Du möchtest eine Doktorarbeit schreiben, doch die Planungen sind ins Stocken geraten? Wir haben Tipps zusammengetragen, die Dich bei der Wahl des richtigen Themas, der Promotionsform und Deines Betreuers unterstützen werden.
Es ist soweit, optimalerweise liegt das Physikum gerade hinter Dir und es geht in den klinischen Abschnitt des Medizinstudiums. Der Gedanke liegt nahe, sich jetzt auch Gedanken über die Promotion zu machen. Aber wie findest Du ein Thema, dass Dich einerseits interessiert und andererseits Aussichten auf eine gute Betreuung hat?
Um des Titels Willen?
Bevor Du Dich an die Wahl Deines Promotionsthemas machst, solltest Du Dir einige grundsätzliche Gedanken machen. Wie viel Zeit kann oder möchtest Du investieren? Also: Möchtest Du den Doktortitel nur um des Titels Willen (vermutlich der häufigste Grund)? Möchtest Du bestimmte Arbeitsweisen erlernen? Oder strebst Du sogar eine Universitätskarriere an? Dann sollte Deine Doktorarbeit schon etwas aufwendiger sein. Wie viel Zeit Du in Deine Doktorarbeit investierst, sollte nicht zuletzt von deren Zweck abhängen. Eine weitere Frage, die Du Dir stellen solltest, ist, ob Du ein Freisemester einlegen musst oder möchtest, und wenn ja, wie Du diese Zeit finanzieren willst (Stipendium, HiWi-Stelle, finanzielle Hilfestellung der Eltern)? Spielt zudem das BAföG-Amt mit?
Art der Promotion
Was strebst Du an? Eine statistische, klinische oder experimentelle Doktorarbeit?
Statistische Doktorarbeiten haben den Ruf, schnell beendet werden zu können, aber von der Arbeitsatmosphäre recht trocken zu sein. Wie schnell man jedoch mit seiner Dissertation fertig ist, hängt vor allem von der Menge an Daten ab, mit der man sich auseinandersetzen muss. Und davon, ob die Daten bereits so vorliegen, sodass mit ihnen gearbeitet werden kann, oder ob noch einiges an Vorarbeit geleistet werden muss. Wenn das Thema der statistischen Arbeit einen anspricht, muss dessen Bearbeitung keinesfalls in die große Langeweile ausarten. Patienten wirst Du allerdings nicht zu Gesicht bekommen und einen Großteil der Bearbeitungszeit vor dem Computer oder im Archiv verbringen. Wenn die Daten bereits vorliegen und frei zugänglich sind, bist Du jedoch recht unabhängig in Deiner Arbeit und kannst theoretisch schnell fertig werden.
Klinische Doktorarbeiten können, genau wie alle anderen, vom Umfang recht unterschiedlich ausfallen. Wer Lust auf Patientenkontakt hat, wird bei dieser Form der Doktorarbeit sicherlich nicht enttäuscht. Für den klinischen Alltag wirst Du aus dieser Arbeit viel mitnehmen. Lisa, Medizinstudentin im 10. Semester, hat eine klinische Doktorarbeit gewählt, weil sie gerne Patientenkontakt haben wollte und man zudem das exakte Ausführen vieler Routinearbeiten lerne, wie z. B. Blutabnehmen, Flexülen legen und die ärztliche Gesprächsführung. Sie würde sich aus diesen Gründen jederzeit wieder für eine klinische Doktorarbeit entscheiden. Wichtig ist es hierbei, auch zu wissen, welchen Umfang die Patientenrekrutierung nehmen soll, wie aufwendig diese ist (gibt es viele Patienten mit den gesuchten Einschlusskriterien) und ob sie bereits läuft. Liegt eine offizielle Genehmigung vor (z. B. durch die Ethikkomission) und ist die Finanzierung gesichert? Wenn hier noch Unklarheiten bestehen, kann dies den Beginn der Studie verzögern. Zudem solltest Du in Erfahrung bringen, wie aufwendig die Untersuchungen, die durchgeführt werden, sind. Es muss nicht unbedingt schlechter sein, wenn diese aufwendiger sind, dadurch aber interessantere Ergebnisse zu Tage bringen. Du solltest jedoch dementsprechend engagiert sein.
Experimentelle Doktorarbeiten bedeuten viel Zeit im Labor. Wer beim Biochemiepraktikum beim Pipettieren die Pipette am liebsten in die Ecke geschmissen hätte, sollte gut überlegen, ob diese Art von Arbeit die richtige für ihn ist. Wem die Experimente jedoch Spaß gemacht haben und die Zeit im Labor zu schnell vergangen ist, für den könnte es genau das Richtige sein. Früher war eine experimentelle Doktorarbeit Voraussetzung für eine wissenschaftliche Karriere. Auch heute noch ist sie hoch angesehen. Dafür musst Du auch einiges an Zeit und Geduld investieren. Du erlernst allerdings auch Arbeitstechniken, die Dir vielleicht später einmal, z. B. bei der Bewerbung, nützlich sein können. Wichtig ist es, sich zu informieren, ob die durchzuführende Methode etabliert ist oder noch ausgetestet werden muss, wer einem diese beibringen kann und wie viel Zeit diese Person hat. Und natürlich, in welchem Umfang die Arbeit erfolgen soll.
