Viele Mädchen und Jungen leiden während der Pubertät an Acne vulgaris. Mittelschwere bis schwere Formen treten bei jedem siebten Teenager auf, und bei zwei bis sieben Prozent bleiben Narben zurück. Dermatologen und Apotheker haben gute Chancen, dies zu verhindern.
Um Acne vulgaris, bekannt als „gewöhnliche Akne“, ranken sich etliche Mythen und Missverständnisse. Beispielsweise ist umstritten, inwieweit Ernährungsgewohnheiten eine Rolle spielen. Zeit für einen Blick auf Kriterien der evidenzbasierten Medizin, fanden Wissenschaftler aus New York.
Jennifer Burris berichtet von minderwertigen Veröffentlichungen, die seit mehr als 50 Jahren wahlweise Schokolade, Glukose oder Lipide in Verbindung mit entzündeten Talgdrüsen bringen. Selbst große Kohortenstudien, die einen Zusammenhang zwischen Akne und dem Konsum von Milchprodukten herstellen, seien laut Burris methodisch angreifbar. Weitere Patienten erhielten im Zuge von Interventionsstudien Speisen mit unterschiedlicher Zusammensetzung. Tatsächlich verbesserte sich das Hautbild bei Diäten mit niedriger glykämischer Last. Zeitgleich verkleinerten sich Talgdrüsen. Bleibt als Kritik, dass Probanden teilweise stark abnahmen, was zu einem Bias geführt haben könnte. Weniger gut sieht die Sache bei Studien zum Fettkonsum aus: Manche Arbeiten stellten einen Zusammenhang mit Akne her, andere fanden keinerlei Hinweise. Für "Anti-Akne-Diäten" sind alle Untersuchungen methodisch noch zu schwach. Einflüsse von Nahrungsmitteln gelten jedoch als wahrscheinlich. Laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft existieren in der Haut zahlreiche Rezeptoren für Peptid- und Neurohormone beziehungsweise Steroid- und Schilddrüsenhormone – sprich Schnittstellen zum Stoffwechselgeschehen.
Wesentlich konkreter ist die Datenlage bei Körperpflegeprodukten. Patienten mit Akne kaufen häufig Präparate mit Extrakten aus Aloe vera, Arnika, Kamille, Propolis oder Ringelblume. Eine italienische Multi-Center-Studie entlarvt jetzt Schwächen dieser Topika. Von 2.661 Befragten verwendeten 1.274 (48 Prozent) Produkte mit pflanzlichen Inhaltsstoffen. Bei 139 (elf Prozent) traten Hautreaktionen wie Jucken, Brennen oder Rötungen auf. Von den Betroffenen reagierten 75 (54 Prozent) bei Epikutantests auf Allergene der in Italien üblichen Basisserie – also bekannten Hilfsstoffen oder Parfums. Dermatologen testeten bei 122 Patienten auch pflanzliche Inhaltsstoffe. Lediglich 19 Personen (16 Prozent) zeigten eine positive Reaktion, meist auf Korbblütler, Teebaumöl sowie auf Propolis. Für die Autoren ist klar, dass viele Effekte nicht auf Extrakte selbst, sondern auf Hilfs- und Duftstoffe zurückzuführen sind. Patienten mit Akne sollten beim Kauf von Körperpflegeprodukten deshalb besonders kritisch nachfragen, heißt es weiter.
Wer an starker Akne leidet, kommt mit pflanzlichen Inhaltsstoffen allein meist nicht zu Rande. Clindamycin hilft rasch, birgt aber die Gefahr, dass Resistenzen entstehen. Jetzt haben Dermatologen untersucht, inwieweit Nicotinamid eine Alternative darstellt. Sie nahmen 80 Patienten mit moderater Acne vulgaris in ihre randomisierte, doppelblinde Studie auf. Davon erhielten 40 Personen Clindamycin als einprozentiges Gel, die andere Hälfte wurde mit einer vierprozentigen Nicotinamid-Zubereitung behandelt. Nach acht Wochen hatte sich das Krankheitsbild in beiden Gruppen signifikant gebessert. Unter Clindamycin sanken Werte eines Akne-Scores von 5,70 auf 2,03 Punkte, und bei Nicotinamid verbesserten sich entsprechende Parameter von 5,93 auf 2,08. Ein großer Erkenntnisgewinn kam, als Forscher den Hauttyp berücksichtigten. Patienten mit fettiger Haut sprachen deutlich besser auf Nicotinamid an, alle anderen auf Clindamycin.
Sollten trotz entsprechender Behandlung atrophe Aknenarben entstanden sein, gibt es neue Hoffnung: Girish S. Munvalli von der Wake Forest University in Winston-Salem, North Carolina, hat das Potenzial autologer Fibroblasten untersucht. Im Rahmen einer prospektiven, doppelblinden, placebokontrollierten Studie injizierten Ärzte bei 99 Patienten mit entsprechenden Läsionen körpereigene Bindegewebszellen intradermal. Dabei kam eine Lösung mit 20 bis 40 Millionen Zellen in zwei Millilitern Flüssigkeit auf einer Gesichtshälfte zur Anwendung, während Kollegen auf der anderen Seite lediglich die zellfreie Flüssigkeit spritzten. Dieses Procedere wurde drei Mal im Abstand von zwei Wochen wiederholt. Sowohl Patienten (43 Prozent Verum versus 18 Prozent Placebo) als auch Dermatologen (59 versus 42 Prozent) gaben sichtbare Verbesserungen der behandelten Seite zu Protokoll. Bei einer quantitativen Auswertung über Fotos kam Munvalli zu ähnlich positiven Resultaten. Er vermutet, dass im betroffenen Gewebe neues Kollagen entsteht und es darüber hinaus zu einer Modulation der extrazellulären Matrix kommt. Generell wurden die Injektionen gut vertragen. Jeder Zehnte klagte über Schwellungen oder Erytheme, wobei die Beschwerden nach Studienende wieder verschwanden. Weitere Untersuchungen mit größeren Patientenzahlen müssen zeigen, welchen Wert das Therapieverfahren wirklich hat und wie Langzeiteffekte zu bewerten sind.