Der Wissenschaftsrat übt nun in einem Berichtsentwurf harte Kritik an der Uniklinik Halle und fordert zukünftig drastische Änderungen. Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) nimmt dies mit großer Sorge zur Kenntnis.
Bereits im Mai hatte sich die bvmd mit einem offenen Brief an die Verantwortlichen in Sachsen-Anhalt gewandt und sich gegen Kürzungen, welche die Universitätsmedizin in Halle bedrohen, ausgesprochen. Der Berichtsentwurf des Wissenschaftsrates ruft nun erneut die Bundesvertretung auf den Plan. Der Wissenschaftsrat ziehe mit seinem Bericht, aus Sicht der bvmd, eine völlig falsche Schlussfolgerung. Es habe sich in den letzten Jahren gezeigt, dass Arztstellen in Halle schwer zu besetzen seien. Genau deshalb müsse eine gute Ausbildung von Anfang an in Halle vorgehalten werden, um junge Menschen für den Beruf und Standort zu begeistern. „In nur drei Jahren Studium tritt kaum Identifikation mit dem Studienort ein“, sagt der Fachschaftsrat Medizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Ein geteiltes Studium macht trotz anderslautender Bekundungen des Wissenschaftsrates Halle als Studienort unattraktiv und veranlasst niemanden dazu, freiwillig hier zu studieren“, so die Studierendenvertreter weiter. Die Verlagerung der vorklinischen Ausbildung würde, so die Bundesvertretung, wohl kaum mit finanziellen Einsparungen einhergehen, denn im gleichen Schritt müsste eine Raumverknappung in Magdeburg behoben werden. Vom Wissenschaftsrat werde aber explizit gefordert, eine Gefährdung des Standortes Magdeburg auszuschließen. Ohne höhere Investitionen wäre aber die bisherige Qualität der Lehre gefährdet. Dies seien, aus Sicht der bvmd, zwei nicht vereinbare Punkte, weshalb man diesen Vorschlag kritisch hinterfrage.
Der Hallenser Fakultät wurden durch ein Gutachten des Wissenschaftsrates aus dem Jahre 2009 viele Aufgaben auferlegt. Das vorläufige Gutachten hebt nun unter anderem die “bemerkenswerte” Verbesserung der Lehre seit Veröffentlichung des Gutachtens hervor. Zudem hält man es dem Universitätsstandpunkt zugute, mit Studienordnungsreformen Schritte eingeleitet zu haben, um den Anforderungen des Wissenschaftsrates zu entsprechen. „Es ist für uns unverständlich, warum sich dieser Aufschwung in der Lehre nicht in der Empfehlung des Wissenschaftsrates niederschlägt“, so der Fachschaftsrat Medizin. Die bvmd vertritt die Meinung, dass die Universitätsmedizin in Halle weiterhin die Möglichkeit haben sollte, die begonnene Umstrukturierung fortzuführen, um auch in anderen Bereichen gute Ergebnisse zu erreichen. Knapp vier Jahre seien ein sehr kurzer Zeitraum für eine Umstrukturierung und dies müsse ausreichend in der Bewertung berücksichtigt werden. Die bvmd könne daher eine Umverlagerung des vorklinischen Abschnitts in eine andere Stadt nicht nachvollziehen. Für die bvmd stehe fest: „Halle bleibt! “