Frauenärzte appellieren an die gesundheitspolitischen Verhandlungsakteure für die Bildung einer neuen Bundesregierung, verbindliche und eindeutige Eckpunkte für ein solches Gesetz in einer Koalitionsvereinbarung festzuschreiben.
"Drei bisher gescheiterte Anläufe in verschiedenen politischen Konstellationen sind genug. Der jüngste Versuch, der im September 2013 im Bundesrat durchfiel, krankte unseres Erachtens auch daran, dass ärztliche Expertise in dem Gesetzentwurf nur eine nachgeordnete Rolle spielen sollte. Primärprävention funktioniert ohne uns Ärzte jedoch nicht“, sagt Dr. Jürgen Klinghammer vom Vorstand der GenoGyn. Die Frauenärzte wollen in Gestaltung und Umsetzung von Präventionsstrategien aktiv eingebunden werden.
Für Veränderungen hin zu einem gesundheitsbewussten Verhalten bedürfe es neben fördernder Lebens- und Arbeitswelten vor allem der Information, der Beratung und der Motivation der Menschen. Fraglich ist nach Worten von Dr. Klinghammer jedoch, ob präventionsferne Gruppen der Bevölkerung etwa durch eine Aufstockung der Mittel für gängige primärpräventive Maßnahmen – wie Aufklärungsbroschüren und Kursangebote der Krankenkassen – überhaupt erreicht werden und falls ja, wie es um ihre Wirksamkeit steht. Der Kölner Frauenarzt: „Die Praxis ist der geeignete Ort, auch präventionsferne Bevölkerungsschichten zu erreichen, denn unabhängig vom sozialen Status gehen gut 80 Prozent der Krankenversicherten mindestens einmal pro Jahr zum Arzt. Da bietet sich die Ansprache für Prävention an. Den weiblichen Teil der Bevölkerung erreichen wir Frauenärzte von der Pubertät bis ins hohe Alter praktisch zu hundert Prozent.“
Schon heute habe der Großteil frauenärztlicher Leistungen präventiven Charakter: Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, Schwangerenvorsorge, Mädchen-Sprechstunden und die HPV-Impfung zählen dazu. „Als ‚Hausärzte für die Frau’ sind wir besonders auch mit den belastenden Faktoren in unterschiedlichen Lebensphasen der Patientinnen vertraut und können hier immer wieder Impulse für notwendige und nachhaltige Verhaltensänderungen im Sinne der Primärprävention geben. Allein schon durch das Vertrauen aus einer regelmäßigen, meist lebenslangen Betreuung von Frauen aller Bevölkerungsschichten eröffnen sich uns unvergleichbare Möglichkeiten“, so Dr. Klinghammer. Das Potenzial einer erweiterten Primärprävention sei nach Einschätzung der frauenärztlichen Genossenschaft GenoGyn sehr hoch. Zivilisationskrankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Osteoporose, Burn-out und sogar rund 40 Prozent der Krebserkrankungen gelten zu großen Teilen durch Präventionsmaßnahmen als vermeidbar.