Ein konzertiert arbeitendes Netzwerk von Proteinkinasen im Gehirn steuert die Bildung des räumlichen Gedächtnisses. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Arbeit, die kürzlich erschienen ist.
Es gibt rund 500 Proteinkinasen im Organismus. Diese regulieren, so Gert Lubec (Leiter der Grundlagenforschung / Neuroproteomics-Abteilung an der Universitätsklinik Wien), das so genannte „Signalling“, also jenen Vorgang, bei dem das Signal in eine Erinnerung übertragen wird. Lubec: „Damit ist es möglich, sich auch über Jahre hinweg zu merken, wo man sein Auto zuletzt abgestellt hat.“ Die Proteinkinasen sind also für die Bildung der Erinnerung zuständig, die Speicherung erfolgt wieder durch einen anderen Mechanismus im Gehirn. Studienleiterin Lin Li hat in ihrer Arbeit festgestellt, dass diese Proteinkinasen für die so genannte Phosphorylierung und damit Aktivierung von Proteinen unbedingt notwendig sind: „Im Gehirn sind die meisten Funktionen ohne Proteinkinasen nicht vorstellbar und diese sind als Hauptschaltkreise aufzufassen.“ Ist nur ein „Rädchen“ in diesem Netzwerk beschädigt, funktioniert das räumliche Gedächtnis nicht. Lin Li hat damit erstmals aufgezeigt, dass ein Netzwerk von Proteinkinasen im Hippocampus bei der Bildung eines räumlichen Gedächtnisses zusammenwirkt. Lubec: „Diese erstmals festgestellte, konzertierte Aktion ist von besonderem Wert und bildet die Basis für bereits laufende Paralleluntersuchungen an der MedUni Wien in anderen Paradigmen von Lernen und Gedächtnis.“ Originalpublikation: Distinct set of kinases induced after retrieval of spatial memory discriminate memory modulation processes in the mouse hippocampus Lin Li et al.; Hippocampus, doi: 10.1002/hipo.22127; 2013