Von Geburt an bis zum Ende des ersten Lebensjahres: So lange begleiten acht Medizinstudenten der Uni Münster Neugeborene. Ermöglicht wird dies durch das jetzt gestartete Projekt „Erste Schritte – frühkindliche Entwicklung erleben“.
Organisiert wird das Projekt von den Kliniken für Geburtshilfe und für Allgemeine Pädiatrie am Universitätsklinikum Münster, gemeinsam mit niedergelassenen münsterschen Kinderärzten. Die Nachwuchsmediziner, die sich in der Hauptphase ihres Studiums für „Erste Schritte“ als Wahlpflichtkurs entscheiden, erhalten durch das Projekt die Möglichkeit, einen Säugling vom Zeitpunkt seiner Geburt an die ersten zwölf Lebensmonate zu begleiten. Dabei werden die je acht Studierenden Familie und das Baby noch im Klinikum kennenlernen, es aber danach auch zu Hause besuchen und zu den Vorsorgeuntersuchungen beim niedergelassenen Kinderarzt begleiten. Die Medizinstudenten bekämen, so die Verantwortlichen, durch das Wahlpflichtfach tiefe Einblicke in die Entwicklung von Neugeborenen: vom ersten Blickkontakt über das Greifen, Drehen, Krabbeln, Sitzen bis hin zu den ersten Schritten; zudem könnten sie ihre sozialen Kompetenzen im Umgang mit Patienten stärken. Vor allem aber sollten ihnen die motorischen, sprachlichen und psychosozialen Aspekte der frühkindlichen Entwicklung auf ganz neue Weise begreiflich gemacht werden. „Die Studierenden gehen aber selbstverständlich nicht unvorbereitet in das Projekt“, berichtet dessen Initiatorin Dr. Lea Haisch von der Klinik für Allgemeine Pädiatrie, „in vorausgehenden Seminaren wird das nötige Fachwissen vermittelt.“ Zudem sei geplant, dass die Studierenden ihre Beobachtungen unter ärztlicher Leitung gemeinsam besprechen. Außerdem bekomme jede teilnehmende Familie einen festen ärztlichen Ansprechpartner zugewiesen und erhalte umfangreiche Informationen zum gesunden Aufwachsen eines Kindes.
Von Seiten der Studierenden sei die Idee gut aufgenommen worden: „Wir bekommen zwar auch durch Lehrbücher und -veranstaltungen Fachwissen über die Komplexität der frühkindlichen Entwicklungsschritte vermittelt“, schildert Franziska Stortz, die im achten Semester Medizin studiert, „diese Inhalte wirklich zu erleben, bietet aber eine ganz andere Chance zur Wahrnehmung und Verinnerlichung.“ Die ursprüngliche Idee stammt aus Heidelberg, wo das Projekt seit fünf Jahren erfolgreich läuft. „Die Studierenden können so aktiv an der rasanten und faszinierenden Entwicklung eines Säuglings im ersten Lebensjahr teilhaben“, so Lea Haisch, „und so, wenn sie später ausgebildete Ärzte sind, schneller und besser zwischen normaler und auffälliger Entwicklung unterscheiden.“