Amerikanische Epidemiologen haben mRNA des Ebolavirus noch zwei Jahre nach der Infektion im Sperma betroffener Männer nachgewiesen. Kann man sich auf die aktuellen Richtlinien der WHO zur sexuellen Übertragbarkeit von Ebola überhaupt verlassen?
Der letzte große Ausbruch des Ebolavirus mit mehr als 11.000 Toten liegt erst einige Jahre zurück. Und obgleich das Virus bereits seit Jahrzehnten bekannt ist, wissen wir auch heute noch viel zu wenig darüber. Wichtig ist dies vor allem für die Überlebenden, von denen derzeit noch niemand sagen kann, wie lange das Virus oder sein Genom im Körper nachweisbar bleibt oder ob von ihnen sogar ein potenzielles Ansteckungsrisiko ausgeht.
Bisher sehen die Richtlinien der WHO zum Umgang mit Überlebenden des Ebolavirus vor, dass gerade Männer für mindestens 12 Monate sexuell abstinent bleiben oder zumindest Kondome verwenden sollen. Erst nachdem deren Sperma zweimal hintereinander negativ auf Ebola getestet wurde, sind die Männer als ebolafrei zu betrachten. Eine neue Studie aus den USA widerlegt nun diese WHO-Bestimmungen, nachdem einige der Studienteilnehmer (13/149), welche vorwiegend aus Monrovia in Liberia stammten, positiv auf Ebola-mRNA getestet wurden. Das besondere daran: In einigen Fällen waren die Probanden zuvor negativ getestet worden, und erst bei der wiederholten Testung fanden sich im betreffenden Sperma erneut mRNA-Kopien des Virus. In 11 von 13 Proben reagierte der Ebolatest sogar noch zwei Jahre nach der Infektion positiv auf die virale mRNA.
„Ebola sollte nicht mehr nur als akute Infektion, sondern vielmehr auch als eine persistierende Erkrankung mit noch unbekannten Langzeiteffekten betrachtet werden“, so die Studienautoren. Es sei offensichtlich, dass in einigen Männern das Virus auf Jahre hinaus im Sperma nachweisbar bleibt. Ob dies bedeutet, dass auch aktive Viruspartikel oder nur deren Genom enthalten ist, bleibt indes weiterhin ungeklärt. Auf jeden Fall ist ein potenzielles Ansteckungsrisiko dabei nicht ganz auszuschließen, denn frühere Studien belegten klar, dass Ebola während und kurz nach der akuten Infektion sexuell über das Sperma übertragbar ist. Interessant ist zudem, dass die Männer, die nach zwei Jahren noch positiv auf Ebola ansprachen, in der Regel älter waren als negativ Getestete. Ferner klagten von diesen Ebola-Positiven verhältnismäßig mehr Männer über Augenprobleme. Zukünftige Studien sollten sich noch deutlicher der möglichen Persistenz des Ebolavirus in Langzeitüberlebenden widmen und vor allem klären, ob von den mRNA-Nachweisen auf eine noch vorhandene Virusaktivität geschlossen werden kann und somit eine potenzielle Ansteckungsgefahr besteht oder nicht. Mit ein wenig Feingefühl lässt sich dadurch im besten Fall die Gemeinschaft der Ebola-Überlebenden stärken und deren Last der Stigmatisierung etwas verringern. Quelle: Ebola Virus RNA Detection in Semen More than Two Years After Resolution of Acute Ebola Virus Infection. William A Fischer II et al.; Open Forum Infectious Diseases, doi: 10.1093/ofid/ofx155/4004818; 2017