Armut macht krank, Krankheit kann noch ärmer machen - die ungenügende Gesundheitsversorgung armer Menschen in Deutschland ist teilweise dramatisch. Lest hier, was Sache ist und wie auch Ihr Euch im Kampf gegen Armut engagieren könnt.
Mehrere Millionen Menschen in Deutschland leben in Armut, haben mit horrenden Lebensbedingungen zu kämpfen und sind von einem Großteil der Gesellschaft ausgegrenzt. Sie leiden psychisch und physisch, sterben deutlich früher als der Durchschnitt der Bevölkerung - im kollektiven Bewusstsein ist dies nicht präsent. „Die mangelnde Information über die teilweise, dramatische Unterversorgung armer Menschen in Deutschland ist skandalös“, meint Sozialmediziner Doktor Gerhard Trabert, Professor an der Hochschule Wiesbaden und Professor Trabert in Aktion. © Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. Was ist das Entscheidende bei der Arbeit mit sozial Benachteiligten? Laut Professor Trabert sei „es von größter Bedeutung, eine dauerhafte, vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, vieles funktioniert nur durch Kontinuität, durch Gespräche, die geprägt sind von Respekt, Wertschätzung und Anerkennung gegenüber den Patienten. Man sollte jedoch gleichzeitig als Therapeut nicht zu hohe Erwartungen haben, es kann jahrelang dauern, bis man den Menschen dem Punkt annähert, an dem er sein Leben wieder selbst in die Hand nimmt. Jedem, der sich engagieren möchte, rate ich, eigene Erfahrungen in Institutionen, die mit und für benachteiligte Menschen aktiv sind, zu sammeln. Sich selbst in diesem Arbeitsfeld zu erleben, um dann selbstkritisch die eigenen Ressourcen zu reflektieren. Vernetzung und Kooperation sind in der Praxis wichtige Grundpfeiler.“ Angst vor etwaigen Übergriffen müsse man übrigens nicht haben, „im Gegenteil, man wird von den Menschen sogar sehr respektiert, weil sich endlich jemand Zeit nimmt für sie.“
Christine, eine ehemalige Kommilitonin, schildert ihre Sichtweise: „Ich selbst habe den Eindruck, dass dieses Thema auf den Radaren sehr vieler Leute gar nicht erst erscheint. Jeder Mensch weiß, wo sich der nächste Peek und Cloppenburg oder Apple Store befindet, aber wie viel Prozent der Deutschen eigentlich an der Armutsgrenze leben, das weiß eigentlich kaum jemand. Das ist traurig, aber es ist so, das muss mehr kommuniziert werden und natürlich sollten wir versuchen, die Situation zu verbessern.“ Das längerfristige Ziel ist ein Wertewandel in der Gesellschaft, mehr soziale Wärme, Schulterschluss statt Ellbogen raus. Professor Trabert formuliert es drastisch: „Die Werte Würde, Respekt und Anerkennung jedes Einzelnen müssen wieder Einzug halten in unsere Gesellschaft – unsere speziellen medizinischen Angebote für von Armut Betroffene dürfen keine Dauerlösung sein. Unser „normales“ Gesundheitssystem muss die Versorgung aller gewährleisten. Es darf keine Zwei- oder Drei-Klassenmedizin geben.“