Um die Diagnose Sarkoidose zu stellen, untersuchen Ärzte unter anderem Gewebeproben aus den Atemwegen und der Lunge. Doch die Methode der Gewebeentnahme gelingt nicht immer. Ein modernes Ultraschallverfahren bietet, laut aktuellen Studienergebnissen, demgegenüber Vorteile.
Die Gewebeentnahme, so das Ergebnis einer kürzlich im Fachmagazin JAMA veröffentlichten Studie, ist mit der endosonografisch gesteuerten Feinnadelbiopsie wesentlich effektiver durchzuführen. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) empfiehlt daher die Endosonografie, also den „Ultraschall von innen“, bei der Diagnostik der Sarkoidose zu etablieren. Die Sarkoidose, auch „Morbus Boeck“ genannt, ist eine Bindegewebserkrankung, die häufig zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auftritt. Sie geht mit Knoten in der Lunge und Lymphknotenvergrößerungen besonders im Brustkorb einher. Da die Sarkoidose sowohl einer Tuberkulose als auch einem bösartigen Lymphom oder einem Lungenkrebs ähneln kann, muss der Arzt eine Gewebeprobe entnehmen, um diese Krankheiten zu unterscheiden. Anhand charakteristischer, im Mikroskop sichtbarer Zellansammlungen, den Granulomen, sichert der Pathologe die Diagnose. Üblicherweise erfolgt diese Biopsie während einer Spiegelung der Bronchien mit einem speziellen Bronchoskop. Dabei werden mit einer kleinen Zange Schleimhautproben aus den Bronchien und zusätzlich mit einer Feinnadel kleine Proben aus dem Lungengewebe entnommen. In einer Studie mit 304 Patienten aus 14 Zentren in Brasilien und Europa haben Wissenschaftler nun den Vorteil der ultraschallgesteuerten Feinnadelbiopsie gegenüber der Gewebeentnahme mittels Bronchoskopie bewiesen: Denn mithilfe des Ultraschalls gelang es den Ärzten bei 80 Prozent der Patienten mit Sarkoidose, die Granulome bei der Biopsie zu treffen. Mit dem Bronchoskop war ihnen dies nur in etwa der Hälfte der Fälle möglich. „Die Ergebnisse sind eindeutig und sprechen dafür, die Endosonografie zur Diagnostik der Sarkoidose heranzuziehen“, erklärt Dr. med. Christian Jenssen, Sprecher des DEGUM-Arbeitskreises Endosonografie und Chefarzt des Fachbereichs Innere Medizin am Krankenhaus Märkisch-Oderland in Strausberg. Bislang werde die Methode für diese Fragestellung in Deutschland allerdings unzureichend eingesetzt.
Anders als das normale Bronchoskop machen die endosonografischen Spezialgeräte die Gewebeschichten unterhalb der Schleimhautoberfläche sichtbar. Zur Untersuchung führt der Arzt das Instrument mit einem an der Spitze befindlichen miniaturisierten Ultraschallkopf in die Atemwege ein (Endobronchialer Ultraschall/EBUS). Alternativ oder ergänzend kann er die Untersuchung auch mit einem ähnlichen Gerät von der Speiseröhre aus durchführen (Endoskopischer Ultraschall/EUS). „Alle Lymphknotenstationen des Brustraums liegen entweder der Speiseröhre oder den Atemwegen direkt an“, erklärt Jenssen. „So kann der Untersucher die Nadel auf dem Weg in den Lymphknoten beobachten und den gesamten Punktionsvorgang gezielt durchführen und sicher kontrollieren.“ Die endoskopische Ultraschalluntersuchung ist für den Patienten sehr sicher. Das Hauptrisiko der bronchoskopischen Lungenbiopsie – ein Kollaps der Lunge nach Anstechen des Lungenfells – tritt bei den endosonografischen Verfahren nicht auf, weil hier die Feinnadelpunktion gezielt aus Lymphknoten und nicht aus Lungengewebe erfolgt. Starke Blutungen nach der Gewebeentnahme sind mit beiden Methoden annähernd gleich selten. „Entscheidend für eine erfolgreiche Biopsie ist die Erfahrung und Qualifikation des Arztes“, betont Jenssen, der als Kursleiter der DEGUM Weiterbildungskurse im Bereich Endosonografie leitet. Die Technik stelle sehr hohe Ansprüche sowohl an die endoskopischen Fertigkeiten als auch an die Ultraschallkenntnisse des Untersuchers. Originalpublikation: Endosonography vs conventional bronchoscopy for the diagnosis of sarcoidosis: the GRANULOMA randomized clinical trial M. B. von Bartheld et al., JAMA, doi: 10.1001/jama.2013.5823; 2013