei (ø 323 Euro) und 29 % erhalten Bafög (ø 430 Euro).
Aber auch neben den drei meistgenutzten Einnahmequellen bieten sich viele Wege, ein Studium zu finanzieren. Welche Möglichkeiten gibt es ganz konkret?
Die lieben Eltern
Die ersten Ansprechpartner zur Finanzierung des Studiums sind die Eltern. Sie sind laut BGB dazu verpflichtet, ihren volljährigen Kindern bis zum vollendeten 25. Lebensjahr Ausbildunsgunterhalt zu zahlen. Wie hoch dieser Unterhalt ausfällt, hängt aber vor allem von Eurem Verhandlungsgeschick ab. Im Gesetz (§ 1610 BGB) heißt es nur, der Unterhalt müsse "angemessen" sein. In juristischen Streitfällen orientieren sich die Richter an der so genannten Düsseldorfer Tabelle und legen die Höhe der elterlichen Unterstützung fest. Doch wer verklagt schon gerne seine Eltern?
Entlastet werden die Eltern durch das Kindergeld, das ebenfalls bis zum vollendeten 25. Lebensjahr (ggf. verlängert durch Wehr- und Zivildienst) ausbezahlt wird bzw. bis zum Abschluss der Ausbildung. Das Kindergeld liegt je nach Anzahl der Kinder zwischen 184 und 215 Euro pro Kind. Bislang musstet Ihr beim Jobben aufpassen, nicht zu viel Geld zu verdienen, da sonst das Kindergeld wegfiel, aber das gibt’s seit 2012 nicht mehr. Weitere Informationen zum Ausbildungsunterhalt und Kindergeld findet Ihr hier und hier.
Jobben
Die zweitgrößte Einnahmequelle nach den Eltern. Neben dem Geldverdienen lassen sich in einem Nebenjob hervorragend Praxiserfahrungen sammeln, diese ermöglichen bzw. erleichtern womöglich später sogar den Berufseinstieg. Die Einnahmen sind bis 8.004 Euro steuerfrei. Studentenjobs gibt's zum Beispiel hier. Doch aufgepasst: Arbeiten bringt in Deutschland eine Menge Bürokratie mit sich. Den Überblick zwischen 400-Euro-Job, Midi-Job und Werkstudent und den damit verbundenen Sozialversicherungspflichten zu behalten ist schwierig. Hier ist es wichtig, sich gut zu informieren, zum Beispiel hier und hier.
Die Top Ten der Studentenjobs
Der Staat hilft aus
Wenn die Eltern nicht über eine ausreichende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verfügen, hilft der Staat aus: mit dem Bundesausbildungsförderungsgesetz. Seid Ihr grundsätzlich berechtigt, Bafög zu beziehen, müsst Ihr beim Bafög-Amt Eurer Uni einen Antrag stellen. Das Amt ermittelt dann ausgehend vom Regelbedarf, dem Einkommen der Eltern und dem eigenen Vermögen und Einkommen die individuelle Förderungshöhe, die maximal bis zu 670 Euro betragen kann.
Bafög-Voraussetzungen:
Was beim Bafög-Bescheid wirklich rauskommt, ist manchmal wundersam, aber grob abschätzen könnt ihr es hier. 5 Jahre nach Abschluss des Studiums steht dann die Rückzahlung an: Die Hälfte der Fördersumme muss in Raten zurückgezahlt werden, maximal jedoch 10.000 Euro. Nachlässe gibt es auf Antrag für schnelles Studium, gute Leistungen, Kindererziehung und Rückzahlungen größerer Summen. Ein weiterer Vorteil des Bafögs ist, dass man sich von der GEZ befreien lassen kann.
Weitere Infos zum Bafög gibt’s hier.
