Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung senken das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Einer aktuellen Studie zufolge kann aber auch regelmäßiger Alkoholkonsum dazu beitragen. Probanden, die mehrmals pro Woche Alkohol tranken, erkrankten seltener als Nicht-Trinker.
Schon in der Vergangenheit hat es Hinweise darauf gegeben, dass Alkoholkonsum in indirekter Verbindung mit einem niedrigeren Risiko für Typ-2-Diabetes stehen könnte. Wer sich ein paar Gläschen gönnt, scheint weniger häufig an der Stoffwechselstörung zu erkranken. Welche Rolle das Trinkverhalten genau spielt, blieb jedoch bislang unbekannt. Charlotte Holst vom National Institute of Public Health an der University of Southern Denmark hat jetzt die Daten einer Kohortenstudie ausgewertet.
Holst arbeitete mit Daten von 76.484 Teilnehmern des Danish Health Examination Survey (DANHES) 2007-2008. Unter ihnen waren 28.704 Männer und 41.847 Frauen. Die Gesundheitswissenschaftlerin interessierte sich für den Lebensstil, die Ess- und Trinkgewohnheiten und in diesem Zusammenhang für den Alkoholkonsum der Probanden. Aus diesen Angaben errechnete Holst, welche Menge an Ethanol pro Woche aufgenommen wurde. Medizinische Diagnosen kamen vom Danish National Diabetes Register, wobei hier nicht zwischen den verschiedenen Diabetes-Typen unterschieden wird. Während des Follow-Ups von 4,9 Jahren erkrankten 859 Männer und 887 Frauen an Diabetes mellitus. Holst errechnete bei Männern, die durchschnittlich 14 alkoholische Standardgetränke pro Woche konsumierten, ein um 43 Prozent verringertes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Frauen mit durchschnittlich neun Drinks pro Woche reduzierten ihr Risiko um 58 Prozent. Zum Vergleich zog Holst in beiden Fällen Teilnehmer heran, die gar keinen Alkohol tranken. Auch die Frequenz spielte eine Rolle. Männer, die sich an drei bis vier Tagen ein paar Schlückchen gönnten, kamen auf ein um 27 Prozent vermindertes Diabetesrisiko, bei den Frauen verminderte sich das Risiko um 32 Prozent. Hier verglich Holst mit Personen, die weniger als einen Trinktag pro Woche angaben. Bei ihrer Betrachtung spielte die absolute Alkoholmenge keine Rolle. Assoziationen zwischen Binge-Drinking und einem erhöhten Diabetesrisiko ließen sich entgegen früheren Untersuchungen nicht nachweisen. Die Art des Getränks erwies sich jedoch als relevant. Wein scheint laut Studie stärker protektiv zu wirken als Bier oder Schnaps. Zur Erklärung nennt Holst sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Polyphenole. Ältere Veröffentlichungen hätten dies bestätigt, so die Erstautorin weiter.
Mit ihrer Kohortenstudie zeigt Holst nur Assoziationen auf, sie legt aber keine Kausalitäten dar. Welche biochemischen Mechanismen den protektiven Effekt erklären können, lässt sich aufgrund der Daten nicht sagen. Lebensstil-Interventionen, also eine vernünftige Ernährung und regelmäßige Bewegung, bringen den weitaus größeren Nutzen – ganz abgesehen von möglichen Folgen für Leber und Pankreas. Hat sich die Stoffwechselerkrankung erst einmal manifestiert, gibt es hinsichtlich des Trinkverhaltens sogar klare Warnungen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) erklärt: Bereits ab einer Blutalkoholkonzentration von 0,45 Promille werde die Zuckerfreisetzung aus unserer Leber gestört. Alkoholische Getränke senken den Blutzuckerspiegel und eine Unterzuckerung droht.