Ist Bewegungsmangel am Arbeitsplatz ein Faktor für Fettleibigkeit? Eine nun durchgeführte Studie bringt neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Berechnung des Energieverbrauchs in der Sitz- oder Steharbeitsposition und zu deren Auswirkungen auf Gewichtsänderungen.
Kann weniger Sitzen während der Arbeit das Krankheitsrisiko reduzieren und die Lebenserwartung erhöhen? Diese Frage hat sich die Forschungsgruppe von Prof. Abdul Dulloo vom Departement für Medizin an der Universität Freiburg gestellt. Verschiedene bisherige Studien, welche die sitzende Körperhaltung und die Kombination aus aufrechter Position und Bewegung verglichen, belegen, dass eine Reduktion der sitzenden Arbeitszeit um drei Stunden das Leben um zwei Jahre verlängern kann. Auch wenn die Testwerte zweideutig sind und signifikante Unterschiede aufweisen (eine Variation von 0 % bis 20 % Energieverlust, wenn eine Person steht), lenken sie dennoch das Interesse auf Anwendungsstrategien, die es ermöglichen, die sitzende Tätigkeit am Arbeitsplatz zu reduzieren, wie beispielsweise ein Wechsel in eine stehende Arbeitsposition. Die Freiburger Forscher stellten fest, dass diese Berechnungen über einen sehr langen Zeitraum durchgeführt wurden und daher notwendigerweise eine Bewegung mit ungeeigneten Geräten implizieren. Aufgrund dessen interessierten sich die Wissenschaftler nicht nur für die Größenordnung der Veränderungen des Energieverbrauchs zwischen der sitzenden und stehenden Position, sondern vor allem für deren zeitlichen Verlauf.
Die Forscher beobachteten Minute für Minute den Kalorienverbrauch, die Herzfrequenz und den Atmungsquotienten der 22 jungen Erwachsenen mit normalem Gewicht und guter Gesundheit, die während 10 Minuten in jeder Position platziert wurden. Dazu verwendeten die Wissenschaftler das System der indirekten Kalorimetrie, welches den Energieverbrauch des Körpers über die Sauerstoffaufnahme mit Hilfe einer Atemhaube und an körperliche Positionsänderungen angepasst, berechnet. Mit diesem System wird der Stoffwechsel der Probanden so wenig wie möglich gestört. Das Ergebnis unterscheidet drei Phänotypen: ein Drittel der Teilnehmer zeigt fast keinen Unterschied zwischen den beiden Positionen; nur vier der Teilnehmer weisen Anzeichen von Anstrengung auf, wenn sie stehen; die restlichen zehn Teilnehmer haben, basierend auf Messungen in der Sitzposition, während der zweiten stehenden Zeithälfte, also in den letzten fünf Minuten, weniger Energie verbraucht. Die Probanden lassen sich, gemessen an ihrem Energieverbrauch beim Stehen, in drei Gruppen einteilen. © Universität Freiburg Die Studie ermöglicht neue Perspektiven in Bezug auf das Verständnis der metabolischen und psychomotorischen Grundlage der Variabilität des Energieverbrauchs, wenn die stehende Position lediglich für kurze Zeit eingenommen wird. Sie hinterfragt ebenfalls den Nutzen, stehende Arbeitspositionen anzubieten, um den Energieverbrauch und die Gewichtskontrolle zu fördern. Wird das verlockende Ziel, während der Arbeit Gewicht zu verlieren, jemals erreicht werden? Originalpublikation: Heterogeneity in the Energy Cost of Posture Maintenance during Standing Relative to Sitting: Phenotyping According to Magnitude and Time-Course Abdul Dulloo et al.; PLoS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0065827; 2013