Ein altes Thema neu aufgelegt: Brandenburgs SPD fordert im Programm zur Landtagswahl, Apothekenbusse einzuführen. Standesvertreter laufen Sturm. Sie setzen auf bestehende Versorgungskonzepte – und wollen lieber Patienten mobilisieren.
„Rollende Apotheken“ sorgten schon im Bundestagswahlkampf der CDU/CSU für Gesprächsstoff unter Kollegen. Jetzt schlägt Brandenburgs SPD in die gleiche Kerbe. In ihrem Programm für die Landtagswahl thematisieren Sozialdemokraten auch die flächendeckende Gesundheitsversorgung. Unter Vorhaben 39 ist zu lesen: „Wir wollen die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass Apothekenbusse Menschen in abgelegenen Regionen in Zukunft besser mit Medikamenten versorgen können.“
Dazu ein Rückblick: Bereits im Herbst 2013 sorgten Apothekenbusse für unrühmliche Schlagzeilen. DocMorris zog mit grün-weißen Promotionsbussen quer durch die Republik. Apotheker protestierten vielerorts – und Patienten interessierten sich nicht sonderlich für den Marketing-Gag. Versorgungsengpässe waren in Brandenburg jedenfalls nicht erkennbar.
Das sieht der Apothekerverband Brandenburg (AVB) ähnlich. Derzeit gäbe es keine Lücken in der Versorgungsstruktur mit Arzneimitteln. „Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, in denen in den letzten Jahren die Apothekendichte abnahm, haben wir in Brandenburg stabile Verhältnisse und sogar den Zuwachs um eine Apotheke im letzten Jahr zu verzeichnen“, so AVB-Vorsitzende Dr. Andrea Lorenz. Darüber hinaus verweist sie auf Rezeptsammelstellen und Bringdienste als profunde Antworten zur flächendeckenden Versorgung. „Anstatt die funktionierende Infrastruktur mit neuen, unerprobten Wegen zu unterlaufen, sollten bewährte Strukturen erhalten und ausgebaut werden“, kritisiert der Verband in einer Meldung.
Dass Brandenburgs Sozialdemokraten gerade jetzt Apothekenbusse in das Gespräch bringen, erstaunt. Schließlich hat die letzte Bundesregierung Honorare angepasst sowie Pauschalen für Nacht- und Notdienste eingeführt. „Das ganze Jahr über stehen qualifizierte Pharmazeutinnen und Pharmazeuten 24 Stunden täglich zur Verfügung, um den Patienten im Notfall zu helfen“, so Lorenz weiter. „Wie sollen Apothekenbusse diesen Versorgungsauftrag übernehmen, wenn die Apotheken vor Ort immer weniger werden?“ Auch haben der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband den gordischen Knoten strittiger Zwangsrabatte durchtrennt. Jetzt gibt es zumindest mittelfristig Planungssicherheit.
Für den ABV sind rollende Apotheken der falsche Weg. Menschen sollen nicht von ihrer gesellschaftlichen Teilhabe abgekoppelt werden, sondern selbst mobiler werden. Deshalb setzen Brandenburgs Apotheker auf Patientenbusse.