Stipendiaten gesucht
Vorweg: Stipendien bekommen nicht nur Abiturienten mit grandiosem 1er-Schnitt, die fünf Sprachen fließend sprechen und den Ministerpräsidenten persönlich kennen. Es gibt sehr viele Stipendienprogramme in Deutschland – so viele das einige Stiftungen keine Stipendiaten finden können! Wer vergibt also alles Stipendien? In Deutschland gibt es einerseits staatlich unterstütze Stipendien von den Begabtenförderungswerken und das Deutschlandstipendium, andererseits zahlreiche private Stiftungen, die Stipendien vergeben.
Die zwölf Begabtenförderungswerke fördern die meisten Stipendiaten in Deutschland. Sie stehen zumeist einer politischen Partei, einem Wirtschaftsverbund oder einer Glaubensrichtung nahe, sodass man bei der Bewerbung schauen sollte, welches Förderungswerk zu einem passt. Mit Ausnahme der Studienstiftung des deutschen Volkes kann man sich bei den Begabtenförderungswerken nämlich selbst bewerben. Die Bewerbungsprozesse ähneln sich immer: Zuerst müsst Ihr eine Bewerbung mit Motivationsschreiben und Empfehlungsschreiben von Professoren einreichen.
Habt ihr mit Eurer Bewerbung Erfolg, führen die meisten Begabtenförderungswerke in einer zweiten Runde persönliche Auswahlgespräche bis hin zu ganzen Auswahl-Wochenenden durch. Viele Studenten schrecken bereits vor einer Bewerbung zurück. Doch man sollte es auf alle Fälle versuchen, denn die Chancen stehen gut: Da die Bundesregierung die Stipendiatenquote erhöhen will, vergeben die Förderungswerke mehr Stipendien denn je. Als Stipendiat erwartet Euch eine finanzielle Förderung, die sich am Bafög-Satz anlehnt und die eben nicht zurückgezahlt werden muss. Darüber hinaus gibt es für Stipendiaten ein einkommensunabhängiges Büchergeld in Höhe von 150 Euro und ein umfangreiches Seminar- und Fortbildungsangebot.
Info-Film der Stiftung der deutschen Wirtschaft.
Ein weiteres staatlich gefördertes Projekt ist das Deutschlandstipendium. Seit 2011 können sich Studierende bei ihrer Hochschule um 300 Euro extra pro Monat bewerben. Neben guten Noten und sozialem Engagement zählt hier auch verstärkt der persönliche Werdegang.
Es gibt jedoch in Deutschland wesentlich mehr private Stipendienprogramme: Über 1000 Stiftungen fördern Studenten mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen. Viele dieser Stiftungen sind so unbekannt, dass sie teilweise keine Stipendiaten finden können. Also müsst Ihr sie finden: Eine gute Stipendiensuchfunktion findet Ihr hier. Mehr Informationen rund um das Thema Stipendium findet Ihr zudem hier und hier. Auch DocCheck hat sich bereits des Themas angemommen: Stipendien: Der gepamperte Doktor.
Kredite vom Staat
Um Studierende zu fördern, vergibt der Staat neben dem Bafög und den Stipendien auch Kredite an Studenten. Dabei muss unterschieden werden, zwischen Bildungskredit und Studienbeitragsdarlehen. Ein Bildungskredit ist ein besonders zinsgünstiger Kredit des Staates an Studenten, die entweder kein Bafög erhalten oder besondere Ausgaben haben, die durch das Bafög nicht gedeckt werden können. Der Bildungskredit wird unabhängig vom eigenen oder elterlichen Einkommen und Vermögen vergeben, allerdings erst nach einer erfolgreich absolvierten Zwischenprüfung. Die Förderung wird in gleichbleibenden Raten von 100 bis 300 Euro pro Monat ausgezahlt. Die maximale Förderungsdauer beträgt 24 Monate. Da die Zinsen sich am Interbankenzins (Euribor) orientieren, ist der Bildungskredit günstiger als Studienkredite von Privatbanken (zurzeit 1,44 % effektiver Jahreszins).
