Rezidivierende Blasenentzündungen sind ein häufiges Problem bei Frauen. Das Wiederaufflammen der Infektion wird meist durch die falsche Behandlung von resistenten Keimen verursacht. Mit einem Schnelltest sollen Resistenzen erkannt und die Therapie optimiert werden.
„Fast zehn Prozent der in Praxen verordneten Antibiotika werden aufgrund von Harnwegsinfektionen verschrieben, und ein Viertel der betroffenen Frauen erleidet bereits innerhalb von sechs Monaten eine erneute Blasenentzündung“, weiß Prof. Dr. André Gessner. Er ist Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene am Uniklinikum Regensburg. Häufig betrifft das Thema junge Frauen. Geschlechtsverkehr und spermizide Kontrazeptiva erhöhen bei ihnen die Gefahr, zu erkranken. Als Auslöser rezidivierender Zystitiden gilt Escherichia coli. Dass Therapien oftmals scheitern liegt immer häufiger daran, dass E. coli gegen Antibiotika widerstandsfähig werden. Antibiotikaresistenzen in Deutschland bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen (R: resistent, I: Intermediär) © Professor Dr. Florian Wagenlehner, Uniklinikim Essen Um Antibiotikaresistenzen zu bestimmen, arbeiten mikrobiologische Labors meist mit der direkten Kultivierung als Goldstandard. Das kann ein bis zwei Tage dauern. Jetzt präsentiert Nathan G. Schoepp vom California Institute of Technology ein Verfahren, das schon nach 30 Minuten Ergebnisse liefert. Im ersten Schritt werden bakterienhaltige Urinproben ohne weitere Aufarbeitung mit beziehungsweise ohne Antibiotika-Zusatz 15 Minuten lang im Wärmeschrank inkubiert. Dann folgt die Lyse, also die Zerstörung bakterieller Membranen, durch Chemikalien.
Um bakterielle Gene zu vermehren, arbeitet Schoepp nicht mit der Polymerase-Kettenreaktion (PCR), sondern mit der „Schleifen-vermittelten isothermalen Amplifikation“ (loop-mediated isothermal amplification, LAMP). Bei dieser Methode ist dank spezieller DNA-Polymerasen kein Thermocycler erforderlich. Das spart Zeit und Geld. Anhand der Menge bestimmter Genmarker ermittelt Schoepp, ob Resistenzen vorliegen: Gibt es in beiden Reaktionsgefäßen nur geringe oder keine Unterschiede, ist das Antibiotikum wirkungslos. Resultate liegen nach 30 Minuten vor, bei der PCR dauert es mindestens zwei Stunden. Bakterielle Kulturen, sie gelten als Goldstandard, nehmen ein bis zwei Tage in Anspruch. Ablauf und Auswertung der Untersuchung per LAMP © Nathan G. Schoepp
„Das Verfahren überzeugt durch Schnelligkeit, Präzision und die Möglichkeit der Testung direkt aus dem Urin der Patienten“, sagt André Gessner. Schoepps Methode habe „bei ausreichend hoher Keimzahl im Patientenmaterial und Optimierung für verschiedene Keime, Antibiotika und Proben (Blut, Liquor, Punktate) großes Potenzial für einen breiten Einsatz in der Infektionsdiagnostik.“ Sollten größer angelegten Studien die positiven Ergebnisse bestätigen, rechnet Gessner mit einer „deutlichen Verbesserung der Antibiotikaverschreibung in der Praxis“. Aktuell wurden 54 Urinproben untersucht und die Resultate mit Standardmethoden verglichen.
Bis zum Einzug in die Praxis wird also noch Zeit vergehen. Umso wichtiger sind ergänzende Maßnahmen zur Antibiotikatherapie. In einem Übersichtsbeitrag gibt Dr. Winfried Vahlensieck aus der Kurpark-Klinik Bad Nauheim Ratschläge, was Patientinnen schon heute gegen wiederkehrenden Harnwegsinfektionen tun können:
Damit lässt sich die Einnahme von so manchem Antibiotikum ersparen.