Bisherige Bemühungen, Gene zu finden, die das Körpergewicht bei Menschen regulieren, waren nicht sehr erfolgreich. Varianten des FTO-Gens zeigen bisher den stärksten Einfluss auf das Körpergewicht. Forschern ist es gelungen, eine wesentliche Funktion dieses Gens nachzuweisen.
Anfang dieses Jahres legte das Robert-Koch-Institut neue Zahlen zum Vorkommen von Übergewicht und Adipositas in Deutschland vor: Rund 67 % der Männer und 53% der Frauen sind derzeit übergewichtig, 23 % der Männer und 24 % der Frauen sind adipös (BMI > 30 kg/m²). Bisherige Bemühungen, Gene zu finden, die das Körpergewicht bei Menschen regulieren, waren nicht sehr erfolgreich. Varianten des so genannten FTO-Gens (fat mass and obesity associated gen) zeigen bislang den stärksten Einfluss auf das Körpergewicht in der Allgemeinbevölkerung. Über die genaue Funktion dieses Gens ist allerdings wenig bekannt. Man ging bislang von einer zentralen Funktion im Gehirn (im Hypothalamus) aus. Der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Wabitsch von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin) ist es jetzt gelungen, eine wesentliche Funktion des FTO-Gens nachzuweisen. Die Ulmer Forschergruppe konnte im nächsten Schritt nachweisen, dass dieses Gen auch in menschlichen Fettzellen dieselbe Funktion besitzt. In Laborexperimenten schalteten die Forscher das FTO-Gen in adulten menschlichen Stammzellen aus. Den daraus sich entwickelnden Fettzellen fehlte das FTO-Gen. Diese Zellen zeichneten sich durch eine deutlich erhöhte „Zellatmung“ und durch eine deutliche Expression von UCP-1 (uncoupling protein-1), einem Markerenzym von braunen Adipozyten aus.
Naturwissenschaftler Dr. Daniel Tews, der die Experimente durchführte und Erstautor der wissenschaftlichen Arbeit ist, sagt zu den Ergebnissen: „Wir zeigen hier, dass das bislang bedeutendste Gen für die Körpergewichtsregulation in der allgemeinen Bevölkerung die Zellatmung von Adipozyten reguliert. Ein Mangel an FTO führt zu einer erhöhten Wärmeproduktion in Adipozyten. Dieser Mechanismus ist ein Ansatzpunkt für die Entwicklung von Medikamenten, die das Energiegleichgewicht des Körpers regulieren und die bei Adipositas eingesetzt werden könnten.“ Originalpublikation: FTO deficiency induces UCP-1 expression and mitochondrial uncoupling in adipocytes Daniel Tews et al.; Endocrinology, doi: 10.1210/en.2012-1873; 2013