Nichtraucherschutzgesetze und Rauchverbote haben den Flächenbrand der Raucherdiskussion in vielen westlichen Ländern weitgehend gelöscht. Aber die dicke Luft durch Feinstaubbelastung bleibt weiterhin bestehen.
Das Rauchverbot in Kneipen und der Gastronomie sorgt noch immer für Zündstoff. Einige Bundesländer haben ihre eigenen Regeln. Nichtsdestotrotz ist Deutschland heute weniger blau durch Zigarettendunst als noch vor wenigen Jahren.
Weniger Kranke durch öffentliches Rauchverbot
Die Gesetze zum Nichtraucherschutz tragen erste Früchte, wenn man Zahlen einer aktuellen Metaanalyse von Epidemiologen betrachtet. Insgesamt 45, der Untersuchung zugrundeliegende, Studien belegen den Zusammenhang zwischen den in verschiedenen Ländern erlassenen Raucherschutzgesetzen und Krankenhausaufnahmen wegen kardialen, zerebrovaskulären und respiratorischen Erkrankungen. Auch Deutschland ist dabei. In die Analyse gingen Studien ein, die vor dem 30. November 2011 veröffentlicht worden waren und 33 Nichtraucherschutzgesetze mit einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 24 Monaten berücksichtigten. Demnach nahmen die Hospitalisierungen nach Erlass der Verbote schnell ab. Bei Herzinfarkten ließ sich ein Rückgang von 15 Prozent, bei Schlaganfällen von 16 Prozent und bei Lungenerkrankungen gar von 24 Prozent verzeichnen. Umfassendere Rauchverbote hatten größere Effekte als eingeschränkte Verbote, wie z.B. das Verbot des Rauchens am Arbeitsplatz.
Private Raucherlaubnis im Visier
Bleiben immer noch private Lebensbereiche wie etwa die Wohnung oder das Auto. Dort darf zur Zeit noch geraucht werden bis die Sicht aus dem Fenster gefährlich getrübt ist oder solange es die Gesundheit noch zulässt. Die Frage ist nur, wie lange noch? Denn die Feinstaubkonzentration im Innenraum eines Fahrzeugs - in dem geraucht wird - ist deutlich höher, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Innenräume festlegt. Dieser Grenzwert für PM 2,5 beträgt 25 µg/m3. Doch selbst bei kürzeren Autofahrten und bei geöffnetem Fenster wird es für alle Insassen gefährlich, denn die Konzentration steigt auf 85 µg/m3, im Extremfall sogar auf zehnmal höhere Werte. Solche Ergebnisse oder auch Klagen könnten zukünftig zu einem Rauchverbot im Auto und anderen Privaträumen führen. Schließlich wird Passivrauchen mit verschiedenen Erkrankungen und auch Todesfällen assoziiert. Die Deutsche Krebsgesellschaft fordert deshalb mehr Schutzmaßnahmen.
Tote durch Passivrauch
Die Größenordnung weltweiter Todesfälle durch Passivrauchen beziffert eine Studie der WHO anhand retrospektiver Daten. Demnach sind weltweit 40 Prozent der Kinder vom Passivrauch betroffen. Im Alter unter fünf Jahren erleiden sie häufig Atemwegserkrankungen. Zudem werden 33 Prozent männliche und 35 Prozent weibliche Nichtraucher durch den Zigarettenrauch belastet. Es wird geschätzt, dass aufgrund von Folgeerkrankungen insgesamt 603.000 Todesfälle, also ein Prozent der weltweiten Mortalität, dem Passivrauch geschuldet sind. Danach sind 379.000 Menschen an einer Ischämie des Herzens und 165.000 Personen an unteren Atemwegsinfektionen gestorben. Weitere Krankheiten, die durch Passivrauch ausgelöst wurden und zum Tod führten, waren Asthma (36.900 Tote) und Lungenkrebs (21.400 Tote). Nach einer Studie der Universität Münster sind in Deutschland jährlich 3.300 Todesfälle von Nichtrauchern durch Passivrauch zu verzeichnen.
Genug des Dunstes – auch ohne Zigaretten
Die Feinstaubbelastung durch Zigarettenrauch lässt sich verhältnismäßig einfach beeinflussen – notfalls mit Gesetzen. Nicht so die Belastung der Luft, die sich aufgrund des prognostizierten Wirtschaftwachstums und der Explosion der Weltbevölkerung nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergeben wird. Demnach sterben ab dem Jahr 2050 weltweit 3,6 Millionen Menschen jährlich. Das sind doppelt so viele "Feinstaub-Tote" wie heutzutage. Besonders die Großstädte dieser Welt sind davon betroffen. Allen voran werden Städte in China und Indien an den Folgen der Feinstaubbelastung leiden. Dazu kommen möglicherweise Millionen Todesfälle aufgrund von Klimaveränderungen.