Forscher prüften, ob ein höherer Östrogenspiegel die schlechte Prognose von übergewichtigen Krebspatientinnen unter Aromatasehemmertherapie verursacht. Sie entdeckten dabei einen Marker, der künftig bei der Einschätzung des Erfolgs von endokrinen Therapien helfen könnte.
Es ist bereits seit geraumer Zeit bekannt, dass es einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und einem erhöhten Brustkrebsrisiko gibt. Zusätzlich weiß man, dass Östrogene bei der Entstehung von Brustkrebs eine wesentliche Rolle spielen. Bei Frauen nach dem Wechsel wird Östrogen hauptsächlich im Fettgewebe produziert. Die derzeit wirksamste antihormonelle Therapie von postmenopausalem Brustkrebs ist der Einsatz von Aromatasehemmern, die die Bildung von Östrogenen im Fettgewebe verhindern sollen. Des Weiteren konnte in der Vergangenheit gezeigt werden, dass die Effektivität des Aromatasehemmers bei übergewichtigen Brustkrebspatientinnen signifikant reduziert ist. In einer aktuellen Arbeit untersuchte nun eine Studiengruppe rund um Georg Pfeiler, Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien, ob tatsächlich ein höherer Östrogenspiegel bei Frauen mit einem hohen Body Mass Index (BMI) die Ursache für eine schlechtere Prognose sein könnte.
Die Wissenschafter konnten in dieser prospektiven Studie zeigen, dass die Östrogenspiegel der übergewichtigen Frauen sowohl vor der Therapie als auch während der Therapie mit dem Aromatasehemmer zwar höher, aber nicht signifikant höher waren, als die normalgewichtiger Patientinnen. Pfeiler dazu: „Wir müssen dieses Ergebnis daher vorerst noch mit Vorsicht interpretieren und die Fragestellung weiter untersuchen.“
Pfeiler und sein Kollege Peter Dubsky, Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien, konnten in dieser Arbeit mit dem Hormon FSH aber auch einen Marker identifizieren, der sich möglicherweise als Verlaufsparameter eignet, um den Erfolg der endokrinen Therapie mit einem Aromatasehemmer abschätzen zu können. Pfeiler erläutert: „Der Vorteil dieses Markers wäre, dass man schon früh erkennen könnte, ob die endokrine Therapie bei einer individuellen Patientin hilft oder nicht.“ Dubsky ergänzt: „Das Wissen, ob eine Therapie erfolgreich eingesetzt werden kann, ist höchst relevant, denn es würde vielen Patientinnen die Einnahme von für sie unwirksamen Medikamenten ersparen und den raschen Einsatz von bei ihnen wirksamen Substanzen ermöglichen.“ Falls sich die Anwendbarkeit des Markers bestätigt, hat er einen weiteren Vorteil: er ist auch in Routinelabors leicht messbar und man kann dadurch einfach und rasch eine Aussage über das mögliche Therapieansprechen treffen. Originalpublikation: Impact of body mass index on estradiol depletion by aromatase inhibitors in postmenopausal women with earls breast cancer G. Pfeiler et al.; Cancer Research, doi: 10.1038/bjc.2013.499; 2013