Eine überaktivierte Gehirnregion kann der Grund dafür sein, dass ein Mensch seine Emotionen nicht ausbalancieren kann. Forscher zeigten nun, dass Probanden mit geeigneten Gedanken das aktivierte Areal beruhigen können, wenn sie laufend über ihre eigene Hirnaktivität informiert werden.
Die Fähigkeit, Emotionen wie Angst, Wut und Trauer zu regulieren, ist sehr wichtig für das Wohlbefinden und für die zwischenmenschlichen Begegnungen im Alltag. Bei psychischen Erkrankungen ist diese Regulation häufig beeinträchtigt. Insbesondere bei Betroffenen von Angsterkrankungen und Depressionen sind die Mandelkerne, die sogenannten Amygdalae, oftmals verstärkt aktiv. Diese zentralen Strukturen im Gehirn sind an der Verarbeitung emotionaler Informationen beteiligt. In psychotherapeutischen Behandlungen von psychischen Störungen werden bislang Strategien entwickelt, um die Amygdalae-Aktivität zu mildern. Allerdings fällt es Patienten oftmals schwer, die für sie individuell wirksame Strategie zu finden und anzuwenden. Einen neuen Ansatz stellen nun Forscher der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich vor: Über die Rückmeldung der eigenen Hirnaktivität mit bildgebenden Verfahren kann mittels kognitiver Techniken die Aktivität der Mandelkerne beeinflusst werden.
Mittels moderner bildgebender Verfahren ist es möglich, die individuelle Hirnaktivität, welche im Magnetresonanztomographen aufgezeichnet wird, einer Testperson nahezu in Echtzeit zurückzumelden. Über dieses Neurofeedback können die Probanden lernen, die gewünschte Hirnregion – im vorliegenden Fall die Mandelkerne – aktiv zu kontrollieren und mittels mentaler, etwa kognitiver Techniken in ihrer Aktivität zu regulieren. Die Wissenschaftler zeigten den Probanden Bilder von Gesichtern mit negativen Emotionen wie Angst, Trauer und Wut. Gleichzeitig massen sie mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) die Aktivität der Amygdala – und meldeten diese über verschiedene Farbinformationen neben den Gesichtern an die Testpersonen zurück. Über kognitive Kontrolle mittels beschreibender Bewertung der Situation – der Vergegenwärtigung etwa, dass es sich um ein Experiment handelt, dass lediglich Bilder präsentiert werden – sollten die Probanden versuchen, die eigene Hirnaktivität zu beeinflussen.
„Gesunden Probanden gelang es über vier Sitzungen hinweg, ihre Amygdala-Regulation durch Neurofeedback zu verbessern“, so Erstautorin Annette Brühl. „Dies zeigt, dass das Echtzeit-Feedback der Hirnaktivität mittels fMRT beim Training der Emotionsregulation helfen kann.“ In Zukunft könnte diese Technik eine zusätzliche Methode innerhalb der Psychotherapie bei Patienten darstellen, die mit der Regelung von Emotionen Schwierigkeiten haben. Originalpublikation: Real-time Neurofeedback Using Functional MRI Could Improve Down-Regulation of Amygdala Activity During Emotional Stimulation: A Proof-of-Concept Study Annette B. Brühl et al.; Brain Topography, doi: 10.1007/s10548-013-0331-9; 2013