Intelligente Roboter dienen nicht nur als verlängerter Arm der Ärzte im Klinikalltag. Sozial-assistive Systeme sollen in der Pflege einfühlsam auf ihre Patienten eingehen und mit ihnen kommunizieren. Wo liegen die Grenzen – aus praktischer und aus ethischer Sicht?
Für allein lebende ältere Menschen oder Menschen im Altersheim könnte ein Roboter in Zukunft ein Begleiter sein, die sie dazu anregt, sich genug zu bewegen, ausreichend zu trinken oder den Kontakt mit anderen Menschen zu suchen. Er könnte sich mit einem einzelnen Menschen oder einer Gruppe unterhalten, Spiele spielen oder Gedächtnisübungen machen. Dabei kann der Roboter eine Ergänzung zum echten sozialen Kontakt mit Familienangehörigen oder Pflegepersonal sein – zum Beispiel in der Zeit, in der diese nicht anwesend sein können. Für alleinstehende Menschen könnte er eine Art Weggefährte sein, der ihre Einsamkeit verringert – ein wichtiger Faktor für die psychische und körperliche Gesundheit. So haben Studien gezeigt, dass der Kontakt mit einem Menschen oder einem Haustier zwar positivere Auswirkungen auf das Wohlbefinden hat als ein Roboter – aber dieser wirkt sich immer noch günstiger aus als gar kein Sozialpartner. Ein Hybrid aus Haustier und Roboter ist beispielsweise der Therapieroboter des japanischen Herstellers Yukai: Ein flauschiges Kissen zum Streicheln mit Katzenschweif, der auf Handbewegungen reagiert.
Allerdings gibt es beim Einsatz von Robotern mit intelligenten bzw. menschenähnlichen Fähigkeiten auch eine Reihe kritischer Punkte. So stellt sich zum Beispiel die Frage, wer haftet, wenn der Roboter einen Patienten falsch berät und es zu schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen kommt. Ist dies der Hersteller oder Programmierer, der Betreuer, der dem Roboter eventuell falsche Instruktionen gegeben hat, oder der Patient selbst? Weiterhin kann der Roboter Gespräche und Daten zur Interaktion mit dem Nutzer aufzeichnen und diese auch langfristig speichern. Hier entstehen Fragen des Datenschutzes: Wer darf auf die Daten zugreifen? Wie lange werden sie gespeichert? Kann der Nutzer entscheiden, ob die Daten aufgezeichnet werden und kann er sie wieder löschen lassen? Eine andere Befürchtung ist, dass durch den Einsatz von Robotern in Zukunft viele Arbeitsplätze wegfallen könnten. „Roboter werden auf jeden Fall das Berufsbild verändern“, sagt André. „Für viele Tätigkeiten im Bereich der Pflege, findet man bereits heute kaum noch Personal. Dazu gehören harte körperliche Arbeit oder unangenehme Routineaufgaben. Es würde Sinn machen, solche Aufgaben in Zukunft an Roboter zu delegieren. Das könnte viele Berufe sogar aufwerten, weil sich das Personal dann anspruchsvolleren Aufgaben widmen kann.“ Eine Gefahr sei allerdings, dass unter dem Aspekt der Kosteneinsparung nur noch die notwendigste Versorgung sichergestellt werde und dann doch am Personal gespart werde, so die Wissenschaftlerin. „Wichtig ist deshalb, dass das Ziel im Medizin- und Pflegebereich nicht nur lautet, Abläufe effizienter zu gestalten, sondern dabei auch eine hohe Qualität aufrecht zu erhalten.“ Dies gelte allerdings für viele Bereiche und nicht nur für den Einsatz von Robotern. Letzten Endes sei das Ziel auch gar nicht, dass sozial-assistive Roboter Menschen vollkommen ersetzen, betont André. Sie sollten eher die sozialen Interaktionen zwischen Menschen sinnvoll unterstützen. „Bei vielen gesundheitskritischen Fragen sind heutige Systeme überfordert. Hier sollte auf jeden Fall ein menschlicher Experte konsultiert werden“, so die Expertin. „Aber in Alltagssituationen, in denen kein Arzt ständig zugegen ist, kann ein computerbasierter Agent eine sinnvolle Ergänzung sein – also etwa bei der Medikamenteneinnahme oder beianderen gesundheitsrelevanten Fragen zwischen Arzt- oder Krankenhausbesuchen.“