Eine aktuelle Studie zeigt, dass neurodegenerative Erkrankungen abseits von Morbus Alzheimer bei alten Menschen noch häufiger sind als bisher gedacht. Eine große Chance sehen die Forscher vor allem in der stärkeren Individualisierung von Behandlungen.
Die Vienna Trans-Danube Aging (VITA)-Studie erschien soeben in der September-Ausgabe des Top-Journals „Acta Neuropathologica“ und wurde von Forschern der Medizinischen Universität Wien, des SMZ-Ost Donauspitals und des Ludwig Boltzmann Institutes für Altersforschung erstellt. Der Erstautor der Studie, Gabor G. Kovacs vom Klinischen Institut für Neurologie, fasst die wichtigsten Erkenntnisse folgendermaßen zusammen: „Die VITA-Studie zeigt, dass zusätzlich zu den klassischen Alzheimer-assoziierten Veränderungen im alternden Gehirn weitere neurodegenerative Erkrankungen, die durch Proteinablagerungen im Gehirn charakterisiert sind, auftreten.“
Darüber hinaus stellten die Wissenschafter fest, dass Kombinationen dieser „Proteinopathien“ untereinander und mit Erkrankungen der Blutgefäße häufiger sind, als bisher angenommen. Laut Kovacs könnten einige dieser krankhaften Veränderungen zu einem rascheren Fortschreiten der Demenz führen. Jedoch gibt es anscheinend auch Variationen, die weniger „schädlich“ sind und dadurch weniger rasch fortschreiten. Kovacs: „Es sind deshalb weitere Studien nötig, in denen PatientInnen begleitet werden, um zu erkennen, welche der Kombinationen für die Erkrankten bessere bzw. schlechtere Prognosen mit sich bringen.“ Zusätzlich charakterisierten die AutorInnen neuartige Erkrankungen, welche im alternden Gehirn mit Demenz assoziiert sind. Die in diesem Zusammenhang identifizierten Faktoren sieht Kovacs als Grundlage, um an Demenz erkrankte PatientInnen in Zukunft individueller und damit besser behandeln zu können.
Untersucht wurde im Rahmen der langfristigen, bereits seit dem Jahr 2000 laufenden VITA-Studie eine Gruppe von Einwohner der Wiener Bezirke 21 und 22, die zwischen Mai 1925 und Juni 1926 geboren wurden. Regelmäßige klinische Untersuchungen wurden am Wiener SMZ-Ost Donauspital durchgeführt. Insgesamt 233 Menschen, die im Donauspital verstarben, wurden zudem allgemeinen pathologischen und im Speziellen neuropathologischen Untersuchungen unterzogen. Originalpublikation: Non-Alzheimer neurodegenerative pathologies and their combinations are more frequent than commonly believed in the elderly brain: a community-based autopsy series; Kovacs GG et al.; Acta Neuropathol.; 2013 Sep;126(3):365-84.