Das Pharmakon Oxantel hat sich seit Jahrzehnten bewährt, um Tiere zu entwurmen. An eine mögliche Verwendung in der Humanmedizin hatte bis dato niemand gedacht. Forscher zeigen jetzt den Nutzen für Menschen, die Peitschenwürmer in sich tragen.
Haken- und Peitschenwürmer bedrohen die Gesundheit von Menschen in Entwicklungsländern. Durch verschmutztes Wasser sowie über verschmutztes Erdreich gelangen Wurmeier in den Körper, wo sie mehrere Entwicklungsstadien durchlaufen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rät zur regelmäßigen Entwurmung mit Albendazol oder Mebendazol. Entsprechende Pharmaka sind aber gegen Peitschenwürmer kaum wirksam.
„Wir erinnerten uns an ein wirksames Entwurmungspräparat aus der Tiermedizin“, sagt Jennifer Keiser vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH). Oxantel, das Metaoxyphenol-Derivat des Pyrantels, geriet nach einigen Studien in den 1970er-Jahren in Vergessenheit. Veterinärmedizinische Hersteller wollten den Wirkstoff auch heute nicht für klinische Versuche am Menschen abgeben, und als Rezeptursubstanz war Oxantel ebenfalls in keinem Katalog zu finden. Unterstützung erhielt Keiser aus dem Pharmazentrum der Universität Basel. Forschern gelang es, die Substanz herzustellen. Gleichzeitig entwickelten sie eine für Kinder geschmacklich und farblich attraktive Galenik.
Nach Tests im Labor führte Keiser eine randomisierte Doppelblindstudie mit wurminfizierten Schulkindern durch. Diese erhielten alternativ Oxantel plus Albendazol, Oxantel, Albendazol oder Mebendazol. Besonders gut schnitt die Kombination Oxantel plus Albendazol ab – hier waren 31 Prozent aller kleinen Patienten nach einmaliger Behandlung frei von Würmern. Die Zahl an Wurmeiern verringerte sich um 96 Prozent. Alle anderen Wirkstoffe schnitten signifikant schlechter ab, berichtet Jennifer Keiser im „New England Journal of Medicine“. Weitere Arbeiten müssen zeigen, inwieweit hier noch Optimierungen möglich sind.