Nicht selten infiziert sich der geschwächte Patient in den Tagen nach einer Knochenmarktransplantation mit dem Schimmelpilz Aspergillus fumigatus – häufig mit tödlichem Ausgang. Wissenschaftler konnten nun einen wichtigen Risikofaktor für die Entstehung dieser Infektion finden.
Es genügt, einmal Luft zu holen, um die Sporen des Schimmelpilzes Aspergillus fumigatus einzuatmen. Bei jedem Menschen geschieht das täglich, denn der Pilz ist überall: in der Luft, an Nahrungsmitteln, teilweise sogar im Wasser. Doch für Patienten mit geschwächtem Immunsystem kann dieser Pilz zur Bedrohung werden. Bis zu einem Drittel aller Empfänger von Knochenmark- und Stammzellspenden eines Fremdspenders sind gefährdet. Entscheidend ist hierbei, so fanden Wissenschaftler vom Zentrum für Innovationskompetenz Septomics der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut gemeinsam mit ihren Kollegen aus Deutschland, Italien, Portugal und Belgien heraus, ob die Gene dies begünstigen: „Nicht nur das Erbgut des Empfängers, sondern insbesondere das des Knochenmarkspenders ist entscheidend dafür, ob sich der Empfänger mit dem Schimmelpilz infiziert“, erklärt der Jenaer Mikrobiologe Prof. Oliver Kurzai. Das Bemerkenswerte: Die Forscher um Agostinho Carvalho (Universität Perugia, Italien) konnten eine exakte Stelle im Erbgut bestimmen, welche das Risiko für die Erkrankung entscheidend beeinflusst. Das Eiweiß Pentraxin 3 wird von den gefährdeten Patienten deutlich weniger gebildet als nötig wäre. Denn Pentraxin 3 ist an der Arbeit des Immunsystems und damit an der Abwehr des Körpers gegen Krankheitserreger wie Aspergillus fumigatus beteiligt. Dringt der Erreger in den Körper ein, markiert Pentraxin 3 diesen, damit ihn die Immunzellen schneller vernichten können. Es leistet also entscheidende Vorarbeit. Der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus, aufgenommen im Rasterelektronenmikroskop © Foto: HKI
Nur durch häufige Absprache zwischen den Wissenschaftlern und die Untersuchung von fast 600 Testpersonen sei diese außergewöhnliche Studie möglich gewesen, betont Kurzai. In die Nutzung und Weiterentwicklung der Ergebnisse setzen Wissenschaftler und Ärzte große Hoffnungen. Prof. Kurzai hat bereits Ideen für die weitere Forschung: „Natürlich ist die Suche nach weiteren Risikofaktoren essenziell – die Infektion mit Aspergillus fumigatus ist von vielen Risikofaktoren abhängig. Eine entsprechende große Studie läuft bereits und wird von Jena aus koordiniert. Aber die jetzt vorliegenden Ergebnisse sind ein Durchbruch – auf dieser Basis und unter Einbeziehung der laufenden Studie wollen wir in naher Zukunft eine Art Schnelltest entwickeln, der anzeigt, wie sehr ein Patient wirklich gefährdet ist. Mehr als fünf Milliliter Blut und einen Tag Zeit zum Testen bräuchten wir dafür nicht. Mit einem solchen Test könnte man auch die Gabe von Medikamenten reduzieren, denn bisher werden alle Risiko-Patienten – ganz gleich, ob sie die Infektion bekommen oder nicht – vorsorglich behandelt.“ Dadurch wäre nicht nur eine individuellere, sondern auch kostengünstigere Behandlung möglich. Originalpublikation: Genetic PTX3 Deficiency and Aspergillosis in Stem-Cell Transplantation Agostinho Carvalho et al.; N Engl J Med, DOI: 10.1056/NEJMoa1211161; 2014