Neues Jahr, alte Sorgen: Wieder einmal fehlen diverse Präparate, allen voran Impfstoffe. Lieferengpässe treten unter anderem bei Varizellen-Einzel- und Kombinationsimpfstoffen der Firma GlaxoSmithKline auf. Jetzt laufen Kinderärzte Sturm.
Vertreter der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) hatten die Öffentlichkeit mehrfach gewarnt. Sie sprachen bereits vor Jahren in einer Stellungnahme vor möglichen Folgen einer zunehmenden Monopolisierung pharmazeutischer Hersteller – speziell bei Impfstoffen. Kommt es zu dann noch zu Lieferengpässen aufgrund hoher Verkaufszahlen oder muss ein Präparat – warum auch immer – vom Markt genommen werden, sind Versorgungsengpässe unausweichlich. Zwar gibt es alternative Vakzine, nur könnten diese den hohen Bedarf nur ansatzweise decken. Auch seien Präparate trotz vermeintlich identischer Antigene nicht immer austauschbar.
Kinderärzte befürchten, dass es in dieser Situation zu „bedenklichen Priorisierungen“ verschiedener Patientengruppen kommen könnte – mit dem Resultat einer bundesweit noch schlechteren Durchimpfung. Damit würde der ohnehin niedrige Impfschutz weiter nach unten gehen. Jetzt sind politische Maßnahmen gefragt.
„Es muss über gesetzliche Regelungen nachgedacht werden, die die negativen Folgen der Monopolisierung der Impfstoffherstellung verhindern“, erklärte Professor Dr. Manfred Gahr. Er ist Generalsekretär der DAKJ. Pharmazeuten kennen das Problem aus früheren Jahren nur allzu gut. Beim letzten Apothekertag kritisierte Fritz Becker, Präsident des Deutschen Apothekerverbands, vor allem Krankenkassen. Diese müssen sich wieder auf ihre eigentliche Rolle im Gesundheitswesen besinnen. Gleichzeitig forderte er ein Ende der seit 2011 möglichen Ausschreibungen bei Impfstoffen. Viele Kollegen erinnern sich noch mit Schrecken an die Grippesaison 2012/13, als Novartis Probleme bei der Herstellung hatte.