Eine allergische Reaktion auf Weizen kann fatale Auswirkungen haben und bis hin zum anaphylaktischen Schock führen. Forscher haben nun eines jener Proteine im Weizen identifiziert, das maßgeblich für schwere allergische Reaktionen verantwortlich ist.
Dabei handelt es sich um das so genannte „Alpha Purothionin“ (Tri a 37), das eigentlich eine ganz andere Rolle spielt: Es schützt den Weizen vor Schädlingen und ist daher in großer Menge im Weizen enthalten. Gleichzeitig aber kann dieses Protein beim Menschen schwere allergische Reaktionen auslösen. Jetzt ist es Sandra Pahr aus der Arbeitsgruppe von Rudolf Valenta, Leiter der Abteilung für Immunpathologie an der MedUni Wien, gelungen, dieses Protein zu identifizieren und zu analysieren. Dadurch sollen sich künftig mit einem Allergie-Test auch jene Patienten ganz genau herausfiltern lassen, die auch wirklich an einer Weizenallergie leiden. Mit den derzeitig verwendeten Allergietests ist es sehr schwierig, Weizenallergiker zu diagnostizieren. Denn auch bei Betroffenen, die Lebensmittel mit Weizen symptomfrei essen können, sind Bluttests aufgrund von Kreuzreaktionen sowie Reaktionen auf Kohlenhydrate oft positiv, auch wenn es sich nur um eine Pollenallergie handelt. „Etwa 50 Prozent der Pollenallergiker werden daher auch als Weizenallergiker eingestuft“, erklärt Pahr.
Die Wissenschaftler um Sandra Pahr fanden in der aktuellen Studie, die im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ publiziert wurde, außerdem heraus, dass Patienten, die allergenspezifische Antikörper (IgE) gegen „Tri a 37“ im Blut hatten, ein viermal höheres Risiko besitzen, schwere allergische Reaktionen beim Verzehr von Lebensmitteln mit Weizen zu zeigen. Durch die jetzt gelungene, isolierte Identifikation dieses Proteins können künftig ganz exakte Patienen-Profile erstellt werden, um eine exakte Diagnose und personalisierte Therapie bzw. Diät-Empfehlung zu erstellen. Auch in Gerste und Roggen ist dieses Protein enthalten, allerdings nicht in Hafer, Soja, Reis, Sonnenblumenkernen, Dinkel sowie in glutenfreiem Brot.
Die Entdeckung des Proteins Tri a 37 ist ein Schritt auf dem Weg zu jenem großen Ziel, das am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung verfolgt wird: „Wir wollen das vielfältige Mosaik an Weizenproteinen, die allergische Reaktionen auslösen können, entschlüsseln“, so Pahr. Das könnte, so die Wissenschafterin, bereits bis Ende dieses Jahres gelingen. Originalpublikation: α-Purothionin, a new wheat allergen associated with severe allergy Sandra Pahr et al.; Journal of Allergy and Clinical Immunology, doi: 10.1016/j.jaci.2013.05.016, 2013