Die Rückzahlung lässt sich flexibel gestalten, beginnt aber spätestens nach 4 Jahren mit einer monatlichen Rate von 120 Euro. Die Antragsstellung erfolgt hier. Mehr Informationen zum Bildungskredit findet Ihr zudem hier und beim Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Studienbeitragsdarlehen werden von der staatseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ausgegeben. Sie dienen ausschließlich der Finanzierung von Studiengebühren. Diese gibt es ab dem Wintersemester 2012/2013 nur noch in Bayern und Niedersachsen, weshalb auch nur dort Darlehen in Anspruch genommen werden können. Die Kreditkonditionen unterscheiden sich zudem in Bayern und Niedersachsen. Aktuelle Konditionen findet Ihr hier.
Private Kreditmodelle
Da die Finanzierung über Eltern und Bafög häufig nicht ausreicht, gibt es seit 2005 ein neues Finanzierungsmodell: Studienkredite. Mittlerweile hat sich dieser Markt so prächtig entwickelt, dass man kaum noch den Überblick behalten kann. Ob Studienkredit, Studentendarlehen oder Campuskredit – sie alle haben das gleiche Konzept: Ein Student bekommt einen Kredit bei einer privaten Bank zur Finanzierung seines Lebensunterhalts oder der Studiengebühren und zahlt diesen später zuzüglich Zinsen zurück. Die Besonderheit: Das Geld wird in monatlichen Raten und nicht auf einen Schlag ausgezahlt. Die Angebote der Banken unterscheiden sich hinsichtlich der Zinsen und der Rückzahlungsmodalitäten - ein genauer Vergleich lohnt sich.
Studienkredite werden generell elternunabhängig vergeben, haben aber einen entscheidenden Nachteil: Die alleinige private Haftung. Nach Ablauf der Förderung oder auch nach einem Studienabbruch muss der Kredit zurückgezahlt werden, egal wie wenig Geld man zur Verfügung hat oder ob man arbeitslos ist. Im schlimmsten Fall führt das bis zur Privatinsolvenz. Daher lohnt es sich, gründlich zu prüfen, ob sich nicht eine bessere Finanzierungsmöglichkeit bietet. Hier findet Ihr einen Überblick über die Studienkreditangebote.
Bei Bildungsfonds stammt das Geld der Studienkredite von privaten Geldgebern oder Unternehmern. Für den Studenten ändert sich zunächst nichts. Er bekommt - wie beim Studienkredit - monatlich einen gewissen Betrag ausbezahlt. Der große Unterschied zum Studienkredit liegt im Rückzahlungsplan: Man verpflichtet sich, bis zu einem gewissen Zeitpunkt nach Studienende einen gewissen Teil seines Gehalts an die Investoren zurückzuzahlen. Das hat den Vorteil, dass im Falle von Arbeitslosigkeit auch keine Rückzahlungen zu leisten sind. Ist hingegen das eigene Einkommen hoch, machen die Investoren ein gutes Geschäft. Da dieses Modell stark von der persönlichen Motivation des Studenten abhängig ist und ein Ausfallrisiko für die Investoren birgt, gibt es für Bildungsfonds häufig Auswahltests. Weitere Infos findet Ihr hier.
Vergünstigungen und Linkfutter
Gerade wenn das Geld knapp ist, helfen die vielen Vergünstigungen, die man als Student in Anspruch nehmen kann. Hier und hier findet Ihr zahlreiche Möglichkeiten, bares Geld zu sparen. Für Wagemutige kommt als Finanzierungsmöglichkeit auch die Teilnahme an TV-Shows in Frage, wie z.B. Schlag den Raab oder Wer wird Millionär, natürlich unter der Voraussetzung, man wird überhaupt als Kandidat ausgewählt. Egal, welchen Finanzierungsweg Ihr wählt, lasst Euch Zeit bei Eurer Entscheidung und brecht nichts übers Knie.
Und da es nie zu viele Informationen geben kann, hier noch etwas Linkfutter für Euch:
Wegweiser Studienfinanzierung Möglichkeiten der Studienfinanzierung How-to-Video zur Studienfinanzierung Tipps und Tricks Info des Deutschen Studentenwerks Finanzierungs-Ratgeber
Weiterführende Literatur zum Thema gibt's hier.