Themenwahl - Am Ball bleiben
Wenn Du schon weißt, in welche Fachrichtung es später beruflich einmal gehen soll, macht es Sinn, sich auch mit dem Thema der Doktorarbeit in diese Richtung zu wenden. Vielleicht ist Dir während einer Vorlesung oder eines Kurses auch ein Thema aufgefallen, das Dich besonders interessiert oder intensiverer Nachforschungen bedarf. Das wäre der Optimalfall. Dann solltest Du Dich direkt an einen Dozenten wenden und diesen fragen, ob die Möglichkeit bestünde, zu diesem oder einem ähnlich gelagerten Thema zu promovieren. So hat es z. B. Sina, Ärztin aus Berlin, gemacht. Sie wusste, welches Gebiet Ihre Arbeit behandeln und das es keine experimentelle Promotion werden sollte. Mit dieser Vorstellung hat sie sich telefonisch an den Professor des Institutes gewandt und einen Termin bekommen, bei dem ihr das Thema ihrer jetzigen Doktorarbeit vorgeschlagen wurde.
Manchmal gibt es auch die Möglichkeit, dass Universitäten eine Liste an Promotionsthemen zur Verfügung stellen. So hat Fabian, Doktorand in Berlin, sein Thema gefunden. Fabian: "Ich wollte gerne eine Doktorarbeit mit Patientenkontakt und in der Radiologie machen." Über das Promotionsbüro fand er eine Liste an Doktorarbeiten. Ein ausgeschriebenes Thema sprach ihn sofort an, worauf er direkt Kontakt aufnahm. In solchen Listen mit Promotionsthemen werden meist auch konkrete Zeitvorgaben genannt und Erwartungen an die potenziellen Doktoranden formuliert. Im Internet kann man z. B. auf diesen Seiten nach einer Doktorarbeit suchen:
Das wichtigste ist und bleibt allerdings, ein Thema zu finden, das einen wirklich interessiert. Bei einer Doktorarbeit am Ball zu bleiben ist nicht immer leicht, aber wenn einen zudem das Thema langweilt wird es nicht unbedingt einfacher. Zudem gibt es bei einer Doktorarbeit immer Aufgaben, die einem keinen Spaß machen, jedoch erledigt werden wollen. Wenn das aber einen Großteil der Arbeit betrifft, verliert man leicht den Spaß an der Sache.Die Betreuung machts
Ob ein Promotionsvorhaben gelingt, hängt nicht zuletzt von einer guten Betreuung ab. Lisa sagt dazu: "Das Wichtigste ist, noch mehr als das Thema, eine gute Betreuung. Davon hängt der Erfolg der Doktorarbeit, meiner Meinung nach, wesentlich ab. Denn selbst wenn man ein gutes Thema hat, bringt einem das nichts, wenn sich der Professor nicht für den Erfolg der Doktorarbeit interessiert." Auf der anderen Seite sei es auch schwierig für die Motivation, die Arbeit zu Ende zu bringen, wenn das Thema nicht so interessant sei. In welchem Maße die Betreuung erfolgt, ist meistens vom Interesse des Doktorvaters an dem Promotionsvorhaben und der Zeit, die dieser investieren kann oder möchte, abhängig. Um herauszufinden, wie die Betreuung ist, kann man entweder Kommilitonen befragen, die bei dem Doktorvater bereits promovieren oder dadurch abschätzen, wie schnell Anfragen beantwortet werden und ein persönliches Treffen zustande kommt. Aussagekräftig ist sicher auch, wie viele Personen bei dem betreffenden Doktorvater bereits Doktorarbeiten abgeschlossen haben und wie lange diese dafür gebraucht haben. Weitere Knackpunkte können Auslandspläne des Doktorvaters oder der geplante Wechsel der Fakultät durch diesen sein.
Kontaktaufnahme - Gesprächsbasis schaffen
Wenn Du Dich an einen potentiellen Doktorvater wenden möchtest, solltest Du Dich für Fachrichtung und thematischen Bereich der Promotion entschieden haben. Am besten, Du wendest Dich per eMail an die entsprechende Person oder machst mit deren Sekretärin einen Termin aus. Allgemein formulierte eMail-Anfragen werden von den Ärzten häufig schlichtweg ignoriert. Besser ist es, wenn aus der eMail ersichtlich wird, dass Du Dir Gedanken zu dem Thema gemacht und ernsthaftes Interesse hast. Vor einem Gespräch solltest Du Dich im Internet über den potentiellen Doktorvater informieren, z. B. über die Anzahl und Art der bereits veröffentlichten Artikel und über weitere Aufgaben, die dieser eventuell außerhalb der Klinikroutine wahrnimmt. Damit hast du eine gute Gesprächsbasis geschaffen.
Stellst Du vor der Suche nach einem passenden Promotionsthema die richtigen grundlegende Fragen und setzt Dich intensiv mit diesen auseinander, bist Du dem Beginn der Doktorarbeit schon ein ganzes Stückchen näher. Passen dann noch Thema und Betreuung, sind die Voraussetzungen für das Gelingen Deiner Promotion gegeben!