Ärzte in Praxis oder Klinik mit wenig Berufserfahrung leiden besonders häufig an Stress. Die wichtigsten Auslöser sind Dokumentationspflichten, zu wenig Zeit für Patienten und für eigene Pausen. Eine Befragung ergab, dass gesundheitliche Folgen nicht ausbleiben.
Für die Studie „Stress und Resilienz“ hat DocCheck Research im Auftrag der Asklepios Kliniken bundesweit u.a. 162 Ärzte aus Kliniken und Praxen online befragt. Jeder vierte Kollege stufte sein Stressniveau während des Arbeitstages als „hoch“ und zwei Drittel als „mittelhoch“ ein. Unter der besonders belasteten Gruppe waren mehr Ärzte in Klinken (28 Prozent) als in Praxen (22 Prozent).
Nach den wichtigsten Auslösern gefragt, nannten junge Kollegen besonders häufig Dokumentationspflichten (58 Prozent). Bei leitenden Ärzten und bei Praxisinhabern fühlten sich 46 Prozent davon gestresst. Angestellte Ärzte (28 Prozent Nennung) waren weniger betroffen. An zweiter Stelle rangierte bereits die fehlende Zeit für Patienten. Übereinstimmend klagten Kollegen über die zunehmende Zeitverdichtung, über fehlende Reserven für unvorhersehbare Ereignisse und keine Pausen. Übergreifend wünschen sich die Befragten außerdem am meisten mehr Zeitreserven als Puffer für Unvorhergesehenes und Notfälle. Mehr Familienfreundlichkeit stand auch weit oben auf der Wunschliste, gefolgt von mehr Möglichkeiten, Aufgaben zu delegieren, und mehr kollegiale Supervision und Beratung.
Die aktuelle Belastung bleibt für viele Ärzte nicht ohne Folgen. Rund ein Drittel der Befragten leidet aufgrund von negativem Stress „regelmäßig“ oder „häufig“ unter körperlichen Symptomen. Sie nannten Kopfschmerzen beziehungsweise Migräne, aber auch Rückenschmerzen, gastrointestinale Beschwerden, Ohrgeräusche oder Symptome aus dem Bereich des Herz-Kreislauf-Systems. Bei jedem fünften Studienteilnehmer kommen psychische Beschwerden wie Niedergeschlagenheit, Konzentrationsprobleme, Nervosität und Unruhe, Ängste und Panikattacken noch mit hinzu. Besonders stark reagieren Assistenzärzte auf Stress. Von ihnen leiden 47 Prozent an körperlichen und 32 Prozent an psychischen Beschwerden.
Auf bürokratische Anforderungen oder auf die zunehmende Arbeitsverdichtung haben Ärzte kaum Einfluss. Umso interessanter war die Frage, welche Strategien sie selbst entwickelt haben. Jedem zweiten Interviewten helfen kurze Gespräche mit Kollegen. Rund 43 Prozent greifen zu unterschiedlichem Naschwerk, und 39 Prozent lesen als Ausgleich gerne. Lediglich sechs Prozent der Befragten greifen zu Medikamenten oder zur Zigarette.