Konnektoren sind bei Ärzten unbeliebt: Im Praxisalltag stellt die neue Technik für viele eine unnötige Belastung dar. Ist die Technik schlecht oder haben Praxisleiter sogar eine Mitschuld an der Misere? DocCheck sprach mit einer IT-Expertin und einem Hersteller.
„Meine Praxis ist konnektorfrei und Ihre Daten sicher – zu Ihrer Datensicherheit zahlen wir deshalb eine monatliche Strafe“, kommentiert eine Ärztin unter einem Artikel, der in den DocCheck News lief. Auch andere Leser lassen kein gutes Wort an den Konnektoren: „Ärzte werden unnötig belastet, der Patient wird verunsichert und es geht zu Lasten beider Gruppen“ oder „Ich spare mir den Konnektor auch erst einmal und kaufe lieber bessere Medizintechnik.“ Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisiert Schwächen in der Praxis. Grund genug, der Sache weiter nachzugehen.
DocCheck sprach mit Privatdozentin Dr. Maike Henningsen aus Berlin. Sie arbeitet als Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, seit mehreren Jahren ist sie auch im Bereich digitale Medizin tätig. Aktuell will sie digital affine Ärzte mit Interesse an neuen Entwicklungen zusammenbringen. Ihr Motto: „Ärzten soll in der digitalen Medizin die letzte Meile gehören, und dafür setzen wir uns ein.“ Bislang läuft es in der Praxis alles andere als glatt mit den Konnektoren, so Henningsen. Beispielsweise waren Lesegeräte für die eGK mit den Konnektoren inkompatibel. Doch die Sache ist weitaus komplexer – und liegt auch an Medizinern. „Ärzte nutzen Informationsangebote wie zum Beispiel die Rote Liste, UpToDate, DocCheck oder sonstige Online-Ressourcen, regelmäßig. Geht es darum, eine neue Hardware oder Software einzuführen, tun sie sich aber oft schwer.“ Das erklärt Henningsen so: „Viele sind in ihre tägliche Arbeit stark eingebunden und haben keine Kapazitäten dafür, sich mit neuen Tools zu beschäftigen.“ Henningsen kritisiert, Hardware- oder Software-Lösungen müssten vor allem „intuitiver“ sein und sich, wenn gewünscht, automatisch mit anderen Komponenten in der Praxis vernetzen können. Dies sei nicht immer der Fall. Generell würden Praxisinhaber eher erprobte Lösungen größerer Hersteller bevorzugen. Denn wer weiß, ob ein Start-Up, das vielleicht bessere Tools anbietet, in ein paar Jahren noch existiert? Viele Ärzte sind daher verunsichert. Das sei zwar verständlich, aber schade, so Henningsen, denn Innovationen kämen oft gerade aus kleinen Firmen. „Und dann gibt es auch Kollegen, die digitalen Lösungen generell skeptisch gegenüberstehen“, ergänzt die Expertin. Sie spricht beim Thema Health IT allgemein auch von einer „gegebenenfalls unerwünschten Transparenz“: „Vielleicht wollen es nicht alle Ärzte, dass Daten aus ihrer Praxis übertragen und von Dritten einsehbar werden.“ Entwicklern und Herstellern rät sie jedenfalls, den Nutzen ihrer Produkte für Praxen klarer als bislang herauszuarbeiten. „Ansonsten ist die Bereitschaft bei Ärzten, sich damit zu beschäftigen eher gering.“
Doch was sagen Hersteller zu den Vorwürfen? Die CompuGroup Medical SE (CGM) arbeitet mit der KoCoBox als Konnektor. Ein Sprecher berichtet DocCheck, jeder Kunde, der eine TI-Anbindung bestelle, werde unabhängig von der Installationsart im Nachgang kontaktiert. „In diesen ‚Care Calls‘ fragen wir nach, ob alle Komponenten optimal funktionieren und, ob darüber hinaus auf Seiten der Kunden noch Fragen oder Wünsche bestehen.“ Er spicht von einer „hohen Zufriedenheit mit der TI-Installation und auch mit dem laufenden TI-Betrieb“. Aus mehreren zehntausend eGK-Einlesevorgängen gehe hervor, dass die durchschnittlichen Antwortzeiten deutlich unter den Vorgaben der gematik liege. „Unabhängig davon muss bei etwaigen Problemen aber auch analysiert werden, ob sich die bestehende IT-Infrastruktur in der Praxis auf dem hinreichend aktuellen Stand befindet, um den TI-Betrieb zu ermöglichen“, ergänzt der Sprecher. „Immer wieder berichten uns unsere Techniker, die vor Ort in den Praxen unterwegs sind, dass eine TI-Installation aufgrund veralteter Hardware oder einer unzureichenden Internetverbindung mit einem erhöhten Aufwand verbunden war.“ Deshalb werde empfohlen, bereits im Vorfeld des Installationstermins die notwendigen Voraussetzungen in der Praxis zu schaffen. Das kann etwa über ein Vorab-Gespräch mit dem Techniker erfolgen.
Und nicht zuletzt ist auch der Markt in Bewegung. Eigenen Recherchen zufolge können Ärzte bald mit weiteren Konnektoren rechnen. Neben der KoCo Connector GmbH und T-Systems soll es auch von Research Industrial Systems Engineering (RISE) und Secunet Hardware geben.