Süßholzwurzeln sind seit Jahrhunderten bei Patienten beliebt, die an Katarrhen der oberen Atemwege leiden. Jetzt zeigt eine Studie, dass die Pflanze auch im Krankenhaus wertvolle Dienste leistet.
Süßholtzwurzel (Glycyrrhiza glabra) ist ein Klassiker im Handverkauf. Die Droge enthält unter anderen Glycyrrhizin, also ein Gemisch von Kalium- und Calciumsalzen der Glycyrrhizinsäure. Zusammen mit anderen Pflanzeninhaltsstoffen hat der Naturstoff sekretolytische, sekretomotorische und expektorierende Eigenschaften. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden Effekte wurde die Droge früher bei Gastritiden und Magenulcera eingesetzt. Wir Forscher jetzt gezeigt haben, hat Süßholzwurzel nicht nur in der öffentlichen Apotheke, sondern auch in der Krankenhausapotheke viel zu bieten.
Zum Hintergrund: Derzeit klagen Patienten nach einer Narkose mit endotrachealer Intubation häufig unter postoperative Halsschmerzen. Besonders häufig tritt das Problem nach selektiver Beatmung einer Lungenseite auf. Wie Kurt Ruetzler vom Institut für Anästhesiologie der Universität Zürich berichtet, legte eine ältere Studie nahe, dass präoperatives Gurgeln mit Lakritzlösung entsprechende Beschwerden verringert.
Jetzt hat Ruetzler Resultate einer randomisierten Doppelblindstudie zu dieser Fragestellung veröffentlicht. Er wählte 236 Patienten aus, die aufgrund thoraxchirurgischer OPs Intubationen benötigten. Betroffene gurgelten fünf Minuten vor Einleitung der Narkose entweder mit einer Lakritzlösung (0,5 Gramm Extrakt in 30 Millilitern Wasser gelöst) oder mit Zuckerwasser (fünf Gramm Sirupus Simplex in 30 Millilitern Wasser gelöst).Nach dem Eingriff erfassten Ärzte Halsschmerzen und Husten 30 beziehungsweise 90 Minuten und vier Stunden, sobald ihre Patienten im Aufwachraum waren. Werder die frisch Operierten noch die Auswerter wussten, welche Lösung zuvor verabreicht worden war.
Tatsächlich hatte die „Lakritz-Gruppe“ in Vergleich zur „Zucker-Gruppe“ signifikant geringere Beschwerden. Das Gurgeln mit Lakritzextrakt halbierte die Häufigkeit von Halsschmerzen und ist laut Ruetzler der einfachste Weg, lästige Komplikationen zu verhindern. Lakritzextrakte könnten vielleicht schon bald Einzug in Krankenhausapotheken halten.