Egal ob in Vorklinik, Physikum, Klinik oder Staatsexamen - an Multiple-Choice-Fragen kommt im Medizinstudium keiner vorbei. Sie entscheiden über Wohl und Wehe des Studenten. Wir zeigen Euch, wie Ihr im Kreuzdschungel den Überblick behalten könnt.
Kann man sich etwas Schlimmeres vorstellen? Der Tag des Examens ist gekommen, tausende medizinische Fakten schwirren einem durch den Kopf und man wartet nur noch darauf, dass die Kreuzprüfung endlich vorüber ist. Irgendwann erfolgt die Ansage, dass man in Kürze den Antwortbogen abgeben muss. Doch da sind leider noch einige Aufgaben, bei denen man sich nicht entscheiden kann. Ist es nun A oder E, B, C oder gar D? Auf einmal erscheint einem alles plausibel. Man tippt blind auf irgendeinen Buchstaben, denn die Prüfungszeit ist fast um. Im Nachhinein erkennt man, dass man sich in der Hektik doch glatt so manches Mal vom Fragesteller hat hereinlegen lassen.
Das richtige Zeitmanagement in einer MC-Prüfung ist das A und O. Man sollte sich vorab einen vernünftigen Zeitplan für die Prüfung überlegen. Am besten ist es, sich Zeitmarken zu setzen. So habt Ihr ständig die Kontrolle über die Prüfung und könnt im Notfall das Arbeitstempo erhöhen oder Euch entspannen. Für das zweite Staatsexamen bietet sich z. B. die folgende Zeitaufteilung an: man muss über drei Tage jeweils 107 Fragen in 5 Stunden beantworten. Zu Beginn hat man dabei etwa 50 Einzelfragen und anschließend noch vier Fälle mit jeweils ca. 13 Fragen, die man zu diesen beantworten muss. Es bietet sich also an, nach 45 Minuten die ersten 25 und nach 90 Minuten alle 50 Einzelfragen bearbeitet zu haben. Dann bleiben pro Fall nochmals 45 Minuten. Ein erfolgreiches Zeitmanagement umfasst aber nicht nur die Prüfungszeit, sondern auch die Wochen und Monate davor. Es nützt auch nichts, wenn man die kleinen Fächer alle gut beherrscht, aber bei den großen Fächern Lücken aufweist.
In der Vorbereitung sollte man bestenfalls nicht mehr als fünf Lerntage pro Woche einplanen und sich die letzten zwei Wochen vor der Prüfung für die Bearbeitung von Altklausuren oder Altexamina reservieren. Der Lernumfang lässt sich je nach Art des Fachs und der eigenen Vorkenntnisse einteilen. Am Besten lernt man die Fächer tageweise, beispielsweise studiert man dann vormittags ein Lehrbuch und nachmittags kreuzt man die entsprechenden Fragen dazu. Verplant man von vorneherein nicht mehr als acht Stunden pro Tag und lässt sich das Wochenende frei, kann man auf diese als Ersatztermine ausweichen. Wichtig ist es auch, beim Beantworten der MC-Fragen einen klaren Kopf zu bewahren, um die gut getarnten Falschaussagen zu entlarven und die Verwechslungsgefahr von Negativ-Fragen (Was trifft nicht zu?) mit Positiv-Fragen (Was trifft zu?) zu minimieren. Aber auch während der Prüfung sollte man auf regelmäßige Pausen achten. In den ersten paar Minuten ist der Erholungswert am größten, nach fünf bis maximal zehn Minuten nimmt er nicht weiter zu. Deswegen genügt auch eine kurze Pause, um sich Entspannung zu verschaffen. Dies haben die Forscher bereits 1974 in einer Studie nachgewiesen und als sogenannte „Kurzpausenregel“ der Arbeitsstrukturierung festgehalten.
Leider ist es bei MC-Fragen mit der bloßen Beherrschung des Stoffes nicht getan. Während die Art der Fragestellung manche eifrigen Studenten gerade wegen ihres umfassenden Wissens zu unnötig komplizierten Gedankengängen und Falschantworten verleitet, können andere ihre fachlichen Defizite ausgleichen, indem sie bestimmte Eigenheiten des Multiple-Choice-Verfahrens gewinnbringend ausnutzen. Dazu muss man bestimmte Tipps und Tricks kennen, die wir Euch im Artikelverlauf näher vorstellen. Einen wichtigen Ratschlag hat Julius Mayer, Regensburger Medizinstudent im 8. Semester und Mentor für Physikumskandidaten: „Man sollte die Prüfungsaufgaben grundsätzlich immer der Reihe nach durcharbeiten. Man darf sich nicht dazu verleiten lassen, die Fragen seines Lieblingsfaches zuerst zu beantworten oder erstmal nur Antworten zu kreuzen, die man ganz sicher beherrscht. Denn das Herausfiltern von Fragen – unter welchen Gesichtspunkten auch immer – kostet wertvolle Zeit, die später fehlt. Und jede Frage, die aus Zeitnot nicht oder nur oberflächlich beantwortet werden kann, bringt Punktabzug. Außerdem lässt die Konzentration im Laufe des Examens nach und da bringt es nichts, schwierige Aufgaben nach hinten zu verschieben. Man kann sie später mit hoher Wahrscheinlichkeit noch schlechter lösen. Es ist viel abwechslungsreicher für den Geist, Fragen mit wechselnden Schwierigkeitsstufen zu beantworten, so bleibt man wach und schnell.“
Habt Ihr Euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie die MC-Fragen eigentlich zustande kommen? Wahrscheinlich eher nicht, denn schließlich müsst Ihr sie ja beantworten und nicht stellen. Wer das Verfahren aber kennt, kann den Spieß umdrehen und daraus wichtige Vorteile ziehen. Deshalb ist es lohnenswert, einen „Blick hinter die Kulissen“ zu werfen. Wir haben die wichtigsten Tipps und Tricks in folgenden Tabellen zusammengefasst:
Die Erfolgsstrategie für MC-Prüfungen lautet also: Kreuzen, Kreuzen, Kreuzen. Beschäftige Dich mit Multiple-Choice-Prüfungen, so viel es geht, damit Dir die Fragestellungen in Fleisch und Blut übergehen und Du jeden Versuch, Dich aufs Glatteis zu führen, enttarnen kannst. Bereite Dich außerdem fachlich gut vor und lerne mit einem Lernplan, sodass du nicht in Zeitnot gerätst, bevor das Examen überhaupt angefangen hat. Optimiere Dein Zeitmanagement und stelle Dir schon vor der Prüfung einen individuellen Ablauf zusammen. Am Tag der Prüfung heißt es dann, ruhigbleiben und Nerven behalten. Mach genügend Pausen, schau zu den gegebenen Zeitmarken auf die Uhr, lass dich aber nicht stressen, denn jeder nervöse Gedanke ist nur verschenkte Zeit. Simuliere vorher zu Hause die Prüfungssituation, damit dich nichts aus der Ruhe bringen kann. Und zu Guter Letzt: Beherzige die genannten Tipps, so kann die Prüfung nur gelingen.