Die Zahl an Parkinson-Patienten wird sich laut Experten bis 2030 verdoppeln. Neurochirurgen transplantierten nun humane Stammzellen in Primaten und konnten so Symptome der Krankheit lindern. Die Forscher wollen ihre Technik zukünftig am Menschen anwenden.
Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Neurologen schätzen, dass die Zahl an Patienten weltweit von 4,1 im Jahr 2017 auf 8,7 Millionen bis 2030 ansteigen wird. Kausaltherapien gibt es derzeit nicht. Jetzt hat Tetsuhiro Kikuchi von der japanischen Kyoto University vielversprechende Ergebnisse zum Einsatz menschlicher induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS-Zellen) veröffentlicht.
Im ersten Schritt haben Kikuchi und Kollegen iPS-Zellen aus humanen Blut- oder Hautzellen hergestellt. Daraus entstanden im Zuge der Reifung Dopaminneurone, also Zellen, die bei Parkinson-Patienten absterben. Die Funktionsfähigkeit der Neurone wurde an einem Parkinson-Modell überprüft. Dazu zerstörten die Forscher chemisch die Dopaminneurone im Gehirn von Javaner-Affen und transplantierten anschließend die neu erzeugten Zellen. Die Neurone wuchsen an, zeigten typische biologische Aktivitätsmuster und Bewegungsstörungen der Tiere besserten sich. Innerhalb der Nachbeobachtungszeit von zwei Jahren traten keine Hirntumore auf. Das bekannte Risiko scheint durch sorgfältige Vorbehandlung und Sortierung von Stammzellen kontrollierbar zu sein: ein wichtiger Aspekt für spätere Anwendungen.
„Es handelt sich um eine wichtige präklinische Machbarkeitsstudie zur Verwendung reprogrammierter Stammzellen bei der Behandlung der Parkinson’schen Erkrankung“, kommentiert Professor Dr. Oliver Brüstle, Direktor des Institute of Reconstructive Neurobiology am Universitätsklinikum Bonn. „Die aktuelle Arbeit kommt der Situation beim Menschen sehr nahe und besitzt durch die Verwendung reprogrammierter Zellen besonderen Charme.“ Bislang seien vor allem präklinische Studien mit Ratten und Mäusen durchgeführt worden.
Der nächste Schritt geht in Richtung Klinik. „Dann wird sich zeigen, ob Parkinsonpatienten mit einem sich über Jahre hinziehenden Verlust von Dopaminneuronen ähnlich gut auf diese Behandlung ansprechen, wie in diesem präklinischen akuten chemischen Läsionsmodell“, so Brüstle weiter. Vom Tiermodell bis zum Patienten ist es nicht mehr weit. Mehrere Projektgruppen aus Japan, aus den USA, aus Schweden und aus Großbritannien arbeiten im GForce-PD-Konsortium zusammen. Ihr Ziel sind erste klinische Studien mit humanen embryonalen Stammzellen oder iPS-Zellen am Menschen.