Die Fachschaft der Medizinischen Fakultät Münster stellt nun in einer Stellungnahme die Notwendigkeit von Auswahlverfahren in Form von Eignungstests und Assessmentcentern als zusätzliches Kriterium für die Erlangung eines Medizinstudienplatzes prinzipiell in Frage.
Zum jetzigen Zeitpunkt gäbe es, laut der medizinischen Fachschaft der Uni Münster, keinen Anhaltspunkt dafür, dass diese Auswahlkriterien ein besserer Prädiktor für einen erfolgreichen Studienabschluss und eine erfolgreiche Berufsausübung seien als die Abiturnote allein. Die Fachschaft weist zudem darauf hin, dass auch ein erfolgreich abgeschlossenes Studium keine Auskunft über die Qualität des ärztlichen Tuns und Handelns gäbe. Den in Münster eingeführten Eignungstest hält die Fachschaft Medizin, u. a. aufgrund der Überprüfung wichtiger "Soft Skills" für den späteren Arztberuf, für eine im Verhältnis adäquate Art der Auswahl, wenngleich der personelle und finanzielle Aufwand auch bei diesem Test sehr hoch sei. Die Fachschaft Medizin Münster findet es fraglich, ob sich dieser Aufwand lohne, da es pro Semester nur sehr wenige Abiturienten schafften, einen Studienplatz zu erlangen, die dies nach alleiniger Auswahl durch die Abiturnote nicht geschafft hätten. Zusätzlich sei zu sagen, dass alle Bewerber, die in Münster eingeladen würden, an anderen Universitäten allein durch ihre Abiturnote einen Studienplatz erlangen könnten. Die Fachschaft Medizin Münster fordert eine wissenschaftliche Evaluation des Eignungstests, um die Objektivität, Validität und Reliabilität des Verfahrens zu überprüfen und zu sichern. Erst dann könne ein abschließendes Urteil gefällt werden.
Den Mangel an Landärzten sehe auch die Fachschaft, sie weist jedoch auch darauf hin, dass nicht nur auf dem Land sondern auch ortsunabhängig in vielen Fachgesellschaften ein erhebliches Nachwuchsproblem wahrgenommen werde. Auch gebe es, laut Fachschaft Medizin Münster, keinen Kausalzusammenhang zwischen der Abiturnote und der späteren Facharztwahl bzw. dem Ort der noch später erfolgenden Niederlassung. Der Behauptung, dass gute Abiturienten per se nicht in der kurativen Medizin und insbesondere nicht auf dem Land tätig werden wollten, widerspricht die Fachschaft und betrachtet in diesem Zusammenhang eine Diskriminierung sowohl der guten als auch der weniger guten Abiturienten. Die Fachschaft ist der Ansicht, dass die Nachwuchsprobleme einzelner Fachgesellschaften aus der geringen Attraktivität dieser resultierten. So sollten eher die Arbeitsbedingungen verbessert und Missstände vermindert werden. Die medizinische Fachschaft möchte auch in Zukunft, dass der Eignungstest in Münster nicht für die Festlegung der Studierenden auf eine bestimmte Fachrichtung oder den Ort der Niederlassung instrumentalisiert werde und dass die freie Entfaltungsmöglichkeit der Studierenden durch den Test unbeeinflusst bleibe.