Patienten mit einem Ösophaguskarzinom haben oft einen ausgeprägten Zinkmangel. Nun haben amerikanische Molekularbiologen den zugrunde liegenden Mechanismus aufgedeckt. Das könnte die Präventions- und Therapiemaßnahmen bei Speiseröhrenkrebs revolutionieren.
In Deutschland erkranken jährlich rund 3.900 Männer und 1.050 Frauen an einem Ösophaguskarzinom. Damit gilt diese Krebserkankung als relativ selten. Zwar haben sich seit den 1980er Jahren die Überlebenschancen verbessert, die Prognose ist jedoch nach wie vor ungünstig: Damals lag die 5-Jahres-Überlebensrate bei unter 10 Prozent, heute werden Werte um etwa 20 Prozent erreicht. Als wesentliche Risikofaktoren kommen Alkohol- und Zigarettenkonsum, insbesondere in Kombination, in Frage. Auch Ernährungsdefizite, die häufig mit starkem Alkoholkonsum auftreten, spielen eine Rolle.
Ernährungsdefizite gelten schon lange als Auslöser für die Entwicklung verschiedener Krebserkrankungen. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind aber oft unbekannt. So auch im Fall von Speiseröhrenkrebs: Der Zusammenhang zwischen Zinkmangel und einem Ösophaguskarzinom ist schon länger bekannt. Patienten, die an dieser Krankheit leiden, haben häufig einen zu niedrigen Zinkspiegel. Welche Rolle Zink genau bei Wachstum und Vermehrung dieser epithelialen Tumorzellen hat, konnte bisher aber nicht geklärt werden.
Molekularbiologen der Universität in Texas Airlington haben nun eine Studie veröffentlicht, die neue Erkenntnisse bringt. Dazu entnahmen sie Speiseröhrenkrebs-Patienten mit schlechter Prognose Tumorzellen sowie gesundes Gewebe der Speiseröhre. Sie fanden heraus, dass die Tumorzellen im Vergleich zu den gesunden Zellen eine besonders hohe Menge eines spezifischen Kalziumkanals (Orai1) aufweisen. Behandelten die Forscher die Zellen dieser Patienten in Kultur mit Zink, wuchsen und vermehrten sich die Tumorzellen nicht weiter. Interessanterweise hatte Zink dabei keinen Einfluss auf die gesunden Zellen der Speiseröhre. Prof. Zui Pan, Hauptautorin der Studie, erklärt: „Zink blockiert die Kalziumkanäle, die in gesunden Zellen nicht vorkommen. Dadurch verhindert es spezifisch das Wachstum der Tumorzellen.“ Für ihre starke Proliferation seien die Tumorzellen auf einen erhöhten Kalziumein- beziehungsweise Ausstrom während der Zellteilung angewiesen. Zink führe vermutlich über die Blockierung der Kanäle dazu, dass der Zellzyklus unterbrochen wird. Die Wissenschaftler erhoffen sich durch ihre Studie in Zukunft noch bessere Präventions- und Therapieoptionen für Speiseröhrenkrebs, die auf die Kalziumkanal-Zink-Interaktion abzielen. Eine generelle Empfehlung für Zink-Supplementationen sprach Pan aber nicht aus. Die Wirksamkeit, auch in Hinblick auf andere Krebserkrankungen, müsse in klinischen Studien weiter untersucht werden. Quelle: