Die Verfilmung des Weltbestsellers „Der Medicus“ lockt derzeit Zuschauermassen in die Kinosäle – unter ihnen viele Mediziner und Studis. Sogenannte Medical Movies finden sich in allen Genres wieder. Zeit für die Frage: Welche Filme sind ein Muss für jeden Mediziner?
Ob kitschiger Arztstreifen, nerdige Kittelklamotte oder Doktordrama pur: Es gibt Filme, die sind bedeutend, nehmen den Zuschauer mit, werden zu Klassikern und dann zu Evergreens – und es gibt genau das Gegenteil. In einer Umfrage auf Facebook hat das DocCheck Social Media-Team diverse Filme zur Auswahl gestellt. Per Mehrfachauswahl konnten die User abstimmen, welche Medical Movies ihrer Meinung nach die wichtigsten sind. Zielgruppe waren dabei vorrangig Studenten zwischen 25 und 30 Jahren. Wir präsentieren hier eure Must Sees - und einen Streifzug durch das medizinische Filmkollektiv.
Fangen wir vorne an, also beim Studium: Wenn es darum geht, die Geschichten von Ärzten in spe zu erzählen, ist der deutsche Thriller „Anatomie“ aus dem Jahr 2000 unvermeidlich. Eine ehrgeizige Franka Potente begeht zu Beginn des Films fröhlich schnibbelnd ihren Sommer-Sonne-Sonnenschein-Anatomie-Kurs. Doch der Thrill lässt nicht lange auf sich warten: Sehr bald schon sieht sich die junge Studentin mit merkwürdigen Todesfällen konfrontiert, deren Opfer sie in der Folge auf ihrem Seziertisch wiederfindet. Interessant am ganzen Geschehen ist auch die Kernaussage des Films: Erst das umfangreiche Studieren und Recherchieren bringt die ehrgeizige, eher brave und vorbildliche Studentin auf die Schliche der Bösen. Es lebe das medizinische Wissen – ein subtiler Appell? Der 1990er-Streifen „Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben“ stellt den Alltag einer Gruppe von Studenten dar, die ihre Freizeit damit verbringen, sich in Experimenten gegenseitig in den Zustand des klinischen Todes zu versetzen. Ein Hochgefühl folgt, bevor sie dann von Tagträumen und Visionen geplagt werden. „Flatliners“ stellt die allgegenwärtige Frage nach dem postmortalen Leben. In diesem Fall hätten die Studis vielleicht doch besser auf ihre Mütter gehört: Mit dem Leben spielt man nicht.
Das Motiv vom Arzt als Weltretter ist filmisch äußerst beliebt und darf an dieser Stelle natürlich nicht fehlen. Meist treten Vertreter dieser Gattung in Katastrophenfilmen auf, in denen die Welt praktisch schon untergegangen, die komplette Flora und Fauna ausgestorben, nur noch im Nirgendwo eine Handvoll lebender Organismen vorhanden ist: Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt. Denken wir etwa an „I am Legend“, in dessen Handlungsverlauf Will Smith als Virologe im Alleingang einen mutierten Masern-Virus bekämpft oder an „Contagion“, in welchem sich nach einer Epidemie gleich die weltweite medizinische Gemeinde auf die Suche nach einem Heilmittel begibt. Die perfekte Steilvorlage geben Epidemien- und Katastrophenfilme allemal ab, um Ärzte im Kampf gegen die Natur, die Evolution oder diverse Virenmutationen filmisch zu begleiten.
Weniger ernst genommen, stattdessen stark karikiert werden Mediziner in Komödien, und zwar vom durchgeknallten Veterinärmediziner („Doktor Dolittle“) über den hawaiihemdentragenden Sunnyboy („Doc Hollywood“) bis hin zur kompletten Satire auf das alltägliche Krankenhausgeschehen („Hospital"). Lachen passt zwar nicht unbedingt zum Bild des menschenrettenden Mediziners, ist vielleicht aber eben doch die beste Medizin.
Die Königskategorie der Medical Movies kann laut unserer Umfrage nur eine sein: Das Drama. Filme dieser Gattung geben alles her, was das Medizinerherz begehrt: Die harte Realität, bewegende Geschichten, medizinische Durchbrüche und eine Prise gesellschaftlicher oder politischer Kritik. So gilt „Einer flog über das Kuckucksnest“ von 1975 als filmhistorischer Klassiker. Jack Nicholson spielt darin McMurphy, der nach einem Verbrechen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird und dort gegen das strenge Regelwerk rebelliert. Mit seiner rebellischen Art schenkt er nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Mitinsassen ein Stück Freiheit und zeigt ihnen, was es heißt, zu leben. Obwohl der Film fast 40 Jahre alt ist, wirkt die Message heute mehr denn je: Der Streifen kritisiert nicht nur die Verhältnisse in psychiatrischen Einrichtungen, er stellt vielmehr Fragen, die am medizinischen Selbstverständnis rütteln: Wer hat das Recht, über das Leben anderer zu bestimmen? „Patch Adams" mit Robin Williams in der Hauptrolle ist nicht nur eine anrührende, sondern vor allem eine wahre Geschichte: Der Film zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben des Arztes Hunter Doherty „Patch“ Adams, der auch heute noch Gruppen von freiwilligen Clowns organisiert, um Kranken Hoffnung zu geben. Aus der Idee sind mittlerweile weltweite Initiativen entstanden. Das Drama „Zeit des Erwachens“ mit Robert De Niro und Robin Williams thematisiert die im frühen 20. Jahrhundert epidemiehaft auftretende Europäische Schlafkrankheit. Der in den 1960er Jahren in New York tätige Arzt Dr. Sawyer wird auf Patienten aufmerksam, die an der Krankheit leiden und seither im Koma liegen. Besonders der junge Leonard Lowe weckt sein Interesse. Obwohl die Patienten als unheilbar gelten, entwickelt er einen großen Eifer, endlich das Heilmittel für die mysteriöse Krankheit zu finden. Mit dem Mittel Levodopa gelingt es ihm tatsächlich, Lowe nach 30 Jahren aus dem Koma zu erwecken. Die Freude währt allerdings nicht lange. In dem Drama von 1990 begleitet der Zuschauer einen leidenschaftlichen Arzt durch Erfolge und Misserfolge - was das Ende bringt, sei an dieser Stelle nicht verraten.
Eine Reihe von Filmen stellt die Medizin nicht in den Fokus – für unseren Streifzug sind sie trotzdem unabdingbar. „Philadelphia“ zum Beispiel: Tom Hanks spielt den HIV-positiven Andrew Beckett, der bis zum bitteren Ende gegen die Stigmatisierung durch seine Erkrankung kämpft. Der Film von 1993 war der erste große Hollywood-Film, der sich kritisch mit dem Umgang mit HIV- und AIDS-Erkrankten auseinandersetzte. Politisch wird es in „Der letzte König von Schottland“, in dem der junge Mediziner Nicholas Garrigan, eine gehörige Spur zu naiv, als Missionsarzt nach Uganda aufbricht und dort zufällig den landeseigenen Diktator verarztet. Einmal zum engen Vertrauten des Landesherrschers geworden, muss Garrigan nach und nach erleben, dass sowohl seiner medizinischen Tatkraft als auch seinem persönlichen Glück große Steine in den Weg gelegt werden.
Erkrankungen, gegen die es bisher keinerlei Heilmittel gibt, beschäftigen die Gesellschaft und die Forschung intensiv. Die Infektionskrankheit AIDS wurde erst im Jahr 1981 als eigenständige Krankheit erkannt und gehört damit zu den jüngsten, aber auch gefährlichsten Infektionskrankheiten. Der dokumentarische Film „...und das Leben geht weiter“ erzählt die Geschichte der Krankheit ab den frühen 1980er Jahren in den USA nach. Entgegen populärer Spielfilme, wie beispielsweise der Kassenknüller „Philadelphia“, behandelt er tatsächliche Ereignisse, wie beispielsweise den Konflikt zwischen idealistischen und gewinnorientierten Forschern. Daneben werden persönliche Schicksale aufgegriffen. „Eine über weite Strecken fesselnde Zwischenbilanz, die in ihren Handlungssträngen sowohl medizinische als auch politische und soziale Aspekte der Problematik aufgreift“, schreibt das Lexikon des Internationalen Films. Ein sehenswertes Drama ist auch „Ein Werk Gottes“, das die Zusammenarbeit zwischen einem weißen Arzt und seinem afroamerikanischen Assistenten zu Zeiten der Apartheid beschreibt. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte: Gemeinsam entwickelte das Team eine OP-Methode für zyanotische Kinder. Die Menschwerdung eines unemotionalen und distanzierten Arztes erzählt „Der Doktor - Ein gewöhnlicher Patient“ mit William Hurt. Mit den Krankenschwestern flirtend und sowohl die Patienten als auch seine Familie präzise, aber kühl behandelnd, geht Dr. MacKee durch sein Leben. Erst als der Doktor selbst an Krebs erkrankt, erkennt er, was es heißt, herzlosen Ärzten ausgesetzt zu sein. Was zählt wirklich im Leben? Das Thema Tod wird hier bewegend in den Fokus gerückt. Wer glaubt, es erwarte ihn ein Film voller Kitsch und Druck auf die Tränendrüse, dürfte positiv überrascht werden.
Ausgelassen wurden hier und heute übrigens jene nur ganz entfernt medizinisch angehauchten Filme, die a) schwangere Frauen mit Dämonen-/Teufels-/Monsterfeten durch 9 Monate Horror begleiten, b) Untoten eine Bühne geben und damit splattermäßig viel Blut vergießen und c) trashige Werke, deren Titel allein schon mehr als fragwürdig daherkommen, wie „Sick Nurses“, „Das Horror-Hospital“, "Death knows your name“ oder auch „Return of the Living Dead - Rave to the Grave“. Umfrage-Ergebnisse: Eure TOP 5 der Medical Movies
Was sind Eure liebsten Vertreter im Bereich der Medical Movies? Haben wir wichtige Meilensteine vergessen? Sagt uns Eure Meinung in den Kommentaren!