Oftmals werden Patienten mit einem gastroösophagealem Reflux mit Protonenpumpenhemmern behandelt, um die unangenehmen Symptome zu lindern. Nun deutet eine Studie darauf hin, dass eine Mittelmeerdiät als Behandlungsalternative ähnlich wirksam sein könnte.
Bei Patienten mit gastroösophagealem Reflux gelangt Mageninhalt zurück in die Speiseröhre. Grund ist eine Kardiainsuffizienz: Der Ösophagussphinkter funktioniert nicht einwandfrei. Patienten leiden oft an Übelkeit und Erbrechen und mittelfristig kommt es zur Refluxkrankheit. Gelangt Säure bis in den Halsbereich, droht eine Laryngitis gastrica.
Zur Epidemiologie gibt es einige ältere Arbeiten. James A. Koufman vom Voice Institute of New York untersuchte 113 Patienten mit Stimmstörungen. Es stellte sich heraus, dass 50 Prozent an einer Laryngitis gastrica litten. Zu vergleichbaren Zahlen kommt Nadine P. Connor von der University of Wisconsin-Madison. Sie hat 1.845 Einwohner befragt und anhand von Scores nach Symptomen gesucht. Bei 66 Prozent aller Studienteilnehmer fand sie Hinweise auf Sodbrennen oder eine Laryngitis gastrica. 26 Prozent zeigten sogar Anzeichen beider Krankheitsbilder.
Ärzte verordnen in erster Linie Protonenpumpenhemmer (PPI) zur Behandlung der Symptome. Louisa E. N. Rees von der University of Bristol zitiert unveröffentlichte Zahlen des National Health Service. Demnach gingen vier Prozent des Jahresbudgets von fünf Millionen Pfund (5,6 Millionen Euro) auf PPI-Verordnungen infolge säurebedingter Kehlkopfentzündungen zurück. Die Arzneistoffe haben schon bei kurzfristiger Anwendung zahlreiche Nebenwirkungen gastrointestinaler Natur. Infektionen treten ebenfalls häufiger auf. Langfristig erhöht sich unter anderem auch das Frakturrisiko, da durch einen erhöhten pH-Wert in Magen und Dünndarm die Aufnahme von Calcium gestört wird. Wissenschaftler suchen daher nach Alternativen zur PPI-Gabe.
Koufman stellt deshalb auf einer Website Diäten gegen die Refluxkrankheit vor. Diese Möglichkeit hat Craig Zalvan vom New York Medical College jetzt detailliert untersucht. Basis seiner Kohortenstudie waren 184 Patienten mit laryngealem Reflux. Sie erhielten zu unterschiedlichen Zeiträumen PPI beziehungsweise führten eine Mittelmeerdiät inklusive basischem Wasser aus. Änderungen der Beschwerden wurden über den Reflux Symptom Index (RSI) erfasst. Zalvan definierte Verbesserungen von mindestens sechs Punkten als klinisch relevant. Dieses Ziel erreichten unter Pharmaka 54,1 Prozent. In der Gruppe mit mediterraner Kost waren es 62,6 Prozent. Im Median verringerte sich der RSI-Wert um 27,2 Prozent (PPI-Gruppe) versus 39,8 Prozent (Ernährungsgruppe). Die Unterschiede waren also nicht statistisch signifikant. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass PPI nicht besser wirken als eine pflanzliche, mediterrane Diät mit basischem Wasser“, resümiert Zalvan. Er schreibt, seine Idee ziele weniger auf die Säure selbst ab, sondern auf das im Magensaft enthaltende Pepsin. Dieses ist vermutlich hauptverantwortlich für die Irritationen der Schleimhäute. Gleichzeitig soll basisches Wasser in ausreichender Menge Pepsin inaktivieren, da es nur im sauren Milieu arbeitet.
Zalvans Arbeit kann allenfalls Hinweise liefern, dass Patienten mit Reflux von einer speziellen Diät profitieren. Erschwerend kommt hinzu, dass Patienten über einen Fragebogen die Schwere ihrer Beschwerden selbst erfasst haben. Hier sind somit methodische Verzerrungen vorprogrammiert. Trotzdem lohnt es sich, zumindest bei leichten Beschwerden zu überlegen, ob eine Diät vielleicht ausreichen könnte.