Polypen der Dickdarmschleimhaut sind häufiger Befund bei Vorsorge-Darmspiegelungen. Einige Polypen-Untergruppen gelten als Darmkrebs-Vorläufer. Bisher war die Einschätzung des Krebsrisikos nicht exakt möglich. Forscher präzisierten diese nun mithilfe eines neuen Antikörpers.
Adenome/Polypen mit sägezahnartigem (serratiertem) Erscheinungsbild galten bisher als Vorläufer für Darmkrebs, wohingegen man hyperplastische – auf den ersten Blick gutartige – Polypen für harmlose Zufallsbefunde hielt. Serratierte Adenome sind wie die daraus entstehenden Dickdarmkarzinome durch Mutationen im BRAF-Gen charakterisiert. Dazu Studienleiter Peter Birner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien: „Mittlerweile weiß man jedoch, dass auch einige hyperplastische Polypen diese Mutationen aufweisen und somit ebenfalls potenzielle Krebs-Vorläufer sind.“ Mittels normaler Mikroskopie ist die Unterscheidung zwischen serratierten Adenomen und hyperplastischen Polypen normalerweise sehr schwierig, womit bei der Diagnose eine starke Schwankungsbreite entsteht. Mit dem neuen, in Heidelberg entwickelten, Antikörper, der spezifisch auf BRAF-Gen-Mutationen anspricht, konnte die Arbeitsgruppe um Peter Birner nun aber eine „unkomplizierte und exakte Klassifizierung der Risikoabschätzung“ von beiden Dickdarmpolypen-Arten in der Routine-Gewebeuntersuchung nachweisen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Magazin Modern Pathology veröffentlicht.
Erstautorin Ildiko Mesteri: „Erstmals ist man bei diesen Dickdarmpolypen nicht mehr nur auf die unsicheren histologischen Kriterien angewiesen, sondern sieht direkt am Schnitt durchs Gewebe, ob ein hyperplastischer Polyp harmlos ist oder das Potenzial besitzt, sich zu einer bösartigen Gewebsveränderung zu entwickeln." Es sei außerdem davon auszugehen, so Birner, „dass die von uns beschriebene, neue Methode dazu führen wird, dass die Klassifikation der serratierten Läsionen des Dickdarms entsprechend adaptiert wird.“ Die bisherige Klassifikation beruht rein auf lichtmikroskopischen bzw. morphologischen Kriterien, während man nun auch den BRAF-Gen-Mutationsstatus einfließen lassen sollte. Originalpublikation: Improved molecular classification of serrated lesions of the colon by immunohistochemical detection of BRAF V600E Ildiko Mesteri et al.; Modern Pathology, doi: 10.1038/modpathol.2013.126; 2013