Ein 45-jähriger Mann stellt sich in der Notaufnahme mit einem Exanthem vor. Die Ärzte vermuten eine Anaphylaxie und geben ihm ein immunsupprimierendes Medikament. Nach kurzer Zeit klagt der Patient über starke Brustschmerzen, die in seinen linken Arm ausstrahlen.
Treat first what kills first – wenn das nur so einfach wäre. In einer Notaufnahme stellte sich ein 45-jähriger Mann mit Exanthem vor. Er gab an, unmittelbar zuvor in seinem Garten gearbeitet zu haben. Da die Ärzte von einer Anaphylaxie ausgingen, erhielt er 4 mg Dexamethason. Nach einer halben Stunde entwickelte er jedoch retrosternale Schmerzen, die in seinen linken Arm ausstrahlten sowie starke Oberbauchschmerzen.
Die Ärzte verlegten den Patienten sofort ins Herzkatheterlabor. Die linke Koronararterie wurde mittels eines Ballonkatheters eröffnet, der Thrombus aspiriert und ein Stent implantiert. Die Behandlung war erfolgreich, innerhalb von fünf Tagen konnte der Patient aus dem Krankenhaus entlassen werden. In einem anderen Fall behandelte sich ein 60-jährigen Patienten wegen eines Reizhustens selbst und nahm 1000 mg Amoxicillin zu sich. Sofort verspürte er ein allgemeines Unwohlsein sowie Schmerzen in der Brust. Die behandelnden Ärzte schlossen aufgrund der klinischen und EKG-Befunde auf einen Herzinfarkt begleitet von einem anaphylaktischen Schock. Der Patient verstarb sechs Tage, nachdem die Diagnose gestellt wurde am kardiogenen Schock.
In beiden Fällen lag das sogenannte Kounis-Syndrom vor. Dabei fördert eine allergische Reaktion den Verschluss von Koronargefäßen. Die Schwierigkeit bei der Behandlung des Syndroms liegt darin, dass das Beheben des einen Problems zu einer Verschlechterung des Anderen führen kann. Es sei zu wenig erforscht, kritisieren die Ärzte. Es gebe für die Behandlung keine Guidelines und Empfehlungen beriefen sich lediglich auf einzelne Fallstudien. Quelle:
Management of Kounis syndrome: two case reports Majdi Omri et al., Journal of Medical Case Report, doi: 10.1186/s13256-017-1310-7; 2017