Depressionen bei Kindern nehmen stark zu, Lehrer sind daran interessiert, ihren Schülern zu helfen. Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass ein Präventionsprogramm in der Grundschule die Depressionsraten von Schülern nachhaltig senken kann.
Studien zufolge leiden 14% aller 15- bis 18-Jährigen an einer Depression. Mit 14 Jahren haben etwa 9% aller Jugendlichen bereits eine schwere depressive Episode erlebt. Anscheinend hat die Schule einen großen Einfluss darauf, ob Kinder und Jugendliche depressive Symptome entwickeln oder nicht. Zum Beispiel schützt ein positives Klassenklima vor Depressionen. Gezielte Präventionsprogramme in der Schule können die psychische Gesundheit von Kindern stärken. Der Vorteil von Schulprogrammen liegt auf der Hand: Wenn alle Schüler beteiligt sind, verringert sich die Gefahr von Vorurteilen und Stigmatisierungen. Außerdem können sich Lehrer und Schüler infolge der neuen Erfahrungen und des aktuellen Wissens gegenseitig besser unterstützen. Shoji Sato und Kollegen der Miyazaki-Universität Japan führten eine Studie mit 189 Drittklässlern durch. Lehrer, die einen Master in pädagogischer Psychologie hatten, führten das Programm in der Schule ein. Klassenlehrer und Studenten assistierten als Co-Trainer.
Einmal wöchentlich fand für die Drittklässler ein 45-minütiges Programm statt, das die sozialen Kompetenzen der Schüler stärken sollte. 114 Kinder nahmen direkt an dem Programm teil, 75 Kinder gehörten zur Wartegruppe (Kontrollgruppe) und begannen mit dem Programm, nachdem die erste Gruppe ihren Durchgang beendet hatte. Das Programm namens "Smile Project" (SP nach Iwanaga et al. 2009) besteht aus 5 Sitzungen. Die Kinder lernen unter anderem, besser zuzuhören, andere um einen Gefallen zu bitten, eine Bitte auch einmal freundlich abzulehnen, positive Botschaften auszusenden, sich zu behaupten und sich gegenseitig zu ermutigen. Außerdem üben sie, das Gelernte auf das tägliche Leben zu übertragen. Die Schüler füllten vor und nach der Intervention zwei Fragebögen aus: die Social Skills Scale for Children (SSS-C) von Watanabe et al. sowie die Depression Self Rating Scale (DSRS) nach Birleson. Die Befragung wurde in den Schuljahren 4, 5 und 6 wiederholt. Abschließend konnten die Daten von 180 Kindern (91 Jungen und 89 Mädchen) ausgewertet werden. Daneben erhoben die Autoren die Daten von 2.292 Kindern der vierten bis sechsten Klassen, die nicht an dem Programm teilgenommen hatten. Auch diese Kinder füllten den SSS-C mehrmals aus.
Die sozialen Kompetenzen der Kinder verbesserten sich drastisch, nachdem sie am Programm teilgenommen hatten. Die Messergebnisse vor und nach der Intervention unterschieden sich deutlich. Auch in den Follow-up-Untersuchungen nach ein, zwei und drei Jahren war eine erhöhte soziale Kompetenz nachweisbar. Allerdings nahmen die sozialen Kompetenzen in den Jahren zwei und drei nach der Intervention wieder ab. Dennoch konnten die Autoren aus ihrer Studie den Schluss ziehen, dass die verbesserten sozialen Fähigkeiten die Kinder vor Depressionen schützten.
In Deutschland wurde ein ganz ähnliches Programm eruiert: Das Interpersonelle Präventionsprogramm gegen Depression im Jugendalter (IPPDJ). Pamela Reich und ihre Kollegen der Universität Marburg veröffentlichten 2007 ihre Studienergebnisse: Nachdem 111 Jugendliche der Jahrgangsstufe 8 an insgesamt 8 Schulungs-Sitzungen teilgenommen hatten, war ihre soziale Kompetenz signifikant gestiegen. Die Kinder suchten bei Problemen rascher Hilfe auf und wussten signifikant mehr über Depressionen als Schüler der Kontrollgruppe. Somit wiesen also auch die Marburger Forscher nach, dass ein Präventionsprogramm in der Schule schon nach relativ wenigen Stunden gute Wirkung zeigt.