Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft soll neutral handeln. Bekommen Mitglieder von Firmen Geld für Dienstleistungen, lassen sich Interessenkonflikte nicht immer ausschließen. Eine Transparenzoffensive macht jetzt mögliche Verflechtungen sichtbar.
Aufgabe der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) ist, die Bundesärztekammer zu Fragen rund um Arzneimittel neutral und wissenschaftlich fundiert zu beraten. Dazu gehören vor allem Hinweise auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Ärzte sind zur Meldung an die AkdÄ verpflichtet. Diese gibt entsprechende Informationen gemäß § 62 Arzneimittelgesetz („Organisation des Pharmakovigilanz-Systems der zuständigen Bundesoberbehörde“) weiter. Um ihre Aufgaben neutral zu erfüllen, hat die AkdÄ jetzt eine Transparenzoffensive gestartet.
Ab sofort werden alle Informationen zu möglichen Interessenskonflikten ihrer Mitglieder online in Form einer „Public Declaration of Interests“ veröffentlicht. Darüber hinaus sollen Zahlungen von Firmen an ordentliche Mitglieder der AkdÄ gelistet werden, etwa für Beratungstätigkeiten oder Vorträge. Das betrifft sowohl die pharmazeutische Industrie als auch Hersteller von Medizinprodukten. „Bei Mitgliedern der AkdÄ sind sowohl die Transparenz bei Interessenkonflikten als auch der korrekte Umgang mit ihnen eine wichtige Voraussetzung für eine unabhängige Bewertung von Arzneimitteln“, stellt der AkdÄ-Vorsitzende Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig klar. „Dass diese Transparenz aus dem Kreis der Mitglieder selbst heraus entwickelt wurde, wird hoffentlich ein positives Signal auch für andere Gruppierungen innerhalb der Ärzteschaft setzen.“
Mit der Veröffentlichung allein ist es aber nicht getan. AkdÄ-Gremien haben auch Regeln entwickelt, wie mit Interessenkonflikten umzugehen ist und wie sich diese minimieren lassen – etwa bei Stellungnahmen oder Bewertungen. Professor Dr. Klaus Lieb, Sprecher der zuständigen Arbeitsgruppe, will „einerseits die Beeinflussung bei Bewertungen von Arzneimitteln durch die Industrie gering halten“, gleichzeitig aber „den wissenschaftlichen Fortschritt nicht behindern“.
Gleichzeitig macht die AkdÄ klar, Interessenkonflikte seien eine Risikosituation, aber „nicht per se schlecht oder verwerflich“. Allerdings erhöhe sich die Gefahr, dass Ärzte oder Wissenschaftler nicht mehr ausschließlich zum Wohl der Patienten entscheiden. Auf der anderen Seite seien gerade wissenschaftliche Beziehungen zur Industrie wichtig, um bessere Medikamente zu entwickeln. Der Grat ist meist recht schmal.