Immer häufiger klagen Reisende über Stiche von Bettwanzen. Die Parasiten werden von Touristen zusammen mit schmutziger Wäsche verschleppt, berichten Biowissenschaftler. Der Körpergeruch getragener Kleidung wirkt auf die Tiere stark anziehend. Was können Ärzte vorbeugend raten?
Bettwanzen (Cimex lectularius) machen sich nicht nur in Hotels breit. „Wir schätzen, dass zwischen zehn und 20 Prozent aller alpinen Hütten von Bettwanzen befallen sind“, sagt Karl Selden vom Alpenverein Klagenfurt zur Austria Presseagentur. Peter Kapelari, Leiter der Abteilung für Hütten, Wege und Kartografie im Alpenverein, beschwichtigt umgehend: „Die Alpenvereine betreuen über 400 Hütten im Alpenraum und es sind uns genau sechs Fälle eines Befalls bekannt.“ Damit seien lediglich 1,5 Prozent aller Unterkünfte betroffen. Genauere Daten gibt es nicht. Doch wie sollten sich Wanderer verhalten?
Bettwanze (Cimex lectularius) © CDC / CC0 Dazu ein Blick auf biologische Besonderheiten. William Hentley von der Universität Sheffield hat das Verhalten von Cimex lectularius eingehend untersucht. Der Körpergeruch in getragenen Kleidungsstücken würde Bettwanzen wie ein Magnet anziehen, erläutert Hentley. Der Biowissenschaftler hat im Labor bei gleicher Temperatur Tragetaschen mit verschmutzter und mit sauberer Kleidung platziert. Die Bettwanzen entschieden sich doppelt so häufig für die Dreckwäsche. Folglich können schmutzige Klamotten, die sich in einem offenen Koffer, einem Rucksack oder auf dem Boden befinden, Bettwanzen anlocken. „Unsere Studie deutet darauf hin, dass gebrauchte Kleidung in einer dicht verschließbaren Tasche die Wahrscheinlichkeit verringert, dass Menschen mit Bettwanzen nach Hause gehen“, schlussfolgert Hentley. Seiner Ansicht nach verbreiten vor allem Touristen auf längeren Rundreisen mit vielen Aufenthalten die ungebetenen Gäste.
Patienten bemerken die Folgen einer nächtlichen Attacke erst am nächsten Morgen – der Speichel von Blutsaugern hat schwach lokalanästhetische Eigenschaften. An den Einstichstellen kommt es zu Rötungen, Schwellungen und vor allem Juckreiz. Hautreaktion nach Stichen der Bettwanze © KEBman / Wikipedia, CC0 Körperteile, die im Schlaf nicht bedeckt sind, also die also Arme, die Schultern und die Beine, sind beliebte Angriffsziele von Wanzen. Ärzte sprechen von einer Cimikose. Die Therapie orientiert sich an den vorherrschenden Beschwerden. Bei Juckreiz eignen sich lokaler Antipruriginosa wie Polidocanol. Stärkere Beschwerden rechtfertigen auch den Einsatz lokaler Glucocorticoide, beispielsweise Betamethason. Kommt es zu Superinfektionen, verordnen Ärzte orale Antibiotika. Ob Cimex lectularius tatsächlich als Vektor für Viren und Bakterien dient, ist aus wissenschaftlicher Sicht fraglich. Bislang haben Forscher zwar 28 verschiedene Krankheitserreger in den Bettwanzen nachgewiesen, unter anderem das Hepatitis-B-, das Hepatitis-C- und das HI-Virus. Lediglich bei Arboviren gibt es jedoch Hinweise auf diesen Übertragungsweg.
Neben der symptomatischen Therapie raten Ärzte, die Wohnung zu dekontaminieren. Temperaturen über 55 Grad Celsius oder unter minus 18 Grad Celsius töten Eier und Tiere ab. Zum Beispiel indem Matratzen mit heißem Dampf bearbeitet werden oder kleinere befallene Gegenstände mehrere Tage eingefroren werden. Aber nicht alle Gegenstände lassen sich einer Hitze- oder Kältebehandlung unterziehen. Als chemische Alternativen nennt das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) u.a. Beta-Cyfluthrin und Pyrethrum/Piperonylbutoxid.